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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Pferden umgehen. Ich habe mich um den Stall meines Meisters gekümmert. Und ich kann ein wenig die Harfe spielen und bei Tisch bedienen.«
    Wulf kaute sich auf der Unterlippe, sagte etwas zu Eduin. Er sah noch immer besorgt aus. Eduin antwortete scharf, und Wulf schien sich mit ihm zu streiten. Eduin zuckte die Achseln und sagte etwas, worüber Wulf erzürnt war, und dann wandte er sich mir wieder zu. »Gut, Briton, wir halten ju. Wenn ju versuchst wegzulaufen, schmeckst ju die Peitsche. Sorg für unsere Rosse, und später wirst ju verkauft, einem, der ju kann brauchen, wenn wir die Sippe deines Meisters nicht können finden.«
    »Ich danke dir, Herr«, sagte ich und verneigte mich vor ihm. Ich dachte: Später? Wann? Wenn sie die Armee erreichten, von der sie zum Organisieren ausgeschickt worden waren? Sie hatten erwähnt, daß der Pendragon in der Nähe war. Es sah so aus, als ob ich mitten im Kriege steckte. Ich fragte mich, was wohl in Britannien geschehen war, während ich mich im Land der Seligen aufhielt.
    Wulf erklärte mich seinen Gefolgsleuten, und die Sachsen übergaben mir die Leinen ihrer Pferde und begannen wieder nach Osten zu gehen, ohne weitere Kommentare abzugeben. Während ich sie betrachtete, wurde mir immer klarer, daß sie wohl eine Gruppe waren, die Vorräte einholen sollte. Ich verfluchte mein Pech, gerade ihnen zu begegnen. Wäre ich auf einen einsamen Krieger oder einen Bauern getroffen, ich wäre wenigstens in irgendeiner Weise über den Ort, an dem ich mich befand, gewarnt worden. Ich hätte die Straße verlassen können - angenommen, ich hätte die Begegnung überlebt - und wäre in Sicherheit weiter nach Westen gegangen. Wie es aber jetzt aussah, so saß ich fest und war in Gefahr. Die Sachsen würden mir mit Sicherheit nicht erlauben, das Schwert zu behalten. Ich konnte nicht verstehen, warum sie mich nicht schon darum gebeten hatten. Und ich mochte auch den Gedanken nicht, was geschehen würde, wenn sie versuchten, es zu ziehen. Das Schwert würde mich verraten. Wie auch immer, ich würde einen Namen angeben müssen für meinen angeblichen Herrn - wenn ich mich nicht sowieso verriet, dadurch, daß ich etwas nicht wußte, was jeder Hörige wissen mußte.
    Nun, so tröstete ich mich, es gab sicher einen Ausweg. Sieher würde das Licht nicht mein Leben wegwerfen und mein Schwert in Feindeshand fallen lassen, so kurz, nachdem ich gerettet worden war und Waf-fen bekommen hatte. Das Licht hatte mich vor Morgas gerettet, sicher konnte es mich auch vor den Sachsen retten. Aber ich hatte Angst. Das Licht hatte mich vor der Finsternis gerettet, ja, aber das war Magie gewesen, die gegen Zauberei arbeitet, und die Sachsen waren eine körperliche Macht, Fleisch, Blut und Stahl. Es war so schnell passiert, daß ich keine Zeit gehabt hatte, irgend etwas zu fühlen. Aber jetzt hatte ich den Wunsch, die Zügel der sächsischen Pferde einfach fallenzulassen und wegzurennen. Es war mir, als ob ich von Morgas’ Welt in Lots Welt eingetreten wäre, wo Morgas nur indirekt arbeiten konnte. Und das Licht?
    Das Licht ist Hoher König, sagte ich mir. Er hat dich hierhergebracht, er kann dich auch wieder hinausbringen.
    Aber die Zweifel blieben, und auch die Angst. Die Sachsen hatten einen schlimmen Ruf.
    Wenigstens, so sagte ich mir, ist der Hohe König Artus irgendwo in der Nähe, und er macht Krieg gegen diese Sachsen. Artus, Artus, Pendragon von Britannien. Artus, der gegen die Finsternis kämpft. Als Lugh mir das erzählt hatte, da hatte ich ihn nicht in Frage gestellt, aber jetzt überlegte ich doch. Artus kämpfte, soweit ich das wußte, gegen die Sachsen. Er hatte es wenigstens getan, und er schien es noch immer zu tun. Aber die Sachsen konnten nicht das gleiche sein wie die Finsternis. In den Kriegern, neben denen ich ging, konnte ich nichts Böses spüren, und wenn es dagewesen wäre, dann hätte ich es gewußt. Sie benahmen sich so ziemlich wie jeder andere Krieger. Sie konnten untypisch sein, aber das bezweifelte ich. Die Sachsen hatten zwar den Ruf, gewalttätige, brutale Sklaventreiber und Frauenmißhandler zu sein, und sie galten auch als stumpfsinnig, leichtgläubig, naiv und blöde. Über diese letzteren Charakterzüge der Sachsen wurden viele Witze gerissen - aber während ich Eduins kühles, vorsichtiges Benehmen beobachtete, begann ich zu glauben, daß wenigstens dieser Teil des sächsischen Rufes vielleicht nicht stimmen könne. Und was den Rest anbetraf, so sind alle Krieger gewalttätig.

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