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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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laut.
    Aber es herrschte nur Schweigen, und der warme Glanz des Schwertes antwortete einem tiefen, fast vergrabenen Feuer in mir.
    Ich stand auf, rückte das Schwertgehänge zurecht, das ich vergessen hatte abzunehmen, und ging aus dem Raum.
    Die schwarze Masse des Hauses stand über den Ställen vor dem ster-nenerleuchteten Himmel. Die Stadt war dunkel, und man sah nur die fernen Wachfeuer auf den Mauern. Ich zitterte in der Nachtluft, obwohl es trotz der Frühlingskühle nicht wirklich kalt war. Nein, es lag ein Gefühl in der Luft, das ich erkannte. Ein Gefühl, das vom Haus ausstrahlte. Ich wandte mich wieder dem Haus zu, fand den Weg ins Atrium und ging dann nach kurzem Zögern zu den mit Mosaiken belegten Wohnquartieren der Adeligen. Alle Hörigen schliefen.
    Es war dunkel im Haus, es herrschte tiefes Schweigen und eine schwarze Hitze. Aber die unterschied sich von der ähnlichen und doch anderen Eiseskälte bei Morgas. Es wurde mir schwer zu atmen. Eine Minute stand ich da und erlaubte meinen Augen, sich an die Finsternis zu gewöhnen, und dann klammerte ich meine Hand um das Heft meines Schwertes und dachte an das Licht. Ich ging vorwärts, zu der geschlossenen Tür am Ende des Korridors, und ich öffnete sie einen winzigen Spalt, um hineinschauen zu können.
    Das erste, was ich sah, war ein Schatten, der vor der Wand hin und her schwang. Erst danach sah ich den Körper, von dem dieser Schatten geworfen wurde. Der Mann war schon
    tot. Sein Kopf wurde von dem Seil, an dem er gehenkt worden war, grotesk zur Seite gedrückt. Der Mann sah wie ein Brite aus, aber in dem Licht war das nicht so leicht zu sagen. Ich erkannte das Muster, das unter ihm auf den Fußboden gezeichnet war. Es war mit seinem Blut gezeichnet. Ich kannte auch das Muster um die einzelne dicke Kerze, die in der Nähe der Tür stand. Aldwulf von Bernicia kniete vor dem ersten Muster, warf eine Handvoll Runenstäbchen darauf aus und las dann die Worte ab, die gebildet wurden. Cerdic, der an der Seite stand und dessen Augen vom Hunger in seinem Blick strahlten, machte nicht den Eindruck, als ob er verstehen könnte, was die Runen bedeuteten. Und ich - möge das Licht mich schützen - ich verstand.
    Ein Schatten schien sich über dem Kopf des gehängten Mannes zusammenzuziehen. Die Leiche schwang schneller hin und her und ließ die Schatten an den Wänden wirbeln. Aldwulf warf die Runen. Er hatte keine große Macht heraufbeschworen, das sah ich, sondern nur einen Boten. »Ein Handel«, sagte Aldwulf laut und sprach in der Sprache der Runen, die er warf. Es war die uralte, eiskalte Sprache der Zauberei. Aldwulfs Stimme war nicht länger weich, sondern rauh und tödlich. Er arrangierte die Stäbchen zu seiner eigenen Botschaft. »Überbringe dies deinem Herrn. Ich will einen Handel.«
    Der Körper schwang langsamer. Aldwulf warf die Runen, las still die Antwort, während er kaum die Lippen bewegte, und ordnete die Stäbchen dann neu. »Tod«, las er vor, »für. Artus, den Hohen König. Für seinen Tod, den Tod. Ein Opfer. Akzeptierbar.«
    Die Leiche hörte auf zu schwingen, aber der Schatten lagerte weiterhin darauf. Wieder warf Aldwulf die Runen, und diesmal las er die Antwort laut. »Nicht akzeptabel. Leben eines Sterblichen bedeutet wenig. Unmöglich. Laß mich frei.« Direkt hinter der Schwelle des Gehörs begann ein schwaches Wimmern, so dünn wie eine Messerklinge, giftig, schrecklich anzuhören. Aldwulf legte die Hand über die Runen und sprach laut, noch immer in der alten Sprache: »Es ist kein gewöhnliches sterbliches Leben. Wir haben einen, der vom Stamm der Sidhe sein muß, wenigstens teilweise. Einen Diener des Lichts, dessen Name Gawain ist. Er trägt ein Schwert, das mächtig gegen das Licht ist, das du brauchen kannst.«
    Ich schloß die Augen und lehnte mich gegen den Türrahmen. Übelkeit hing über mir wie eine große kalte Hand.
    Das Wimmern hörte auf. Der Körper begann wieder zu schwingen, diesmal in einem Kreis, der wilder und wilder wurde. Aldwulf warf die Runen. »Möglich«, las er. »Mit dem Schwert möglich. Töte. zuerst das Opfer.«
    »Nein«, fügte er hinzu, während er die Runen bedeckte und wieder aufschaute. »Zuerst bring du den Pendragon um, dann wirst du dein Opfer bekommen.«
    Das Wimmern begann wieder, und der Körper zuckte an dem Seil, als ob er versuchte, wieder lebendig zu werden. Aldwulf warf die Runenstäbchen hin. »Unmöglich. Brauche das Schwert. Für das Schwert muß getötet werden.

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