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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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erhoffen konnte, war, daß ich nicht zu schlimm verletzt wurde.
    Aber jetzt konnte ich nicht mehr zurück. Etwas von der strahlenden Helligkeit fiel auf mich. Ich zog Caledvwlch. Cei grinste noch breiter und tat einen weiteren Schritt vorwärts.
    »Cei! Wer ist es denn jetzt?« kam eine Stimme aus dem hinteren Teil der Gruppe. Die Krieger schauten sich um.
    Noch ein weiterer Mann war herangeritten, beladen mit einigen Vorräten aus dem Lager der Mönche. Ceis Gruppe machte ihm Platz. Es war ein hochgewachsener Mann von ungefähr einundzwanzig Jahren, mit langem, goldenen Haar und einem säuberlich getrimmten Bart. Er trug einen purpurgesäumten Mantel, dessen Fibeln aus Gold bestanden, und er strahlte Energie und Kraft aus. Seine heißen blauen Augen glitten leicht über mich und ruhten dann auf Cei. »Wenn dieser Kerl der Herd deines Ärgers ist, dann ist er’s nicht wert.«
    »Er hat angefangen«, sagte Cei in verletztem Tonfall.
    »An dem Tag, an dem ein anderer Streit mit dir anfängt, an dem Tag fließen die Flüsse rückwärts«, sagte der Neuangekommene. »Bei der Sonne und dem Wind, laß uns doch ein einziges Mal Artus gehorchen, einfach die Vorräte einsacken und abziehen.«
    Cei hielt inne und warf einen Blick auf mich. Ich steckte Caledvwlch in die Scheide.
    Cei seufzte ein bißchen und steckte auch sein Schwert weg. »Na gut. Er ist es wirklich nicht wert. Und außerdem haben wir den Kampf gerade erst hinter uns.« Er schwang sich auf sein Pferd. Der blonde Mann grinste und wendete sein Roß. Die Spannung war verflogen; die Krieger würden nehmen, was sie wollten und dann losziehen.
    »Wartet!« rief ich. Die Krieger hielten an, drehten sich um und schauten mich fragend an. Ich lächelte, in mir war ein seltsames Gefühl, halb Freude, halb alter Neid und Bitterkeit -Bitterkeit, die sich schnell auflöste. Nur die Freude blieb.
    »Tausendmal willkommen, Agravain«, sagte ich zu dem blonden Krieger.

10
    Mein Bruder saß einen Augenblick lang bewegungslos da und starrte mich mit seinem wohlbekannten, heißen Blick an. Dann saß er hastig ab, rannte ein paar Schritte auf mich zu, blieb stehen und ging langsam weiter.
    »Es ist unmöglich«, sagte er, und sein Gesicht wurde rot. »Du. du bist tot.«
    »Wirklich, das bin ich nicht«, erwiderte ich.
    »Gawain?« fragte er, »Gawain?«
    »Du kennst ihn?« wollte Cei erstaunt wissen. Agravain drehte sich noch nicht einmal um.
    »Ich hätte nicht gedacht, daß ich dich so bald sehen würde«, sagte ich. »Ich bin sehr froh.«
    Agravain lächelte zögernd, dann strahlte er und packte mich an den Schultern. Er schaute mir ins Gesicht, und dann erdrückte er mich fast in einer gewaltigen Umarmung. »Gawain! Bei der Sonne und dem Wind, ich dachte, du wärst tot. Du wärst schon drei Jahre tot! Ihr Götter, es ist schön, dich wiederzusehen!«
    Ich erwiderte seine Umarmung von ganzem Herzen. Ich lachte, und endlich sah es so aus, als ob die dunklen Jahre unserer Kindheit endlich überstanden wären. Wir hatten beide zuviel durchgemacht, als daß wir noch irgend etwas außer Freude über unser Wiedersehen empfinden konnten.
    »Was ist eigentlich los?« fragte Cei in völliger Verwirrung. »Warum quasselt ihr denn da auf irisch?«
    »Cei!« schrie Agravain, ließ mich los und wirbelte zu seinen Kameraden herum. »Der hier ist mein Bruder, Gawain, der, der gestorben ist - den ich wenigstens für tot gehalten habe!
    Ich schwöre den Eid meines Volkes, ich weiß nicht, wie das sein kann, aber er ist es.«
    Die Krieger starrten mich verblüfft an, außer Cei, der mir zuerst einen peinlich berührten und dann einen Verzeihung heischenden Blick zuwarf. Aber die Bauern um mich herum zogen sich ein Stück zurück, und die Mönche starrten mich mit wachsendem Mißtrauen an.
    »Das ist also der berühmte Agravain ap Lot«, sagte Sion und schaute meinen Bruder an - er war in der Menge der einzige, der das tat.
    »Ist er wirklich berühmt?« fragte ich und erinnerte mich an meine alten Sorgen um Agravain, als er zur Geisel wurde. Allem Anschein nach hatte ich mich umsonst gesorgt.
    »Na, das hättest du doch aber erwarten können«, grinste Agravain.
    »Wo bist du denn gewesen, als wir dich alle für tot gehalten haben, daß du nichts von dem Ruhm deines Bruders gehört hast?« fragte Bedwyr ruhig. Ich schaute auf und begegnete seinem Blick, und ich verspürte Respekt vor ihm.
    »Ich bin an einem weit entfernten Ort gewesen«, sagte ich, »und ich habe seltsame Dinge erlebt, zu

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