Der Falke des Lichts
nicht eingeplant«, sagte Cei mit tiefer Befriedigung. »Sie sagen, daß sein Zauberer, Aldwulf Fflamdwyn, ihm immer verrät, wo Artus ist. Aber sogar Aldwulf kann nicht voraussagen, wo Artus sich aufhält.«
»Wir auch nicht«, meinte Agravain, »selbst wenn wir bei ihm sind. Er ist ein großer König, Gawain. Es beschämt mich, daß selbst Vater gegen ihn kämpfte. Wir hätten einen Pakt mit Artus schließen sollen und nicht mit diesen Ochsen aus dem Norden.«
»Na, das ist wenigstens wahr«, meinte Cei, »und es hätte euch auch Zeit gespart.«
»Aber dein Bruder muß es auch glauben, Agravain«, fügte Bedwyr hinzu. »Sonst würde er nicht Dienst bei Artus suchen.«
Agravain machte wieder ein finsteres Gesicht. »Was willst du denn dort tun, Gawain. Artus nimmt nur Krieger und ein paar Ärzte in seinen Heerbann auf. Du könntest natürlich in Camlann wohnen, glaube ich, wenn du nicht planst, wieder nach Hause zu gehen.«
»Ich kann nicht zurück auf die Inseln«, sagte ich, »- aber du, Agravain, wie kommt es, daß du Seite an Seite mit Artus’ eigenen Männern kämpfst? Und daß du dabei auch noch Ruhm gewinnst? Ich habe keine Nachrichten von dir gehört, seit sie dich als Geisel nahmen.«
»Ach«, sagte Agravain, »das kam ganz von selbst. Der Hohe König war freundlich zu mir, nachdem Vater und die Männer unseres Clans gegangen waren, und ich bewunderte ihn auch schon ein bißchen, wegen seiner Fähigkeiten im Krieg. Als Feind allerdings habe ich ihn gehaßt.«
»Und trotzdem hat er dich neben seinen Männern kämpfen lassen?«
»Nicht sofort.« Agravain grinste plötzlich Cei an. »Dieser grobpranki-ge Rüpel von einem Dumnonier hatte sich entschlossen, mich die scharfe Kante seiner Zunge spüren zu lassen, und es ist in der Tat eine scharfe Kante. Damals hab’ ich wenig genug verstanden, denn mein Britisch war noch immer nicht allzu gut, aber ich habe genug verstanden. Und so kam es, als er eines Tages mit der Runde von einem Raubzug zurückkehrte, daß er in Camlann zu mir sagte: >Die einzigen, die noch schlechter sind als die Sachsen, das sind die Iren.< Ich also auch, und dann hat er meine Faust voll ins Gesicht bekommen. Er hat zurückgeschlagen, und dann waren wir aufeinander, wie Hammer und Amboß. Nur, wie du siehst, er ist größer als ich. Er hat’s mir gegeben.«
»Du wolltest aber nicht aufhören«, warf Cei ein. »Gloria deo! Ich war sicher, ich hätte es mit einem Wahnsinnigen zu tun.«
»Und als er mich dann zum fünftenmal niedergeschlagen hatte und ich versuchte, wieder aufzustehen, und als ich mich am Tisch festhalten mußte, da hat er gesagt: >Du blöder Ire, hast du denn nicht Verstand genug, den Kampf abzubrechen, wenn du geschlagen bist?< Und ich sagte: >Nein. Und ich wünschte, mein Vater hätte es auch nicht getan.< Und Cei sagte: >Du bist ein wilder Barbar, aber bei Gott, Mut hast du genug. Ich nehme meine Worte zurück<, und dann half er mir auf. Und als der Hohe König das nächstemal Cei die Führung bei einem Überfall übertragen wollte, da meinte Cei: >Dann laß mich Agravain mitnehmen. Es ist die einzige Möglichkeit, ihn aus Schlägereien herauszuhalten<.«
»Nicht, daß Cei etwa vorgehabt hätte, Schlägereien zu vermeiden«, fügte Bedwyr hinzu. »Im Gegenteil. Es gibt nichts, was er lieber tut, und um so mehr hat er sich gefreut, daß er jetzt einen Freund hatte, der sich mit ihm prügelte.«
»Also habe ich für den Hohen König gekämpft«, schloß Agravain. »Und es gefällt mir gut. Vater hat Nachrichten geschickt, hin und wieder. Er meint, er freut sich darüber, daß ich gut kämpfe. Aber was ist mit dir, Gawain? Seit drei Jahren habe ich nichts von dir gehört, nichts von den Inseln und auch nichts von Britannien oder von anderswo. Wo bist du gewesen?«
Ich wandte unsicher den Blick ab. Ich war es meinem Bruder schuldig, ihm die Wahrheit zu erzählen, aber was er dann mit dieser Wahrheit anfangen würde, das konnte ich noch nicht einmal erraten. Wahrscheinlich würde er sich weigern, sie zu glauben. Dennoch würde ich es ihm erzählen. Aber wie konnte ich vor Bedwyr und Cei von Morgas sprechen? Agravain hätte alles geglaubt, was ich über sie sagte - er kannte sie ja gut genug dafür -, aber für fremde Ohren war das nicht bestimmt.
»Vielleicht solltest du am Anfang anfangen«, schlug Agravain vor, als das Schweigen peinlich wurde.
»Du hast Zeit genug, die Geschichte zu erzählen«, fügte Bedwyr hinzu. »Es sind noch Meilen bis Camlann.«
Ich
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