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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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musterte Bedwyr. Hier, das wurde mir klar, war ein weiterer Mann, der dem Licht diente. Aber er unterschied sich völlig von Sion. Er hatte es als erster gesehen, daß ich mit der Anderwelt zu tun gehabt hatte, und sein Blick war noch immer zweifelnd. Und jetzt warf mir auch Cei einen komischen Blick zu. Nur Agravain merkte nichts. »Agravain«, sagte ich, »ich kann es dir erzählen. Aber nicht jetzt.«
    »Bei der Sonne und dem Wind«, rief Agravain aus und benutzte wieder seinen alten Fluch, der für mich voll schwerer Erinnerungen war. »Du bist gerade von den Toten zurückgekehrt, nach allem, was ich wußte, und du willst, daß ich geduldig warte und leichte Konversation mache?«
    »Das wäre vielleicht das beste«, sagte ich. »Es handelt sich um eine Familienangelegenheit.« »Ich habe jetzt eine andere Familie«, erwiderte Agravain und machte eine weitläufige Handbewegung zu den Kriegern um ihn herum. »Und was mich angeht, das geht auch sie an.«
    »Wenn du vorhast, dich uns anzuschließen«, bemerkte Bedwyr, »dann wirst du es uns auch erzählen müssen. Für vergangene Untat oder dergleichen wird keine Rache genommen, wenn ein Mann erst einmal in die Runde aufgenommen ist.«
    »Gawain soll in die Runde aufgenommen werden?« fragte Agravain. »Das ist genauso unwahrscheinlich, als daß er in einer Blutfehde mitmischt. Er ist kein ausgebildeter Krieger.«
    Bedwyr sah gedankenverloren aus. »Vielleicht.«
    »Ich bin auch keiner«, sagte ich. »Ich hoffe, ich kann dem Pendragon auf irgendeine andere Art dienen.«
    »Artus nimmt nicht viele Männer mit, außer uns«, meinte Cei. »Aber vielleicht macht er eine Ausnahme, wenn du gut reiten kannst.«
    »Er war der beste Reiter auf den Inseln«, sagte Agravain. »Er kann sich uns irgendwie anschließen, wenn auch nicht als Krieger?«
    »Das hängt von unserm Herrn Artus ab«, sagte Bedwyr.
    »Aber wenn du wirklich den Wunsch hast, bei uns zu bleiben, dann haben wir ein Recht zu erfahren, was du getan hast«, sagte mir Cei. »Kurz nachdem Agravain zu uns kam, erhielt er eine Nachricht von den Ynysoedd Erch, in der stand, daß sein Bruder mit dem Pferd von der Klippe gestürzt sei. Er hat damals sechs Wochen getrauert. Alles, was Agravain angeht, geht auch mich an. Also, erzähl uns jetzt alles.«
    Ich schaute von ihm zu Bedwyr und Agravain hinüber und zuckte dann die Achseln. »Wie ihr wollt. Aber es ist eine seltsame Geschichte, und ich weiß nicht, ob ihr mir glauben werdet. Und es gibt vielleicht Dinge, die Agravain und ich verstehen, ihr aber möglicherweise nicht. Ich bin kein ausgebildeter Kämpfer, der sich in Duelle und Blutfehden verwickeln läßt, aber dies handelt von der Finsternis.«
    Der Zweifel in Bedwyrs Blick flammte zu offenem Mißtrauen auf. Agravain zuckte zusammen, wie ein verängstigtes Pferd, das scheut. »Dann hat es etwas mit Mutter zu tun«, flüsterte er.
    »Ja«, stimmte ich zu. »Hättest du es lieber, wenn ich warte, Bruder?«
    Er wollte schon nicken, aber dann hielt er inne. »Ich hatte gehört, daß du in der Nacht, am Samhain-Fest, ausgeritten bist. Zu den Klippen. Das war ein Wahnsinn, aber es sah dir ähnlich, und ich hatte auch gehört, daß.« Er zögerte, und ich sah, daß er mit meinem alten Ruf als Zauberer nur allzu vertraut war. Cei und Bedwyr warfen einander Blicke zu, ihnen war der gleiche Gedanke gekommen.
    Dann schnaufte Cei. »Deine Mutter, die berühmte Hexe, und ein altes heidnisches Fest, und das soll ein Grund für dein Verschwinden sein? Ich glaube nicht an solche Dinge. Und ich dachte, du glaubst auch nicht dran, Agravain.«
    »Tu’ ich auch nicht«, sagte Agravain. Aber er konnte Cei nicht ansehen. Er glaubte es natürlich doch. Es war unmöglich, Morgas zu kennen und nicht an ihre Macht zu glauben.
    »Soll ich weitererzählen?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Agravain. »Cei und Bedwyr sind jetzt auch meine Brüder, sie haben ein Recht zuzuhören.«
    Nun, wenn das so war, dann würde ich den dreien die Geschichte erzählen müssen. Aber ich hatte nicht den Wunsch. Die Geschichte war für Verwandte schmerzlich genug, aber vor Fremden war sie peinlich. »Agravain«, sagte ich, »was hast du über meinen Tod gehört?«
    »Nur das, was ich schon gesagt habe. Du wärst in der Samhain-Nacht ausgeritten, und am nächsten Tag hätte man dein Pferd an der Klippe gefunden, ohne Reiter. Niemand hätte erwarten können, daß du zweieinhalb Jahre später wieder auftauchst, achtzehn Meilen von Camlann entfernt, gekleidet wie

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