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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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erneut:
    »Hat Hormin sich, wenn er mit dir zusammen war, parfümiert?«
    Beltis runzelte die Stirn. »Nein, Herr.«
    Meren verließ das Schlafzimmer. Er wandte sich um und blickte Beltis an. Er bemerkte, daß sie ihre vorherige Pose wieder eingenommen hatte und die Brüste wieder nach vorne schob. Entschlossenheit schien zu ihrem Charakter zu gehören. Meren betrachtete die schimmernden Brustwarzen, dann ließ er seinen Blick langsam wieder über Beltis’ Gesicht wandern.
    »Du sagst, daß Hormins Frau und seine Söhne an diesem Mord Schuld sind. Immer wieder hast du dich darüber beklagt, daß sie dich hassen. Wenn sie dich so sehr hassen, Beltis, dann sag mir, warum nicht du es warst, die man unter dem Natron begraben fand, mit einer Klinge in deinem hübschen Nacken?«

Kapitel 4
    Nach ein paar Stunden hatte er sich an den Gestank im Tempel des Anubis gewöhnt, aber es würde eine Ewigkeit dauern, sich an das Gekreisch des Priesters Raneb zu gewöhnen. Kysen versuchte, nicht zurückzuweichen, als Raneb in seine knochigen Hände klatschte und einen unglücklichen Gehilfen herbeikrächzte, der jedoch leider nichts über Hormin, sein Leben oder seinen Tod wußte. Der Priester hob seinen Arm, und Kysen sog scharf den Atem ein. Er wandte sich ab und gab vor, einen der Natrontische zu überprüfen. Das altbekannte Miasma hüllte ihn ein, und er fühlte sich wieder wie ein verwirrtes Kind, das sich unter den Schlägen duckte und glaubte, daß sie es töten würden.
    Doch die geballte Faust und der weit ausholende Arm gehörten Raneb, der niemanden damit verletzen würde. Als er sich erneut den Männern im Trockenzelt zuwandte, war er wieder ruhig. Sämtliche Männer, vom Feuerheizer bis zum ranghöchsten Priester, waren entweder durch Kysen selbst oder durch einen seiner Männer befragt worden. Es würde keinerlei Fortschritt bringen, jetzt weitere Reden zu schwingen.
    »Priester Raneb.«
    Raneb schloß mitten in seinem Geschrei den Mund.
    »Habt vielen Dank für Eure wertvolle Hilfe. Der Gerechtigkeit des Pharao wird außerordentlich geholfen durch die Autorität einer Persönlichkeit wie Ihr es seid.«
    Er hatte Jahre gebraucht, um Schmeicheleien dieser Art sinnvoll einsetzen zu können, um herauszufinden, wer dafür anfällig war und um lächerliche Floskeln dahersagen zu können, als ob sie so gewichtig und so heilig wären wie die Liturgien aus dem Totenbuch. Meren hatte es ihn gelehrt. Die größte Schwierigkeit lag für ihn darin, seinem Vater zu glauben, der behauptete, daß der Empfänger solcher Schmeicheleien den wahren Grund nicht durchschauen würde. Für Kysen war dieser jedoch offensichtlich.
    Mit vor Wichtigkeit stolzgeschwellter Brust, roter Nase und roten Wangen blickte der Priester herum, um sich davon zu überzeugen, daß jeder die Worte gehört hatte, die der Sohn des Fürsten Meren zu ihm gesprochen hatte. Er wiegte seinen Körper vor und zurück, wippte von den Zehen auf die Fersen, faltete seine Hände über seinem Bauch und fragte, wie er sonst noch zu Diensten stehen könne.
    »Im Moment kaum.« Kysen schüttelte bedauernd den Kopf. »So sehr ich auch bleiben möchte, die Pflicht ruft mich fort. Aber ich möchte ein weiteres Mal mit dem Wasserträger sprechen.«
    Der Diener wurde herbeigebracht und die anderen entlassen. Raneb loszuwerden war schwieriger, aber Kysen meisterte auch dies. Dann widmete er sich der Aufgabe, die Ängste eines Bauern, der einem großen Fürsten gegenübersteht, zu beschwichtigen. An dem bronzenen Brustharnisch eines Wagenlenkers, der ihn bekleidete, an den Kriegerbändern an seinen Gelenken und den Waffen an seiner Taille konnte er jedoch nichts ändern. Der Knabe war eines von Tausenden von Kindern armer Familien, welche die niederen Arbeiten in den Tempeln, Palästen oder Haushalten des Zweifachen Reiches verrichteten. Er fürchtete Kysen, weil er selbst nur ein einfacher Knabe war, ohne Landbesitz und ohne Bedeutung für irgend jemanden außer ihm selbst.
    »Setz Dich aufrecht, Junge. Ich kann nicht mit dir reden, wenn deine Nase im Staub liegt.«
    Der Knabe richtete seinen Oberkörper auf, hielt aber die Augen niedergeschlagen, wie es sich gehörte. Er war nicht viel jünger als Kysen. Sein Gesicht war breit, von der Stirn bis zum Kinn. Er war sehr klein und dünn, weil er zu wenig Nahrung bekam und zu viel arbeitete. Seine Unterlippe hatte er, seit Kysen ihn zum letzten Mal gesehen hatte, wund gebissen. Das war nicht überraschend, da der arme Wasserträger der

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