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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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einzige im Tempel des Anubis war, der Hormin erkannt hatte.
    »Du heißt Sedi?«
    Sedis Nase beugte sich wieder in den Staub.
    »Laß das!« Kysen schluckte einen Fluch herunter, als Sedis Körper sich versteifte und dann zu zittern begann. »Beim Phallus des Ra, sie haben dir in den Kopf gesetzt, daß du in den Kerker geworfen und geschlagen wirst. Nun, du kannst derlei Ängste aus deinem Herzen verbannen. Ich schlage keine unschuldigen Kinder.«
    Sedis Mund öffnete sich vor Erstaunen, und Kysen lächelte ihn an. Dann verfiel er in die Sprache seiner Kindheit.
    »Alles klar, Bruder.«
    »Oh.«
    Kysen kniete sich neben Sedi nieder. »Oh? Du klingst wie eine Wäscherin, die von ihrem Liebhaber ins Schilf am Flußufer geworfen wurde. Sicherlich hast du aus dem, was ich sagte, herausgehört, wo ich geboren wurde.« Kysen streckte seine rechte Hand aus und hielt die Handfläche nach oben. »Glaubst du, daß diese Narben von solch leichter Arbeit wie vom Heben eines Schwertes herrühren? Und hör auf, dir auf die Lippe zu beißen. Sie blutet.«
    »Ja, Herr.«
    »Du kannst ganz frei mit mir reden. Ich gebe dir die Erlaubnis, Sedi.«
    »Ich habe nichts getan! Um die Leiche herum hatte sich eine Gruppe von Menschen versammelt und ich kam hin, um ebenfalls einen Blick darauf zu werfen. Ich bin nicht schuld. Ich habe nichts getan.«
    Kysen legte eine Hand auf Sedis Schulter, und der Knabe zuckte zusammen.
    »Ich habe dich gebeten, frei zu sprechen, aber ich erwarte von dir, daß du keinen Unsinn redest. Du fängst schon an, wie Raneb zu klingen.«
    Sedi gab einen erstickten Laut von sich, dann verlor er den Kampf gegen das in ihm aufsteigende Lachen. Mit der Hand, die auf der Schulter des Wasserträgers ruhte, spürte Kysen, wie sich dessen harte Muskeln entspannten.
    »Bruder, glaubst du, ich wüßte nicht, wieviel Mut es dich gekostet hat, hervorzutreten und dein Wissen preiszugeben? Jeder weiß, daß es besser ist, sich aus den Angelegenheiten der Großen herauszuhalten. Wenn du vor großen Männern sprichst, fühlst du dich wie ein Schilfrohr neben Leuchttürmen, nicht wahr?«
    »Ja, Herr.« Sedi befeuchtete seine Lippen und schluckte. »Aber Raneb ist immer gut zu mir gewesen, und ich konnte es nicht zulassen, daß das Böse im Tempel des Anubis Fuß faßt.«
    Kysen entspannte sich und setzte sich neben Sedi und ebenso entspannt stellte er seine nächste Frage. »Dann verstehst du ja sicher, daß es wichtig für mich ist, zu erfahren, woran du Hormin erkannt hast.«
    »Ich habe ihn vielleicht dreimal gesehen.«
    »Hier?«
    »Nein, Herr, in der Nekropole des Pharao.«
    Kysen fühlte, wie die Kraft seine Arme und Beine verließ und er war froh, daß er sich gesetzt hatte. »Berichte mir davon.«
    »Letzten Herbst kamen wir auf der Suche nach Arbeit nach Theben und fanden hier in der Nekropole eine Anstellung. Mein Vater dient dem Maler Useramun. Raneb hat mir gestattet, ihn an Festtagen zu besuchen, und dort habe ich Hormin dann gesehen. Ich glaube, er gibt den Diener des Erhabenen Ortes Geld, damit diese sein Grab gestalteten. Ihr wißt, daß sie zusätzliche Arbeit verrichten, nachdem sie ihre tägliche Arbeit für den Pharao beendet haben.«
    »Ich weiß«, sagte Kysen. »Also du warst nur selten in der Nekropole. Wie häufig ging Hormin dorthin?«
    »Ich weiß es nicht, Fürst Kysen. Ich sah ihn nur kurz und zufällig.«
    »Was tat er?«
    »Einmal schrie er den Hauptschreiber an, einmal einen Zeichner, ein anderes Mal ging er den Weg zum Landungssteg beim Fluß hinunter.«
    »Hormin schrie wohl häufig.« Sedi nickte.
    »Aber ansonsten hast du keine Ahnung, was er im Dorf wollte?«
    »Nein, Fürst Kysen, ich bin nur ein armer Wasserträger, der Sohn eines bescheidenen Mundschenks, aber…«
    Kysen beobachtete, wie Sedi erneut auf seiner Lippe herumkaute. »Dir wird wegen deiner Aufrichtigkeit kein Leid zugefügt werden.«
    »Ich glaube nicht, daß irgend jemand in der Nekropole Hormin mochte.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin nicht sicher, Herr.« Sedi blinzelte und starrte in die fahle Hitze des Nachmittags hinaus. »Ich glaube, ich bin darauf gekommen, weil ich bemerkte, daß, wann immer Hormin auftauchte, jedermann eifrig bemüht war, eine andere Arbeit an einem anderen Ort zu finden. Er muß ein unangenehmer Mann gewesen sein.«
    Kysen lächelte. »Irgend jemand fand ihn wirklich außerordentlich unangenehm. Vielen Dank, Sedi.«
    Kysen erhob sich und bedeutete Sedi, ebenfalls aufzustehen. Über die Schulter

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