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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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und starrte seine frühere Gattin an. Hinter ihm fuhr Remi langsam im Kreis herum.
    »Mutter hat mir zugesehen, wie ich die Kinderfrau erschossen habe.«
    »Du solltest deine Mutter in das Spiel mit einbeziehen. Erschieße sie doch mal.«
    Remi hörte auf, mit dem Wagen herumzufahren und suchte nach seinem Pfeil und Bogen.
    »Ich werde nicht erschossen«, sagte Taweret. Sie verschränkte die Arme, straffte die Schultern und drehte sich auf dem Absatz rum.
    Kysen seufzte und stand auf, um ihr zu folgen. Sie war gekommen, um einen Blick auf ihren verdorbenen Sohn und seinen gewöhnlichen Vater zu werfen, damit sie sich selbst in Erinnerung rufen konnte, wie groß ihr Unglück war und wie weise es gewesen war, sich scheiden zu lassen. Er würde ihre Anwesenheit so lange aushalten, wie er konnte und dann Zuflucht in der Halle nehmen, wo der Arzt gerade Hormins Leichnam untersuchte. Wieder einmal dankte er dem gütigen Gott dafür, daß er Taweret niemals wirklich geliebt hatte.
    Sie lag auf einer Couch unter einer Gruppe von Palmen im Hof. Zwei ihrer Diener fächelten ihr mit Fächern aus Straußenfedern Luft zu. Sie beobachtete, wie er näher kam, beäugte ihn mit jenem kritischen Mißtrauen, das sie niemals ablegte, wenn er anwesend war.
    Kysen ging in die Hocke, um sich am Ufer des künstlich angelegten Sees niederzulassen. Er schöpfte mit seiner Hand Wasser und trank. Prompt wurde er wegen seines gewöhnlichen Benehmens mit einer höhnischen Bemerkung belohnt. Er dachte daran, seine Rüstung und seinen Rock abzulegen, um ein Bad in dem See zu nehmen, aber er wollte Tawerets Besuch nicht noch unnötig verlängern.
    »Nur Bauern trinken aus ihren Händen.«
    Kysen ließ eine Handvoll Wasser sein gebeugtes Knie bis zu seinem Knöchel hinuntertröpfeln. »Einige sind zum Bauer geboren. Andere bestimmen die Götter dazu, gute Bierbrauer, Goldschmiede oder Architekten zu sein. Weißt Du, wozu die Götter dich bestimmt haben, Taweret? Zur Märtyrerin. Deshalb hast du mich geheiratet. Damit du leiden konntest. War es die Sache wert, den außergewöhnlichen Schmerz und die Tugend, die darin lag, auszuhalten?« Kysen lächelte, als seine Frau ihn wütend anblitzte. »Offensichtlich nicht, sonst hättest du dich nicht von mir scheiden lassen.«
    »Ich bin henemmet – «
    »Ich weiß. Die Mutter der Mutter der Mutter deines Vaters war ein Abkömmling einer Haremsdame und eines Pharao. Ein ziemlich geringer Anflug von Göttlichkeit, wie mir scheint. Obwohl ich früher einmal bereit war, deshalb vor dir niederzuknien. Aber dann wurden meine Knie wund, und ich entschied, daß ich genug Götter und Göttinnen hatte, die ich anbeten konnte, und daß ein lebender Gott ausreichend war.«
    Taweret sprang von der Couch auf und begann, ihn mit Kissen zu bewerfen. Auf ihrem Weg nach draußen nahm sie ein weiteres Kissen und warf es ihm an den Kopf.
    »Es war richtig, sich von dir scheiden zu lassen! Du bist gewöhnlicher als ein Hund. Alle meine Freunde sagen das. Alle, hörst du?« Taweret Stimme wurde lauter, je weiter sie sich entfernte und erstarb dann, als sie sich dem Zugang zur Straße genähert hatte. Die Fächerträger eilten hinter ihr her.
    Kysen hörte eine Tür schlagen, und Remi erschien, den Wagen an einer Schnur hinter sich herziehend.
    »Sie ist weg«, sagte er lächelnd. »Darf ich jetzt meine Süßigkeiten haben?«
    Kysen war mit sich zufrieden, weil er Taweret so schnell losgeworden war. Er hob ein Kissen auf und ging zu der Couch.
    »Du darfst sogar zwei Bonbons haben. Sag der Kinderfrau, daß ich die Erlaubnis dazu gegeben habe.« Während Remi davon trippelte, fuhr Kysen fort. »Und denk dran, was das letzte Mal passiert ist, als du gelogen hast und ihr sagtest, daß du fünf haben dürftest.«
    Kysen schüttelte die Kissen auf, legte sich auf den Rücken und stopfte ein Kissen unter seinen Kopf. Er starrte durch die Palmenblätter hindurch auf den Himmel. Bald würden die Diener ihm sein Mahl bringen. Sie wußten immer, wann er eine Mahlzeit einnehmen wollte; er hatte noch nicht herausgefunden, wie sie das machten.
    Der Arzt, der zum Stab seines Vaters gehörte, würde Hormins Leichnam jetzt vor sich liegen haben. Er würde größte Sorgfalt walten lassen, um festzustellen, ob ein Zauber eingesetzt worden war, um den Tod des Mannes herbeizuführen. Kysen erwartete nicht, daß man Zeichen eines solchen Eingriffs finden würde. Seit seiner frühen Jugend arbeitete er als Gehilfe seines Vaters, und alles, was Meren

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