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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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ihm von Beginn an erzählt hatte, hatte sich bewahrheitet. Diejenigen, die sich eines Zaubers bedienten, halfen dem Übernatürlichen in aller Regel durch den Gebrauch ganz normaler Waffen, Gifte oder andere Gewalteinwirkung nach. Er überlegte gerade, was der Arzt über Hormins Leichnam zu sagen haben würde, als jemand über ihm zu singen begann. Etwas traf sein Ohr, und Kysen jaulte auf. Er krabbelte auf die Füße und sah sich der Kinderfrau seines Sohnes gegenüber.
    »Ich beschwöre Euch«, sagte Mutemwia, »bei den heiligen Namen, enthülle den Mörder, der Hormin ins Jenseits beförderte – bei Khalkhak, Khalkoum, Khiam, Khar, Khroum, Zbar, Beri, Zbarkom – und bei den schrecklichen Namen – Balltek, Apep, Seba.«
    Kysen rieb sein Ohr und verfluchte das Mädchen. Sie holte mit einem kleinen hölzernen Hammer erneut aus und schlug ihn auf das andere Ohr. Kysen heulte auf und wich zurück.
    »Enthülle der Mörder, der Hormin ins Jenseits beförderte. Solange ich das Ohr mit diesem Hammer schlage, laß das Auge des Mörders befallen und entzündet werden, bis es ihn verrät.«
    Die Kinderfrau hob den Hammer erneut, aber Kysen schnappte ihn ihr aus der Hand.
    »Beim Phallus des Ra! Bist du verrückt?« Kysen warf den kleinen Hammer in den See und ging um das Mädchen herum. Seine Ohren schmerzten und sein Kopf dröhnte. »Hathor verlieh dir große Schönheit, aber keinen Verstand.«
    Die Kinderfrau Mutemwia verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Kysen finster an. »Das ist ein Zauber, der Euch schützen und dabei helfen soll, den Bösen zu finden, Herr. Tragt Ihr Euer Amulett mit dem Auge des Horus?«
    »Geschlagen von der Kinderfrau meines Sohnes. Verflucht seiest du, Mutemwia, es ist mir egal, daß deine Familie der der Merens schon seit Generationen dient, du darfst mich nicht auf die Ohren schlagen.« Kysen rieb seine verletzten Hörorgane. »Ist die Haut geplatzt?«
    Mutemwia schüttelte den Kopf. Auf das Klatschen ihrer Hände hin erschienen Diener mit Speisen. »Eure Dienerin bittet untertänigst um Verzeihung. Sie hatte nur Euer Wohlergehen im Sinn.«
    Kysen warf dem Mädchen einen mißtrauischen Blick zu. Wenn Mutemwia einen untertänigen Ton anschlug, wurde er immer argwöhnisch.
    »Nebamun ist der Arzt und Priester in diesem Haushalt. Es besteht keine Notwendigkeit für dich, seine Arbeit zu verrichten.«
    »Ich habe den Zauber von ihm bekommen«, sagte Mutemwia, als sie einen Tisch vor die Couch setzte. Dann entließ sie die Diener und begann, geröstete Wachteln darauf auszubreiten.
    »Ich sprach Worte der Macht, als Fürstin Taweret hier war.«
    »Ha!«
    Mutemwia ignorierte Kysen und goß Wein in einen Pokal, ihr Gesichtsausdruck war ebenso ruhig, wie seiner gewesen war, als sie den Hof betreten hatte.
    »Du bist eifersüchtig«, sagte Kysen.
    »Eine bescheidene Kinderfrau steht viel zu weit unter der Nachfahrin eines lebenden Gottes, um es zu wagen, eifersüchtig auf sie zu sein.«
    Kysen blickte sie erneut grimmig an, fegte mit einer Armbewegung die Kissen von der Couch herunter und setzte sich nieder. Er biß in eine Wachtelkeule. Während er kaute, blickte er außerordentlich grimmig drein. Mutemwia verbeugte sich, hob ein Tablett auf und verschwand in Richtung Küche. Kysen biß sich beinahe auf die Wange, so kräftig kaute er vor sich hin. Als sie gegangen war, verschwand sein grimmiger Blick, und er grinste. Heute nacht würde er auf seine Art Rache nehmen.

Kapitel 5
    Im Hause des Hormin näherte sich Meren der Kammer, die Djaper gehörte. Einer der Wachmänner stand vor der verschlossenen Tür. Meren hatte Beltis verlassen und war nun entschlossen, Hormins jüngeren Sohn zu befragen, der die Konkubine vorher durch einen Schlag beinahe verstümmelt hätte. Er blieb neben dem Wagenlenker stehen, bevor er das Schlafgemach betrat.
    »Was macht er gerade, Iry-nufer?«
    »Er liest, Herr.«
    »Er liest?«
    Iry-nufer nickte. Meren verschränkte die Arme und betrachtete die Spitzen seiner Sandalen. Djaper war also ruhig und gelassen genug, um in dieser Stunde des Unheils und des Todes zu lesen.
    »Wurde eine Wache aufgestellt?« fragte Meren.
    »Ja, Herr.«
    »Ein Mann dürfte ausreichend sein. Aber ich möchte, daß er außer Sichtweite bleibt. Wenn nötig, soll er sich ein Dach auf der gegenüberliegenden Straßenseite suchen.«
    Meren öffnete die Tür einen Spalt weit und blickte in Djapers Zimmer. Der junge Mann lag auf einer Couch und hielt eine Papyrusrolle in seinen Händen.

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