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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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mehr er sich fürchtete, um so mehr schwitzte er. Kleine Rinnsale von Schweiß liefen ihm von der Perücke sein Gesicht herunter und über seine Schultern. Sein Rock war bereits klamm.
    Da er sich nicht die Zeit nahm, sich den Schweiß abzuwischen, sah er das Haus des Hormin durch einen Nebel salzigen Schweißes. Der Anblick raubte ihm seine letzte Selbstbeherrschung, und er schoß über die Straße in die Empfangshalle. Er stammelte etwas vor den Dienern, und kurz darauf trat die Ehefrau Hormins ihm entgegen.
    »Was habt Ihr hier zu suchen? Was wollt Ihr?«
    »Psst, Herrin, wir könnten belauscht werden.«
    Hormins Weib blickte ihn finster an. »Ihr meint, daß jemand Euch beobachtet?«
    »Die Männer des Fürsten.«
    »Sie halten Euch für schuldig!« Die Frau öffnete ihre dunklen Lippen und schrie.
    Bakwerner zog den Kopf ein und bedeckte seine Ohren. »Bitte nicht. Ich möchte Eure Söhne sprechen. Wo sind sie?«
    Hormins Weib schenkte ihm keinerlei Aufmerksamkeit. Sie schrie weiter, diesmal rief sie nach Imsety. Bakwerner fuchtelte ihr in dem verzweifelten Versuch, sie zum Schweigen zu bringen, mit den Armen vor dem Gesicht herum.
    »Rühr mich nicht an, du Wurm.« Selket huschte zu dem Wasserkrug, der in einer Ecke stand, hob ihn in die Höhe und schleuderte ihn in Bakwerners Richtung.
    Bakwerner sprang zur Seite, als der Krug ihm entgegenflog. Er zerbarst an der Wand, und das Wasser traf sowohl ihn als auch Selket. Hormins Weib gab einen Laut von sich, der eine Mischung aus Knurren und Stöhnen war. Sofort steckten Dienerinnen ihren Kopf durch die Tür.
    Schritte waren hinter Bakwerner zu hören. Er wurde an der Schulter gepackt und herumgewirbelt. Ein Riese ragte über ihm auf. Imsety.
    »Er ist schuldig, und er ist hergekommen, um uns alle umzubringen«, schrie Hormins Frau.
    »Ich will nur mit Euch reden«, sagte Bakwerner. »Es wird Euch leid tun, wenn Ihr mir nicht zuhört.«
    Imsety schob Bakwerner hinaus. »Raus.«
    »Ich weiß Bescheid, und Euch wird es leid tun. Holt Euren Bruder. Er hält sich für brillant und glaubt, er sei von Toth begünstigt. Nun, jedenfalls wird er mich nicht der Gunst des Meisters berauben. Bringt ihn her, denn ich weiß Bescheid.«
    Imsety hörte ebensowenig zu wie seine Mutter. Er machte eine Faust, die doppelt so groß war wie die von Bakwerner und rammte sie dem Schreiber in den Magen. Bakwerner stieß einen grunzenden Laut aus und krümmte sich. Imsety versetzte ihm einen Tritt ins Hinterteil, und Bakwerner taumelte. Der Riese hob erneut seine Faust, aber Bakwerner krabbelte ihm aus dem Weg. Mit unsicherem Schritt gelang es ihm, auf die Straße zu entkommen, bevor Imsety sich entschloß, ihn zu verfolgen.
    Bakwerner rannte durch die Straßen und Gassen Thebens. Er hatte nur eines im Sinn: seine Haut zu retten. Er erreichte erneut den Kai und nahm die Fähre, die ihn über den Fluß zurückbrachte. Als das Boot über das Wasser glitt, glättete Bakwerner seine Perücke und warf einen prüfenden Blick in die Gesichter der anderen Passagiere. Hier und da glaubte er, daß jemand ihn beobachtete, aber es waren alles Fremde, und keiner hatte Grund sich für ihn zu interessieren. Trotzdem fröstelte er, als er am Westufer an Land ging. Möglicherweise lag dies am Wind, der über seine feuchte Haut strich. Bakwerner drehte sich plötzlich um und versuchte jemanden zu entdecken, der ihn anstarrte. Doch die Menschenmenge trieb in vorwärts und schenkte ihm keinerlei Beachtung.
    Seine Hände zitterten und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut, als er das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen betrat. Alle älteren Schreiber waren bereits nach Hause gegangen. Er hatte nicht bemerkt, wie spät es schon war, aber die Sonne, das Schiff des Ra, schleuderte ihre Strahlen gegen das Gold und Elektrum der Tempel und Obelisken am gegenüberliegenden Ufer des Flusses. Ihre Schatten waren wie lange, verzerrte Dämonen, die auf den glühenden Wänden des Amtsgebäudes tanzten.
    Bakwerner gab vor, beschäftigt zu sein, während Gehilfen und junge Schreiberlehrlinge aufräumten und Berichte, Schreibpaste und Riedstifte fortpackten. Als die erste Grille zirpte, waren sie verschwunden, und Bakwerner blieb zurück, um in Ruhe darüber nachzudenken, was er als nächstes tun sollte. Er stand in der Loggia und bearbeitete seine Unterlippe mit den Zähnen. Er mußte einfach mit Djaper, diesem kleinen Skorpion, reden. Er hatte nicht die Absicht, sich seine Position streitig machen zu lassen,

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