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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Finger auf die Papiere. »Ein Steuereintreiber hat einen Bauern totgeschlagen. Er wollte ihn dafür bestrafen, daß er die Grenzsteine wieder auf sein Land setzte, und er schlug dem Mann auf den Kopf statt auf den Rücken. Und einer der Begräbnispriester im Tempel Amenhoteps des Großen wird angeklagt, Korn zu seinem eigenen Nutzen entwendet zu haben.«
    »Wie dumm«, sagte Kysen.
    »Was?«
    »Der Begräbnispriester ist dumm. Keiner bestiehlt den Vater des regierenden Pharao; man bestiehlt den Tempel eines älteren Königs oder Prinzen, der schon längst in Vergessenheit geraten ist.«
    »Allerdings. Wie auch immer, die einzige andere Nachricht, die uns aus der Nekropole erreicht, ist, daß ein weiterer Arbeiter zu Tode gestürzt ist. Er war auf dem Weg vom Friedhof der Adeligen zum Tal der Könige. Ich glaube, das ist der dritte Unfall in diesem Jahr.«
    Kysen winkte mit einer Papyrusrolle. »Der Wesier hat die Nachricht gesandt, daß der Vasall Prinz Urpalla mehr Gold vom Pharao verlangt, um im Kampf gegen die Hethiter mehr Söldner anheuern zu können.«
    Kysen hielt inne, als sein Vater stöhnte und eine Papyrusrolle, auf der das Siegel des Pharao zu sehen war, auf den Boden warf.
    »Was ist los?«
    »Mögen die Dämonen der Unterwelt sie holen«, sagte Meren. »Eine der Halbschwestern des Pharao, Prinzessin Nephthys, ist schwanger und weigert sich, den Namen des Vaters preiszugeben.«
    Meren schauderte beinahe, als er an die Folgen dachte, die aus dieser Misere erwachsen konnten. Das Recht auf die ägyptische Krone wurde durch die weibliche Linie weitergegeben. Nephthys war die Tochter einer Nebenfrau Amenhoteps des Großen, aber es hatten schon Frauen, in deren Adern weniger königliches Blut floß, versucht, den Thron für ihre Söhne zu beanspruchen.
    »Soll ich das verbrennen?« fragte Kysen und deutete auf den Bericht über die Prinzessin. Selbst zu Hause konnten sie es nicht wagen, Schriften, welche die Angelegenheiten des Königs betrafen, offen herumliegen zu lassen. Er nahm Meren das Papier aus den Händen und berührte es mit der Flamme einer Alabasterlampe.
    Als er den letzten sich kräuselnden Fetzen Papyrus fallenließ, trat Iry-nufer in den Raum und machte eine begrüßende Handbewegung. Seine Augen waren trübe vor Schlafmangel und er vergeudete keinen Atem mit höflichen Grußformeln.
    »Herr, eine von Hormins Dienerinnen erkannte Bakwerner im Dunkel der Mordnacht. Er hatte sich hinter der Baumreihe neben dem Haus versteckt, als sie auf ihrem Nachhauseweg an ihm vorbeikam, aber als er sie sah, verschwand er.«
    »Ist sie sicher, daß er wieder verschwand?« fragte Meren.
    »Ja, aber danach ging sie nach Hause, also könnte er zurückgekommen sein. Aber das ist nicht alles. Bakwerner besuchte Hormins Familie, nachdem wir sie verlassen hatten. Er entwischte dem Mann, der ihn beobachten sollte und schlich sich dorthin. Er versteckte sich in den Türeingängen, bis er sicher war, daß keine Fremden ihn beobachteten. Wahrscheinlich hielt er nach einem von uns Ausschau, da bin ich sicher.« Iry-nufer warf Kysen ein selbstzufriedenes Lächeln zu. »Als ich ihn entdeckte, machte ich eine der Mägde ausfindig und wies sie an, zu belauschen, was er sagte.«
    Meren sagte: »Das war sicherlich keine allzu schwierige Aufgabe, wenn man bedenkt, wie diese Leute schreien.«
    »Der Herr ist weise«, sagte Iry-nufer. »Er begann, zunächst mit der Gattin des Hormin zu sprechen. Die Magd konnte nicht alles verstehen, aber sie glaubte zur hören, daß er dringende Bitten hervorbrachte. Dann begann die alte Frau zu schreien, und der ältere Bruder kam hinein und brüllte Bakwerner an, er schrie, daß Bakwerner nur hier sei, um der Familie die Schuld für den Mord anzuhängen. Ich hörte den Lärm und rannte ins Haus. Bakwerner schrie, aber Imsety schlug ihn, und Bakwerner kroch aus dem Haus wie ein Käfer, der von einer Gans gejagt wird.«
    Meren lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete die Zimmerdecke. »Wo war der jüngere Bruder?«
    »Der jüngere? – Der ließ sich nicht blicken. Ist wohl an derlei Unruhe gewöhnt, nehme ich an. Ich selbst ging, als ich sah, daß niemand getötet würde.«
    Meren sagte: »Ich möchte wissen, wo Djaper war, als sein Bruder Bakwerner verprügelte. Und ich werde später mit dir über diesen Vorfall reden, Iry-nufer.«
    »Noch etwas?« fragte Kysen.
    »Nein, Herr. Der Mann, der Bakwerner bewachen soll, kam und folgte ihm zurück zum Amt für Aufzeichnungen und

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