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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Imsety?«
    »Nein, Fürst Meren. Warum sollte er?«
    »Das ist eine Frage, die auch ich mir bereits gestellt habe«, antwortete Meren. »Und ich werde die Antwort finden. Wenn Furcht in Euch aufkeimen sollte, dann denkt an die alten Schriften, die uns sagen, daß die Gerechtigkeit auf immer herrscht und den Täter über den Tod hinaus begleitet.«

Kapitel 6
    Kysen verließ das Haus, ohne daß seine Ohren weiteren Schaden nahmen. Er schritt auf ein langgezogenes, niedriges Gebäude am Ende des Grundstückes zu, das zwischen dem Haupthaus und den Baracken und Ställen lag. Hier hatte sein Vater sein Hauptquartier zur Ausübung der Pflichten als Falke des Pharao eingerichtet. Hier lagen auch die Arbeitsräume seines Arztes und Priesters Nebamun sowie der Schreiber, welche die Fälle, an denen Meren arbeitete, schriftlich festhielten. Außerdem befanden sich hier zwei Räume für den Fürsten selbst und seinen Sohn.
    Als Kysen die Räumlichkeiten Nebamuns betrat, hatte dieser die Untersuchung des Leichnams soeben beendet. Er befand sich in der Bibliothek, studierte astrologische Karten und rieb sich den rasierten Kopf während er las. Kysen lehnte im Türrahmen. »Er ist an dem Messerstich gestorben, nicht wahr?«
    Nebamun sah von der Papyrusrolle auf, die er auf seinen gekreuzten Beinen ausgebreitet hatte. »Mit Sicherheit. Es gibt keinerlei Anzeichen von Gift, und er hat sehr viel Blut verloren. Aber seht Euch die astrologischen Schriften für den Tag, an dem Hormin geboren wurde, an. Sie prophezeien ein glückliches Leben.«
    »Sagen sie irgend etwas über seinen Tod?«
    »Nein.« Nebamun rollte die Papyrusrolle zusammen und schüttelte den Kopf. »Die Männer sagen, es gab keine Anzeichen, daß im Trockenzelt ein Zauber eingesetzt wurde, und auch der Leichnam wies keinerlei Spuren auf, die auf einen Zauber hindeuten. Er kaute an seinen Fingernägeln, deshalb bezweifle ich, daß irgend jemand sie für einen Zauber hätte sammeln können. Aber die Haare stehen natürlich immer noch zur Verfügung. Wir werden abwarten müssen, was Fürst Meren in Hormins Haus herausfindet.«
    »Ich kann mir keinen mächtigeren Zauber vorstellen, als mit einem Einbalsamierungsmesser erstochen zu werden«, sagte Kysen. »Werdet Ihr den Leichnam zurück zum Einbalsamieren schicken, damit er gereinigt und behandelt wird?«
    »Ja, aber Ihr wißt, daß sein Ka wahrscheinlich ziellos umherirrt, da es auf gewaltsame Weise an einem geheiligten Ort von seinem Körper getrennt wurde. Mächtige Zaubersprüche werden vonnöten sein, um seine Seele erneut mit seinem Körper zu vereinen.«
    Kysen antwortete nicht. Er hatte sich daran gewöhnt, mit ruhelosen Seelen konfrontiert zu werden, ebenso wie er es akzeptiert hatte, daß er immer mit dem Bösen zu tun haben würde. Das war der Preis, den man zahlte, wenn man der Sohn eines Spions des Pharao war. Doch zuweilen fühlte er sich besudelt, wenn er mit dem Bösen zu tun hatte. Zum Beispiel, als der babylonische Kaufmann Amok lief und alle Schankmädchen ermordete, nachdem er sie vergewaltigt hatte. Er hatte sich damals fast gewünscht, daß sein Vater, nachdem der Kaufmann gefaßt worden war, seine Stellung aufgab.
    Nachdem er einem der Schreiber in der Bibliothek seine eigenen Beobachtungen diktiert hatte, ging Kysen in das Büro seines Vaters. Dort suchte er nach den Kisten, die Hormins Besitztümer und die Gegenstände enthielten, die man an dem Ort, an dem er ermordet worden war, gefunden hatte. Er war gerade dabei, eine der Kisten vom Boden auf den Arbeitstisch zu heben, als er Merens Stimme an der Tür vernahm.
    »Bei den Dämonen der Unterwelt, diese Familie ist ein Haufen Kobras.«
    Kysen blickte auf und grinste. Selbst wenn Meren zornig war, sah er kaum alt genug aus, um sein Vater zu sein. Er war jetzt vierunddreißig, hatte immer noch die Figur eines Kriegers und in seinem dichten schwarzen Haarschopf war auch nicht der leiseste Hauch von Silber zu entdecken. Kysens Freunde neckten ihn damit, daß er niemals eine zweite Ehefrau bekommen würde, denn alle Hofdamen wetteiferten um die Aufmerksamkeit Merens.
    »Hormins Familie hat dich ganz schön aus dem Lot gebracht, nicht wahr?«
    Meren warf Kysen einen ärgerlichen Blick zu und schritt energisch ins Zimmer. Er ließ sich in seinen Lieblingssessel aus Ebenholz fallen, kauerte sich darin zusammen und fluchte erneut. Kysen beobachtete, wie Meren mit den Fingern auf die Armlehne trommelte, wie seine Gesichtszüge sich entspannten und dann

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