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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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daß dies das beste für ihn war, und nichts, das Kysen sagte, würde seine Meinung ändern.
    »Wann werde ich gehen?«
    »Morgen früh«, antwortete Meren. »Ich werde eine Botschaft an den Lesepriester senden, den Wasserträger eine Weile nicht nach Hause zu schicken. So hast du ein paar Tage Zeit, um jedermann zu befragen, ohne daß offenbar wird, wonach du suchst.«
    »Was ist, wenn sie wissen, wer ich mittlerweile bin?«
    Meren sagte: »Sie wissen es nicht.«
    »Was meinst du damit?«
    Meren nahm erneut in seinem Ebenholzsessel Platz und zog eine Grimasse. »Ich wollte es dir nicht erzählen, aber ich habe deinen Vater und deine Brüder nie aus den Augen verloren. Und ich befahl ihm, niemandem zu sagen, wer dich gekauft hat. Keiner dort weiß, wer du heute bist.«
    Kysen bewegte sich von Meren fort und stellte sich so, daß er mit dem Rücken zur Wand stand. Er schlang die Arme um seinen Körper und betrachtete den Mann, dem er so viel verdankte.
    »Ich könnte ihn töten.«
    »Das wirst du nicht«, sagte Meren ruhig.
    Kysen ballte beide Hände zu Fäusten und zwang sich, fortzufahren. »Manchmal, wenn Remi meine Geduld bis zum äußersten reizt, dann möchte ich fast – manchmal passiert etwas mit mir. Ein Dämon nimmt mein Ka in Besitz, und ich erhebe beinahe die Hand gegen ihn.« Kysen wartete mit gesenktem Kopf auf Merens Mißbilligung.
    »Aber du tust es nicht. Du hast Remi niemals geschlagen, und du wirst es auch nicht tun. Nicht, bis er alt genug ist, um eine solche Bestrafung zu verstehen, und dann wirst du gerecht und freundlich sein, denn das liegt in deinem Wesen.« Seine Augen begegneten dem freundlichen Blick seines Vater. »Ich will Pawero ebensosehr verletzen, wie er mich verletzt hat.«
    »Vielleicht wirst du, wenn du in die Nekropole gehst, sehen, daß ein gerechter Gott bereits ein Urteil zu deinen Gunsten ausgesprochen hat.« Meren erhob sich und führte Kysen zur Tür. »Es ist Zeit, daß du diese unverdiente Schuld hinter dir läßt, und – «
    Plötzliche Erschütterung zeichnete Merens Gesicht. Er hatte die Augen auf etwas gerichtet, das Kysen nicht sehen könnte, seine Lippen öffneten sich und sein Atem zischte, als er die Luft einsog.
    »Du hörst mir zu«, sagte Meren, »wie ich dir befehle, deine Schuld hinter dir zu lassen, während ich…«
    »Vater?«
    »Laß mich allein, Ky.«
    »Aber – «
    »Sofort.«
    Kysen schlüpfte hinaus und ließ Meren im Türrahmen stehen, der wie gelähmt war von Gedanken, die er mit niemandem teilte.
    Im Hafen des Marktes von Theben lagen mit Tüchern abgedeckte Boote dicht an dicht. Die bunten Farben glühten in der Nachmittagssonne wie glitzernde Fischschuppen in einem See. An einer der Marktbuden wurden frische Wasservögel feilgeboten, die zusammengebunden an quadratischen Gestellen hingen. Die gerupften Leiber zweier Enten teilten sich, und zwischen ihnen wurde die schwitzende Nase eines Mannes sichtbar. Ihr Besitzer kauerte hinter der Reihe von Vögeln und gab lediglich Nase und Augen frei. Er ließ seinen Blick ruhelos über die bevölkerte Straße wandern.
    Der Krieger war ihm gefolgt, seit er das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen verlassen hatte. Bakwerners Mund war trocken, und er benetzte seine aufgesprungenen Lippen. Er wischte sich den Schweiß von der Nase, und ihm wurde klar, daß das Unheil ihn verfolgte, seit er diese Berichte auf Hormins Regal vergessen hatte. Nichts von dem, was er seitdem getan hatte, hatte die unglücklichen Ereignisse des vergangenen Tages und der Nacht verhindern können.
    Er mußte der Aufmerksamkeit des Wagenlenkers entgehen. Fürst Meren wußte mehr als er zugegeben hatte. Warum sonst sollte er einen unschuldigen Schreiber überwachen lassen? Da! Das war der Mann, der ihn verfolgte. Bakwerner duckte sich hinter den Entenleibern. Der Besitzer der Marktbude warf ihm einen mißtrauischen Blick zu, deshalb gab er vor, einen Korb voller Tauben zu betrachten. Als er wieder aufblickte, hatte der Wagenlenker ihm den Rücken zugekehrt. Bakwerner ließ den Korb fallen, schlängelte sich an einem Boot vorbei, das mit Nüssen und Melonen gefüllt war und begann zu laufen.
    Er wich einem Handkarren aus, der mit getrocknetem Dung gefüllt war, umging einen Blumenverkäufer, erreichte eine schattige Gasse und arbeitete sich in die Innenstadt vor. Jeder große Mann, jede Person, die Bronze trug, ließ ihn auffahren oder in einen Türeingang huschen. Mit jedem unbegründeten Schrecken erhöhte sich seine Furcht. Je

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