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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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nur wegen eines dahergelaufenen Knabens, der den Charme einer Tänzerin besaß. Der einzige Grund, warum er für den Posten des ersten Schreibers in Betracht gekommen war, war der, daß niemand Hormin diese Funktion übertragen wollte. Aber jedermann mochte Djaper, und der junge Mann war brillant. Früher hätte zuerst Hormin befördert werden müssen, bevor Djaper an der Reihe gewesen wäre. Jetzt gab es Hormin nicht mehr, und Djaper mußte aufgehalten werden. Aber wie sollte er das bewerkstelligen?
    Während Bakwerner noch darüber nachsann, strömten Scharen von Männern und Knaben, die in den Büroräumen des Wesiers angestellt waren, an der Loggia vorbei. Jünglinge mit ihren zu Bündeln verschnürten Schreiberutensilien eilten entlang und bahnten sich ihren Weg an den langsameren Erwachsenen vorbei. Hie und da lauerte ein Bengel mit nacktem Oberkörper auf der Suche nach einem mutmaßlichen Opfer, das er anbetteln konnte. Einer von ihnen tauchte plötzlich vor der Loggia auf und pflanzte sich vor Bakwerner auf.
    »Fort mir dir«, zischte Bakwerner.
    »Hab’ eine Botschaft.« Der Junge bohrte einen Zeh in den Straßenschmutz. Er hob seine Augen zum Himmel, als ob er nach den richtigen Worten suchte. »Jemand, den Ihr sehen wollt, wartet dahinten. Hinter dem Scherbenhaufen.«
    »Wer? Warte!«
    Der Junge verschwand hinter einer Gruppe von Arbeitern. Bakwerner sah ihm hinterher, dann ließ er seinen Blick über die wogende Menschenmenge schweifen. Keiner schenkte ihm irgendwelche Beachtung.
    Djaper. Es mußte Djaper sein. Der junge Narr hatte endlich begriffen, daß sie miteinander reden mußten. Bakwerner ging um das Amtsgebäude herum und betrat den Hinterhof, wo die Berichte abgeliefert wurden. Am hinteren Ende des Hofes befand sich der Scherbenhaufen. Es waren behelfsmäßige Dokumente, die dazu dienten, die ständigen Steuerrollen und Listen der von der Steuer befreiten Tempelländereien und Bürger festzuhalten. Seit Anfang des Jahres war der Haufen zu einer Größe von mehr als zwei erwachsenen Männern angewachsen.
    Bakwerner näherte sich dem Haufen, aber er zögerte, als er niemanden sah.
    »Wer ist da?«
    Es kam keine Antwort. Der Wind frischte auf und blies ihm den Rock gegen die Beine, und er hörte die Schreie der spielenden Straßenjungen. In der Ferne konnte er auch das Blöken der Schafe hören.
    »Djaper, du kleine Viper, ich habe keine Angst vor dir.«
    Bakwerner wartete und horchte. Die Spitze eines Schattens tauchte am Rande des Scherbenhaufens auf. Er verschmolz mit den hervorstehenden Tonscherben und verschwand wieder. Bakwerner hörte das Geräusch aufeinanderschlagenden Tons, als eine Scherbe sich löste und von der Mitte des Haufens herunterfiel.
    Bakwerner eilte um den Scherbenhaufen herum, um den Schatten zu verfolgen. Sein Schritt beschleunigte sich, als er dort nichts als die heruntergefallene Scherbe gewahrte. Dann erschien der Schatten wieder und schlängelte sich von hinten an ihn heran.
    »Ha! Du spielst deine dummen Spielchen – «
    Etwas Schweres schlug ihm auf den Schädel. Ein stechender Schmerz zwang ihn auf die Knie, doch er konnte sich mit den Handflächen noch im Staub des Hofes auffangen. Er blickte auf und sah die spitze Kante einer großen Scherbe über sich schweben. Bakwerner hatte gerade noch Zeit zu schreien, bevor die Scherbe ihm das Gesicht zerschmetterte.
    Meren diktierte die Ereignisse, die sich im Haus des Hormin zugetragen hatten, wodurch seine Gedanken von der Vergangenheit abgelenkt wurden. Nachdem er Kysen fortgeschickt hatte, hatte er einen Schreiber angewiesen, seine Gespräche mit den Personen, die mit Hormin Umgang gehabt hatten, schriftlich festzuhalten. Sein Gedächtnis war hervorragend, und er hatte die Erfahrung gemacht, daß Verdächtige oft in Panik gerieten, wenn ein Schreiber in ihrer Anwesenheit Protokoll führte.
    Er las sich gerade die Aufzeichnungen durch, die Kysen und seine Männer hatten anfertigen lassen, als er einen durchdringenden Gestank wahrnahm. Er kam vom Boden unter dem Arbeitstisch. Meren öffnete die Kiste, die unter dem Tisch lag, und fand darin Hormins befleckten Rock. Meren hob ihn an einem Zipfel in die Höhe und breitete ihn auf dem Tisch aus. Verwesung, Schmutz und Natron bildeten gemeinsam jenen Geruch, der dem Schutz der Kiste schließlich entwichen war. Meren nahm ein Messer, schnitt ein viereckiges Stück aus dem Teil des Rockes heraus, der mit Parfüm befleckt war und legte ihn zurück in die Kiste. Er schob das

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