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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Behältnis aus dem Raum und kehrte zurück, um den Leinenfetzen zu begutachten.
    Die gelben Flecken gaben einen seltsam würzigen Duft von sich, den er nicht identifizieren konnte. Im Zweifachen Reich konnte man viele verschiedene Parfüms kaufen, deshalb war es nicht überraschend, wenn er eines davon nicht kannte. Aber der Duft war sonderbar und wahrscheinlich kostbar. Er würde dieses Stück Stoff an einen Parfumeur schicken müssen, doch er war sicher, daß keine der Flaschen in Hormins Schatzkammer einen Duft wie diesen enthielt.
    In einer anderen Kiste fand er das Einbalsamierungsmesser aus Obsidian. Der Griff aus vergoldetem Holz war geschmückt mit dem Abbild des schakalköpfigen Gottes Anubis, dem Schutzpatron der Einbalsamierer. Außerdem waren die Worte ›Bewohner der Stätte der Einbalsamierung, Anubis. Er sorgt für Ordnung. Er befestigt deine Bandagen‹ hineingeritzt.
    Meren legte das Messer auf den Arbeitstisch und sprach ein kurzes Gebet, um sich zu schützen. Wer auch immer dieses heilige Instrument benutzt hatte, hatte entweder keinerlei Furcht vor den Göttern oder war so wütend gewesen, daß ihm gar nicht bewußt gewesen war, was für eine Waffe er da in den Händen hielt. Es war wahrscheinlicher, daß die letztere Variante zutraf. Allerdings mußten auch die Menschen, welche die Toten beraubten, ihre Furcht überwinden, und es hatte in der Vergangenheit viele Fälle von Grabschändung gegeben. Kriminelle schienen nicht fähig zu sein, sich das bevorstehende Gottesurteil und das schreckliche Schicksal, wenn das eigene Ka von den Ungeheuern der Unterwelt verschlungen wurde, zu vergegenwärtigen, ein Schicksal, das jedem Sünder nach seinem Tode blühte.
    Verdammter Mist! Bei diesem Mord war viel mehr Böses im Spiel als bei vielen anderen. Er hatte an einem heiligen Ort stattgefunden, die Waffe war heilig, das Opfer war ein Diener des Pharao und hatte seinen eigenen Mord provoziert, indem es sich wie ein Schakal verhalten hatte. Seine Familie haßte ihn und hatte allen Grund, ihm den Tod zu wünschen. Sein Kollege Bakwerner haßte ihn. Hormin hatte sein Netz von Bosheit so weit gespannt, daß Meren nicht sicher war, ob nicht auch einige Totengräber oder vielleicht sogar der bedauernswerte Wasserträger darin verwickelt waren. Wenn Hormin die Arbeit eines königlichen Schreibers wie Bakwerner zunichte gemacht hatte, was konnte er dann einem einfachen Handwerker oder Wasserträger angetan haben?
    Meren war gerade dabei, in einem Kasten nach Hormins Siegelring, Armreif und dem Amulett zu suchen, als das Geräusch einer Türangel ihn herumfahren ließ. Kysen, der die Hände voller Papyrusrollen und Tonscherben hatte, warf ihm einen fragenden Blick zu. Mit einem Nicken erteilte Meren ihm die Erlaubnis einzutreten.
    »Die Berichte vom heutigen Tage«, sagte Kysen. »Und Wein.«
    Mutemwia folgte ihm mit einem Tablett in der Hand, und als sie ging, hatten die beiden es sich in den Sesseln bequem gemacht und einen Weinkrug zwischen sich aufgestellt.
    »Ich war gerade dabei, Hormins Habseligkeiten durchzusehen.« Meren hielt den Siegelring in die Höhe. Es hatte eine glatte Oberfläche, auf der in winzigen Hieroglyphen Hormins Name eingraviert war. Auf dem Armreif konnte man den Titel des Mannes und seinen Namen erkennen. Es handelte sich um eine sehr kostbare Handarbeit. Kysen deutete auf die Gegenstände, die aus Hormins Besitz stammten. »Keines dieser Schmuckstücke ist für einen Schreiber von Hormins Stand ungewöhnlich. Seine Kleidung war von guter Qualität, wenn auch wiederum nicht von allerfeinstem Tuch.«
    »Ich weiß. Aber du hast seine Schatzkammer nicht gesehen. Der Mann hortete die Schätze nur so, Ky, deshalb dürfen wir die möglichen Hinweise, die uns seine Habseligkeiten geben können, keinesfalls übersehen.« Meren umfaßte seinen Weinkelch mit beiden Händen und seufzte. »Ich weiß nicht. Irgend etwas stimmt hier nicht, aber ich habe keine Ahnung, was. Ich muß jonglieren.«
    »Oh nein«, sagte Kysen. »Nicht solange ich hier bin.« Er beugte sich hinab und nahm ein paar Berichte hervor, die er seinem Vater hinüberschob. »Das hier wird dich ablenken.«
    Beide lasen, und es herrschte Stille im Raum.
    Kysen sagte: »Die Stadtpolizei berichtet von der Festnahme des Wirts einer Taverne wegen Kinderprostitution.«
    Meren preßte die Lippen zusammen, aber er blickte weiter auf den Bericht in seiner Hand. »Das Urteil der Richter wird auf Verstümmelung lauten.« Er klopfte mit dem

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