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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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problematisch
zur Welt. Daniela musste sich sehr schonen, um sich und das Kind nicht zu
gefährden. In einem Gespräch vor Jahren erwähnte sie am Rande, dass sie damals,
als die Kleine endlich auf der Welt war und nach einigen Krankenhausaufenthalten
auch zu Hause begann heranzuwachsen, eine regelrechte Wut auf das Würmchen entwickelt
hatte, das viel schrie und ihre Aufmerksamkeit forderte, die sie ihr oft nicht
geben konnte.
    Als
Daniela ihre Familie zum ersten Mal verließ, war Nena gerade zwei Jahre alt.
Sie gab sie nebenan bei den Schwiegereltern ab und verschwand für Monate.
Wohin, darüber hat sie sich bis heute nicht genau geäußert, doch es war ein
Mann im Spiel, in den sie sich verliebt hatte und mit dem sie ohne Kind noch
mal „anfangen“ wollte. Als die Beziehung zu diesem Mann, der sicher nicht davon
ausgegangen war, dass seine Bettgeschichte ihr Leben abbricht und nun gedenkt,
Teil des seinen zu werden, brach, brach auch Daniela und wusste nicht mehr ein
noch aus. Bisher war es nur um sie gegangen, es gab keinen Mann, keine Familie,
kein Kind. Jetzt stand sie da und wusste weder vorwärts noch rückwärts. Ihr
Zusammenbruch führt sie in ein Sanatorium, in dem sie Zeit zum Nachdenken hatte
und wo sie sich dafür entschied, Tim so lange Besserung zu schwören, bis dieser
sie wieder bei sich aufnehmen wollte. Nach etwa einem Jahr kehrte Daniela also
in das Haus, zu ihrem Kind und in den Clan zurück.
    Dass
sie nicht mit offenen Armen aufgenommen wurde, ist verständlich. Eine Mutter,
die unter diesen Umständen ihr Kind verlässt, ohne dass es einen halbwegs
vernünftigen Grund außer ihrem verknoteten Selbst gibt, ist keine gute Mutter
und vom Egoismus geleitet.
    In
den folgenden Jahren hat sie Tim mehr als einmal betrogen und belogen und
Zuflucht in den Armen anderer Männer gesucht. Offenbar war lange kein Kandidat
dabei, der sie mit seinem Entgegenkommen ermutigt hätte, sich ganz auf ihn
einzulassen. Warum sie so dringend von Tim wegwollte, kann sie bis heute nicht
konkretisieren und weicht in „allgemeines Auseinanderleben“ aus, das sicher im
Laufe der Jahre die Fronten auf beide Seiten verhärtet hat und einem ehrlichen
Neuanfang entgegenstand. Im Kreis der Familie ließ man ihre weit schweifenden
Erklärungen von der Suche nach dem eigenen Ich nicht gelten und beschränkte
sich auf mehr oder weniger schweigende Akzeptanz, indem man einfach hinnahm,
was sie tat oder ließ, rechtfertigte und zu erklären versuchte, aber sich nicht
aktiv damit auseinandersetzte. Inwiefern hier ein Versäumnis bestand, auf diese
Hilfeschreie einzugehen, kann ich nicht beurteilen. Wie schwer es ist, Daniela
ein Ohr und eine Hand zu reichen, um ihr Hilfe zu gewähren, durfte ich mehr als
einmal miterleben, und das aus eher distanzierter Stellung heraus. Der Gedanke,
mit ihr noch enger zusammenleben zu müssen, vielleicht sogar unter einem Dach,
und ihre Eskapaden am eigenen Leib zu erleben, schmeckt mir nicht, zumal jedes
Verständnis für ihre allgemeine und besondere Situation irgendwann
verschwindet, wenn sich die Szenen wiederholen und sich herauskristallisiert,
dass sich trotz unzähliger Gespräche, Entschuldigungen, Erklärungen und Veränderungsversprechen
nichts, aber auch gar nichts ändert. Am Ende landet alles wieder am Anfang und
beginnt von vorn.
     
    Daniela – aus meinen Aufzeichnungen
     
    Viele
schreckliche Dinge sind in den letzten Monaten in meiner Gefühlswelt passiert,
die ich jetzt eigentlich erst in Worte fassen kann. Meine Kindertraumwelt, die
ich, seit ich denken kann, tief in mir aufgebaut habe, in die ich geflüchtet
bin, um die Realität nicht ertragen zu müssen, wird mir Stück für Stück von
Gott „genommen“. Das ist so schwer, dass ich es kaum ertragen kann, weil ich
nie gelernt habe, in der Realität zu leben. Ich war nie da, wo ich körperlich
gewesen bin, sondern ich war immer „aus mir draußen“.
    Es
hat irgendwann im kleinsten Kindesalter angefangen, ich war zirka zwei Jahre
alt. Ich kann gar nicht sagen, ob es an der spannungsgeladenen Familiensituation
gelegen hat oder ob irgendetwas Bestimmtes passiert ist. Tatsache ist, dass ich
mich aus irgendeinem Grund von der Realität verabschiedet habe. Ich fing an,
täglich mit dem Kopf zu wackeln, immer im Rhythmus der Musik. Manchmal habe ich
auch selber gesungen, aber das war eher die Ausnahme. Ich hörte viel Heintje,
aber auch alles möglich andere querbeet. Von Deep Purple bis hin zu Freddy
Quinn. Ich wählte die

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