Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
immer wieder in meine fiktive
Welt fliehe? Ich habe oft das Gefühl, es wäre schön zu sterben, aber ich möchte
doch nicht sterben, um wieder mal wegzulaufen! Ich möchte dann sterben, wenn
Gott den Zeitpunkt bestimmt hat. Ich sitze hier also noch sehr lebendig und
frage mich, was er mit mir und meinem bisschen Leben vorhat. Ich will einfach
nicht mehr leiden, aber ich weiß nicht, wie das geht!
***
Liebe
Tante Jutta!
Ich
musste dir erst dieses Tagebuch schicken, bevor ich zu meinem Brief an dich
übergehe. Ich habe in dieser Zeit fast die Hölle durchgemacht und ich bin jetzt
so weit, dass ich die Realität immer besser ertragen und erleben kann. Es gibt
zwar noch immer Momente, in denen ich das Gefühl habe, ich gehe unter, aber ich
weiß im Kopf genau, dass es nicht so ist. Was Johnny betrifft, so hatte ich mir
wieder einen Traummann zurechtgesponnen, der er aber natürlich nicht war oder
ist. Diesem Druck konnte er nicht standhalten und er hat die Beziehung beendet,
obwohl er mich immer noch geliebt hat. Das Schlimme an der ganzen Sache für
mich ist nur, je mehr ich den wirklichen Johnny jetzt kennenlerne, desto mehr liebe
ich ihn … und das tut weh ...
Ich
muss dir sagen, dass ich so ein Gefühl noch nie hatte, als du zu mir gesagt
hast, dass du hinter mir stehst. Ich bin noch nie richtig ernst genommen worden
(von meiner Familie) und dieser eine Satz war wie Balsam für mich. Und als ich
dann das Paket von dir aufgemacht habe, hat mich das fast umgehauen. Du hast
mich mit all dem so glücklich gemacht und du hast mich für so vieles entschädigt!
Ich weiß gar nicht, ob dir das so bewusst war. Da ist ENDLICH ein Mensch aus meiner
Vergangenheit, der mich trotzdem richtig ernst nimmt! Das tut so gut ...
Ich
weiß, dass du den Altar mit Skepsis betrachtest, aber ich kann dir versichern: Wenn
ich diesen Halt, den ich dort bekommen habe, nicht gehabt hätte, wäre ich untergegangen.
Michi kam in seiner Freizeit sogar Frankfurt zu mir, „nur“ um mit mir zu beten!
Es stand mir immer irgendjemand vom Altar-Team zur Seite und sie haben
teilweise, als es mir ganz massiv schlecht ging, einen Nachtdienst eingerichtet.
Ich konnte ihn rund um die Uhr anrufen. Ich habe auch in der Kirche Hilfe
gesucht, aber dort bin ich in einer gewissen Anonymität untergegangen, obwohl
sich der Pfarrer bemüht hat. Das ist keine Kritik sondern einfach nur das, was
ich erlebt habe.
Ich
weiß, dass es jetzt ein bisschen abrupt ist, den Brief an dieser Stelle zu
beenden, aber ich muss jetzt mal abschalten und mich bei einer schönen CD
baumeln lassen. Ich möchte eigentlich auch nicht, dass du den Kontakt zu mir
als anstrengend empfindest, das wäre schade. Ich möchte nicht nur nehmen, sondern
auch geben können und ich fände es schade, wenn du in eine Seelsorgerrolle
reingepresst werden würdest. Es war mir einfach nur sehr wichtig, dass du mein
Leben, so wie ich es erlebt habe, kennst. Wir brauchen darüber nicht mehr zu
reden. Das ist Vergangenheit und jetzt kommt die Zukunft!
So,
Tante Jutta, ich sag dann mal tschüss und ich fände es schön, wenn du dich
irgendwann mal bei mir meldest. Ich lasse dir die Zeit dazu, die DU brauchst.
Deine
Daniela
Eva – 2007
Von
unserer Freundschaft ist nichts übriggeblieben. Daniela und ich haben einen
Punkt erreicht, an dem ich rettungslos überfordert bin. Es liegt nicht
ausschließlich an Maik und der Tatsache, dass ich in diesem Fall beide recht
gut kenne, es liegt wohl überwiegend an der Wiederholung altbekannter Dinge,
die einfach kein neues Gesicht bekommen. Z.B. basierend auf Johnny – bis dahin
Danielas härtester Fall, den ich einigermaßen rekonstruieren kann, weil ich ihn
damals life erlebt habe.
Im
November 2001 geht Daniela abends aus und fährt mit einer Freundin in die nahe liegende
Großstadt. Dass sie sich für diese Lokalitäten entscheidet, liegt schlicht und
ergreifend an der Tatsache, dass sie dort mehr Menschen trifft als die ewig
altbekannten Gesichter aus der Gegend. Die „Szene“ ist ein beliebtes Ziel nicht
nur für Urgesteine, sondern auch für Touris, und die Wahrscheinlichkeit, neue
Leute kennen zu lernen, ist ungleich höher als an anderen Wochenendknotenpunkten
in unserer ländlichen Region.
Und
hier trifft sie auf Johnny, einen Polizisten aus dem Ruhrpott, der mit einigen
Kollegen ein langes Wochenende anlässlich eines Seminars hier verbringt.
Johnny
hat einen fast erwachsenen Sohn und eine langjährige Freundin, mit der
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