Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Drängen der
Verwandtschaft ein Haus gemeinsam mit Tims Schwester und deren Mann – auf
Sichtweite das Haus meiner Schwiegereltern. Die Renovierung des alten Gebäudes
zog sich allerdings über viele Monate hin und es dauerte eine ganze Weile, bis
wir einziehen konnten.
Unsere
Hochzeitsreise machten wir nach Israel. Dort wurden wir von meinem Cousin Mark
herzlich aufgenommen und konnten von Beer Sheba aus durchs Land tingeln. Ich
wollte unbedingt auch in den Kibbuz und so fand ich mich an einem Freitagabend
mit meinem frisch angetrauten Mann in der Disco wieder. Dort sah ich ihn wieder:
Moshe! Ich ging auf ihn zu und er war wie vom Donner gerührt. Ich hatte
abgenommen. Extra für die Hochzeit, um in das Kleid meiner zierlichen
Schwägerin zu passen. Monatelang hatte ich mich dafür gequält und es diesmal geschafft.
Ich wog nur noch 53 Kilo. Moshe war hin und weg und sagte: „Oh my good. You’ve
lost very much weight! You look great!” In diesem Moment gab es keinen Tim mehr
und musste mich regelrecht zwingen, zu ihm zurückzugehen, um nicht bei Moshe
stehen zu bleiben.
Noch
in Israel setzte ich die Pille ab und wurde sofort schwanger. Im sechsten Monat
bekam ich frühzeitige Wehen und musste bis zur Geburt liegen. Entweder lag ich
im Krankenhaus am Tropf oder zu Hause im Bett. Tim war nach der Arbeit täglich
mit dem Renovieren des Hauses beschäftigt. Ich hatte von Anfang an keinen Bezug
zu diesem Haus und bekam auch nicht mit, wie es sich gestaltete. Ich hatte das
Gefühl, alles ging an mir vorbei und ärgerte mich über diese und jene Entscheidung
am Bau, da ich nicht immer gefragt wurde, was ich davon halte. Tim dachte sich
nichts dabei, er meinte es nur gut und wollte mich schonen. Ich lag, aß,
schlief und schaute stundenlang fern. Ich nahm 24 Kilo an Gewicht zu und fühlte
mich wie eine Tonne. Aber ich freute mich so sehr auf das Baby, dass es mir in
diesem Moment egal war. Schließlich war ich schwanger und durfte aus diesem
Grund auch so aussehen.
Eva - 2007
In
diesem Kapitel beginnt auch unsere eigene Geschichte. Daniela platzte also ohne
Vorwarnung und im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht in den Familienclan von
Tim, den ich bestens kenne. Man muss kein Insider sein, um die Regeln einer
Familie zu verstehen, die es im Grunde weder geschrieben noch gesprochen gibt.
Der Verlauf der Dinge und die Art und Weise, mit der Daniela dort einschlug wie
die Axt im Walde, hätte sicher auch von ihr in eine positive Richtung gesteuert
werden können.
Der
Unterschied zwischen ihr und mir war weder das Aussehen noch irgendein
Charakterzug, der zu diesem Zeitpunkt zumindest von ihrer Seite noch nicht
offengelegt war. Dass sie etwas zu rudern hatte, lag ausschließlich an der Tatsache,
dass ich nicht nur als Tims Freundin, sondern insgesamt und schon Jahre vorher
quasi als sechstes Kind zur Familie gehörte, denn Tims Schwester und ich sind
schon zusammen eingeschult worden und wir waren bis zum Ende unserer Schulzeit
unzertrennlich. Meinen Platz dort also von einem auf den anderen Tag
einzunehmen, wäre nicht nur ihr misslungen, sondern jeder anderen auch. Doch
auch unter den Geschwistern war es keine eiseren Regel, dass die einmal
gewählten Partner für immer blieben, und selbstverständlich gab es auch Wechsel
in den Reihen, in denen der eine durch einen anderen ersetzt wurde.
Was
mich betrifft, so gesteht sie viele Jahre später ein, dass ich als
unerreichbares Phantom im Familienclan eine ständige Präsenz dort hatte, die
sie sich mehr oder minder nur einbildet. In den ersten Jahren ihrer Beziehung
und Ehe mit Tim beobachtet sie mich mit Argusaugen. Nicht so eng geknüpft und
auffällig wie die Männer, die sie liebt, aber mit einer unglaublichen Ausdauer.
Pauschal lässt sich gut behaupten, dass sie pro Jahr etwa ein bis zwei Mal den
direkten Kontakt zu mir suchte. Entweder rief sie aus heiterem Himmel plötzlich
an oder sie stand unangemeldet vor meiner Tür. Was sie jeweils konkret wollte,
kann ich im Nachhinein nicht mehr sagen, so wenig wie sie selbst. Es ging immer
irgendwie um Tim und seine Familie, etwas anderes verband und schließlich
nicht. Als ich heiratete und mit meinem Mann in meinen Heimatort zurückzog, in
dem auch Daniela und Tim wohnten, fiel mir auf, dass sie regelrechte Streifzüge
unternahm, um mich zu beobachten. Innerhalb dieses Ortes zogen wir mehrmals um
und die Route, die sie täglich z.B. mit ihrem Hund ging, änderte sich entsprechend.
In unserer ersten Wohnung
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