Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
passierte immer wieder. Ich warf Scheibe für Scheibe von mir weg. Jedes
Mal, wenn ich mit irgendjemandem ins Bett ging, schmiss ich ein Stück mehr von
mir weg. Ich war körperlich nie dabei, klinkte mich aus. Auch bei Tim. Ich habe
mich geekelt und konnte es nicht ertragen, dass da jemand schon jahrelang an
meinem Körper „zugange“ war. Ich habe es nachher gehasst und heulte mich oft in
den Schlaf. One-Night-Stands waren zwar auch nicht das, was mich zufriedener
machte, aber sie waren auch keine Realitäten.
Seit
November 2001 änderte sich schlagartig mein Leben. Ich brach erneut aus, und
mein Traumbild, das ich mir neu geschaffen hatte, ließ mich im Februar des Folgejahres
allein. Im Krankenhaus habe ich Gott mein ganzes erbärmliches Leben gegeben und
er hat gehandelt. Ich bin 1000 Mal gefallen seitdem, wollte 1000 Mal nicht mehr
leben. Gott hat mir gezeigt, was in meinem Leben passiert ist. Ich bin dorthin
geführt worden, Stück für Stück in der Realität zu leben. Ich muss lernen, mich
selbst „auszuhalten“, erst dann kann ich das wahre Leben leben. Ich versuche
immer wieder in die Traumwelt zu fliehen, aber Gott hat alle Türen zugeschlossen.
Mit dem Schlüssel der Liebe ...
Es
ist, als ob ich meine eigene Geburt noch mal als Erwachsener erlebe. Die Wehen
kommen gnadenlos, mit voller Härte, und jede einzelne von ihnen hat einen Namen.
Es ist so, als würde all der Unrat aus mir rausgepresst und das ist oft unerträglich.
Ich muss lernen, mich selbst zu lieben, erst dann kann ich meinen Nächsten
lieben, wie mich selbst. Gott hat mir die Schule gegeben und ich nehme sie dankbar
als Geschenk an. Er sorgt für mich und auch wenn ich auf meinem Weg, der in die
Freiheit führt, noch 100 Mal fallen werde, er wird mich wieder aufrichten, bis
ich frei bin.
***
Es
quält mich oft die Frage, ob nicht in meiner frühsten Kindheit Dinge passiert
sind, die mich dazu veranlasst haben, bis ins Erwachsenenalter in einer
Traumwelt zu leben, mich auszuklinken.
Tatsache
ist, dass ich zurzeit unter permanentem Suchtdruck lebe, weil es kein
Männertraumbild mehr für mich gibt und weil ich mir auch keins gezielt suchen
werde. Es würde mir im Moment eher schaden, eine Beziehung zu einem Mann zu
führen. Die Tatsache, dass ich von Johnny nicht losgekommen bin, hatte nicht so
sehr viel mit ihm als Person zu tun, sondern vielmehr damit, dass ich gezwungen
war, eine Art Suchtmechanismus oder auch meine ganze Traumwelt aufzugeben.
Dieser Schritt hat mich viele Tränen und Nerven gekostet und ich hoffe, jetzt,
wo ich die Dinge erkannt habe, dass sich mein Zustand bessert. Zumindest hat
das Kind jetzt einen Namen.
***
Heute
ist mir klar geworden, dass meine Wahrnehmung total schief hing oder zum Teil
auch noch immer schief hängt. Ich habe mir als Jugendliche die Finger und das
Zahnfleisch verletzt, bis es weh tat und blutete. Dieser Schmerz hat mir auf irgendeine
Art und weise gutgetan. Ich war niemals in der Lage, auch mal zwischen den Zeilen
zu fühlen, mich selbst wahrzunehmen. Ich konnte nur extrem Gutes oder extrem
Schlechtes wirklich fühlen. Aus dem Grund habe ich mich kontinuierlich verletzt
oder geschaukelt.
Ich
bin kein Psychologe und kann nicht sagen, dass es unbedingt am Vater- oder Mutterbild
liegen muss, aber ich könnte es mir vorstellen. In meiner eigenen Theorie, die
ich dazu habe, glaube ich, dass mir das positive Vaterbild grundsätzlich
gefehlt hat. So habe ich alles auf die Mutter projizieren müssen.
(An
dieser Stelle muss ich abbrechen, weil es schon spät ist und ich mich nicht
mehr konzentrieren kann. (Essstörungen!))
***
Ich
komme von der Schule nach Hause, bin allein … ich hätte bestimmt einige
sinnvolle Dinge zu tun: Den Computer zur Reparatur abbauen, Schularbeit machen,
Gitarre üben … aber ich schaukel! Ich schaukel mich in meine Traumwelt hinein,
die so traurig ist, dass ich auch dort nicht mehr sein will. Mein Traumbild ist
mein Albtraum geworden. Die Realität ist für mich alleine zu Hause auch eine
Art von Albtraum. So hänge ich im Moment zwischen zwei Welten und möchte doch
so gerne in der wirklichen Realität klarkommen. Ich weiß nicht, weshalb ich ständig
den Drang habe, erst mal zu schaukeln, wenn ich zur Wohnungstür reinkomme, aber
ich habe das Gefühl, ich muss das jetzt dringend lassen, es schadet mir enorm.
Ich komme sonst niemals aus diesem Teufelskreis raus. Wie soll ich ein Leben in
der Wirklichkeit jemals lernen, wenn ich zwischendurch
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