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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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plötzlichen Halt.
    Darachel nahm sie genauer in Augenschein, sah zunächst wirr fallendes, zerrauftes Haar, verhüllt das Glühen von Augen darunter. Neben sich nahm er wahr, wie Auric mit seinem Schwert eine Bereitschaftshaltung einnahm und andere aus dem Hintergrund zu ihnen aufrückten. Jetzt erst fiel ihm an der Gestalt in ihrem Weg auf, was zu einem anderen Zeitpunkt für seine Sinne offensichtlich gewesen wäre: Wer ihnen dort den Weg vertrat, war kein gewöhnlicher Ninra, sondern ein Enthravan, dazu noch … Die Gestalt vor ihnen hob den Kopf und sah sie durch wirre Strähnen an.
    „Enthravanin Vinakhuan?
    Er wollte auf sie zueilen. Sie war es tatsächlich; beinah hätte er sie nicht erkannt. Sie hatte also ebenfalls überlebt, Inaim sei Dank.  
    Sie öffnete den Mund, ihre Augen mit einem seltsamen Flackern darin bohrten sich direkt in ihn. „Die Dinge, die ich gesehen habe.“
    Der Schlächterei und dem schlimmsten Wahnsinn war sie also zum Glück entgangen, nur eine Verstörtheit war geblieben.
    „Ein rotes Glühen vor dem Domänenwall. Der Fall seiner Schwingen.“
    Er hörte das Scharren von Füßen neben sich, Auric rückte einen Schritt näher heran. Der Fall von Schwingen, Darachel hatte ihn gespürt am Ort des Ausblicks, schwer wie der Fall von Gestirnen.
    „Der kahle Felsenmond, er glüht wieder“, sprach Viankhuan weiter, mit einer Stimme, die rau und gebrochen wirkte. „Was glaubt ihr da, was ihr dagegen tun könnt?“
    Wie von einem Luftstoß wurde Darachel zurückgetrieben. Viankhuans wirres Haar flatterte hoch, ihre Arme schossen empor. Sie stand umgeben von einer hochlodernden Blüte aus Feuer, die sie umgab wie ein Mantel. Eine Welle aus Hitze rollte über Darachel hinweg, vage sah er zwei Gestalten an seiner Seite vortreten.
    Sie retteten Darachel und Auric das Leben. Sonst hätte sie der Feuerschwall auf der Stelle zu Asche verbrannt.
    Sturmschilde tauchten vor Darachel in der Luft auf. Flammen brandeten gegen sie an, brachen an den Rändern durch. Ein Strom von Flammen streifte an ihm vorbei, und er wich zurück, versuchte sich zu orientieren.
    Viankhuan hatte diesen Feuerstrom auf ihn losgelassen, geistesgegenwärtig von Cedrach und Nadragír ausgelöste Schutzsigna hatten ihre Gruppe abgeschirmt, hatten ihm und auch dem gegen solche Attacken vollkommen wehrlosen Auric das Leben gerettet. Er spähte in die Zwischenschichten, suchte nach Kräften, um sich zu schützen, spürte dabei die Berührung von Gefährtenseelen, Cedrach, Nadragír und Siganche darunter.  
    Viankhuan, gerade Viankhuan … Und ich dachte, nach unserem letzten Gespräch, gerade sie sei gegen diesen Wahnsinn gefeit.
    Dann war kein Raum mehr für Gedanken.
    Kein Feuerstoß, keine Flammenblume. Eine allumfassende Hölle entfesselten Loderns brach um die Gestalt Viankhuans aus, die, als wäre sie selber ein Geschöpf dieser Flammen, in flackerndem Rot von ihrem Auflohen beleuchtet wurde. Der Durchgang zwischen den Pfeilern, wo die Enthravanin stand, war ein tobendes Chaos aus ihnen entgegen flatternden Flammenschleiern, die Pfeilerreihen zu den Seiten hin wurden von hochaufschießenden Flammenwänden blockiert. Um Viakhuan herum, hinter ihr tobte nur noch ein Meer aus Flammen, im Griff eines Orkans, der es hierhin und dorthin peitschte.
    Er griff nach Zeichen in den Schleiern, schrieb Signa in die Mittlerschichten, riss Schilde und schützende Kräfte um sich hoch. Vom puren Instinkt des Überlebens getrieben. Um sich selber zu schützen und abzuschirmen. Mehr war da nicht mehr. Kein Überblick, kein Umherschauen, alles ging im Kampf gegen die tobenden Flammen verloren. Er schrie auf, als ein heißer Schmerz ihn ergriff, an der Schulter, wo er schon vorher verletzt worden war, den Arm hinab, schlug panisch danach, doch was immer ihn dort an Flammen erwischt hatte, war schon wieder verschwunden.
    Feuerbestien schnappten nach ihm, Flammenwüten fiel ihn an. Sie droschen auf die Barrieren seiner Abwehr ein.
    Viankhuan, so schien es, hatte jede Kontrolle verloren. Das Chaos nahm sie zum Gefäß und beherrschte sie. Da war ein Heulen und Kreischen, das seinen Geist attackierte, das sich geradewegs in seinen Willen bohrte und ihn aushöhlen wollte, ein Mahlstrom reinen Wütens.
    Er nahm wieder die Gefährtenseelen neben sich wahr, die genau wie er im Kampf gegen die entfesselten Kräfte der Enthravanin standen, fühlte deutlich wie eine davon explodierte und erlosch, sah durch die Flammenschleier die verzerrte Gestalt

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