Der Fall der Feste
dem wütenden Tumult der Schlacht. Stumme Zuschauer. Selbst das Gellen ihrer Hörner war verstummt. Sie entsandten lediglich Abteilungen, die immer wieder in ihre Reihen dreinfuhren. Sie entsandten, sie schickten aus. Und blieben in ihrer mächtigen Gesamtheit doch unbeteiligt. Im Hintergrund des Heeres sah er Bewegung. Große, merkwürdige Gebilde entstanden dort.
Wieder fiel sein Blick auf den die Masse der Fußsoldaten überragenden berittenen Trupp. Eine gerüstete Gestalt von langgezogenem Wuchs. Ein dunkler Helm türmte sich über ihrem knochenbleichen Gesicht. Winzig klein in der Entfernung, doch er sah es. Wer war das? Wer war dieser Anführer der Nichtmenschen? Wer war der Nachfolger des Kinphauren, den sie Kinphaidranauk genannt hatten, Rache der Kinphauren? Oder war das gar Kinphaidranauk selber?
Wo waren die Duerga? Wo die Kyprophraigen? Nur ein einzelner Blitz und das war alles? Wo waren die Magier des Einen Weges? War es nur der eine gewesen, der Hubbarb getötet hatte?
Nicht, dass sie nicht in Schwierigkeiten genug gewesen wären. Die Lage war desaströs. Dies war eine Katastrophe.
Die Wahrheit ist oft banaler und gefährlicher.
Der Feldscher seiner Entourage kam herbeigeeilt, hielt neben seinem Pferd an. Auric blickte auf ihn herab. Der Mann musste nichts sagen. Er fühlte keine einzelne Wunde mehr. Sein Körper war eine einzige schmerzende Masse aus kleineren Wunden, Prellungen und verspannten, malträtierten und überbeanspruchten Muskeln. Ja, es wäre ratsam, wenn der Feldscher sich seiner annahm. Auf die Schnelle, nur das Schlimmste. Dann wieder los. Wo konnte er eingreifen, wo konnte er helfen? Wo in diesem ganzen sinnentleerten Chaos konnte er etwas ausrichten?
Ein letzter Blick über das Schlachtfeld. Ja, man sah, wenn man genauer hinschaute, Unterscheidungen und Abweichungen. Jags Einheiten hielten noch den stärksten Zusammenhalt. Das Mittelfeld der Schlacht war wie eine Insel ihrer Dominanz. Die schlimmsten Kämpfe tobten auf dem östlichen Flügel. Dort herrschte ein einziges undurchschaubares, erbittertes Gewühl.
Wo war Czand? Er sah ihr Banner nicht? Befand sie sich dort in diesem allerschlimmsten Hexenkessel? O mein Gott, lass sie leben!
Rückzug und Konsolidieren?
Keine Chance. Der Feind würde nicht ablassen.
Er würde nicht zulassen, dass sie sich lösten und zurückzogen. Er würde unbarmherzig an ihnen kleben und ihnen in den Rücken fallen, sie auf der Flucht niedermetzeln. Er würde neue Abteilungen in ihre Reihen schicken, die sie zwangen weiterzukämpfen.
Dies hatte einmal begonnen. Er hatte es einmal begonnen.
Oh Inaim, oh Thyrin, oh ihr grausigen, menschenverschlingenden Mächte.
Wieder hinein in die Schlacht, wieder hinein in das Gemetzel.
Breagnar, Davernian, Ni-Konnacht und der Valgare mit dem Fechtspeer kämpften neben ihm. Benkart war gefallen, Davernian hatte sein Horn an sich genommen.
Suevaren, jetzt waren es wieder Suevaren, gegen die sie kämpften. Wahrscheinlich die gleichen Stämme wie vorher, neu in die Schlacht geschickt.
Den Schild hatte er vom Rücken genommen, das Schwert führte er einhändig.
Dass Menschen so viel Blut in sich haben können. Der Boden war schlüpfrig. Sein Schwertgriff war schlüpfrig.
Ein süßlicher Gestank hing über allem. Leichengeruch.
Sein letzter Gegner trug das Seine dazu bei. Durchbohrt sank er zu Boden und kotzte, was es zu kotzen gab. Keine Ahnung, was sein Leib da von sich gab. Keine Zeit darüber nachzudenken. Angriff mit einer Axt. Brüllender Suevare hintendran. Er taucht unter der sausenden Klinge weg. Davernian erledigt diesen Gegner für ihn; der Suevare rennt genau in ihn hinein. Axt fällt, Suevare auch.
Erbrochenes und entleerte Därme, schwärende Inseln in der Grundnote süßlicher Verwesung. Der Geruch seiner Mutter … Neue Gegner, eine ganze Welle.
Schwerterklirren. Er geht in Bindung, ringt mit dem Gegner. Schwitziges rackerndes, kämpfendes Fleisch. Gelb-braune gebleckte Zähne, fliegender Speichel. Scharrendes Wegwuchten, im Bogen geführter Hieb abwärts, ein Treffer, dann wieder hoch zum Parieren. Die Suevarenklinge kommt nur noch lahm. Er schleudert ihren Träger beiseite. Blut quillt über dessen Seite. Mit Wucht ihm das Schwert in den Hals getrieben. Der Suevare sackt weg, der Hals klafft.
Breagnar schreit. Eine Schwertschneide steckt ihm im Arm. Hoch an der Schulter. Ihr Valgare mit dem Fechtspeer teilt dafür die Vergeltung aus. Der Fechtspeer saust wie eine Sense, ein
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