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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Kopf fliegt. Ihr Valgare kriegt es darauf gleich mit zwei neuen Gegnern zu tun. Sonst hätte er Breagnar retten können. Vor Schmerz eingeknickt wie Breagnar ist, kann er keinen Streitkolben abwehren, der ihm vor den Schädel drischt.  
    Er sieht Breagnar fallen und kann nichts tun; ein kampfesirrer Suevare stürmt auf ihn ein.
    Als er das nächste Mal nach Breagnar sehen kann, liegt sein Körper bäuchlings am Boden und blutet in das Gras. Das zerschmetterte Gesicht ist nicht zu sehen, es wird von Gestrüpp verdeckt.  
    Lass ihn hinter dir. Weiter. Denk an die Lebenden.

    Ein Gewirr von Armen und Beinen, von sausenden, hackenden Klingen, spritzendem Blut, verzerrten Gesichtern. Wutgebrüll, Schmerzensschreie, schrilles unartikuliertes Kreischen, das der Schmerz einer menschlichen Kehle entreißt. Das alles wird zu einem einzigen Teppich auf und ab tobenden Lärmens. Nur noch ein mordender, außer Kontrolle geratener makabrer Tanz. Ein Rucken und Reißen, ein Schneiden und Stechen, ein Bluten und Krepieren.
    Auric kämpft sich hindurch, irgendwie. Die Schärfe seines Bewusstseins abgestumpft von einer nicht enden wollenden Folge von Stößen, Hieben, Parieren, Fleisch und Muskeln spalten, Herumwirbeln, Parieren, Schlagen und noch ein Gegner und wieder ein Gegner und noch ein Kampf. Alles wird zu Eins, einem brüllenden, klirrenden Alptraum, in dem nur noch seine eingeübten Reflexe, seine Instinkte, ein dunklerer, unbewusster Teil die Kontrolle übernimmt. Ein dunkles Zentrum in seinem Innern, ein halbverhüllter Kern von Bewusstsein und Willen, der so unähnlich dem, was einen dieser Homunkuli antrieb, nicht sein konnte.
    Er war lahm und stumpf. Eine Masse von Blei, die in Bewegung gehalten werden musste, und die doch nichts anderes wollte als in Trägheit fallen, in den schweren Sumpf bloßer unbelebter Materie. Die Sonne neigte sich schon wieder. Der ganze Tag war Schlacht gewesen. Um ihn herum kämpften nur noch Wracks, die eigentlich schon vor Erschöpfung, vor totaler Verausgabung tot umfallen mussten.
    Lahme Riesen in Panzer und Kettenwerk schleppten sich über das Schlachtfeld.
    Sie waren riesig, weil sie eine so gewaltige bleiern dichte Welt aus Schmerz umgab wie ein Gefängnis. Diese Kerker waren ihre Leiber. Diese Riesen waren sie.
    Ihre Hände waren winzig, ihre Finger kaum Halme, ihre Schwerter, ihre Äxte lächerlich winzige Spielzeuge. Ihre Köpfe in den Helmen, sie mussten klein sein wie Erdnüsse. Sie mussten so winzig sein, dass sie in den Ritzen der Welt verschwanden.
    Gegen all das Blut. Gegen dieses Meer der Qual.

    Dann schickten sie auch noch kinphaurische Reitertrupps herein. Keine Duergas. Keine Magier. Einfach Reiter. Die Reiter kannten keine Schlachtordnung. Brauchten sie auch nicht. Preschten vor wie eine Horde. Pferdeleiber, leicht gerüstete Kinphauren, Stahl. Banner, Wimpel, Speere. Ein paar Rösser hackten sie ihnen unter dem Leib weg. Die Gestürzten wurden totgeschlagen. Fechtspeere und Schwerter holten einige der anderen aus dem Sattel. Kinphaurenstämme, Unterabteilungen, kleine Rotten. Töteten, zogen sich wieder zurück.

    Augusttage sind lang. Die Nächte hell und lau. Dieser Tag war grausig und wollte kein Erbarmen kennen.
    Ein langer Abend des Blutens und Leidens.
    Ein Gellen, ein Kreischen, das zu einem einzigen himmelsverschlingenden Heulen ausblutete, brachte endlich Gnade.
    Die Hörner der Kinphauren.
    Der Feind wich, wie ein Schwamm sog die Dämmerung ihn auf.
    Auric brach in die Knie. Etwas wie ein tonloses Schluchzen würgte sich aus seiner Kehle hoch.

    Das ganze verdammt Feld des Elends und der Qual. Ein Totenfeld. Es stinkt nach Fäulnis und Leichen. Dämmergrau fällt wie ein Vorhang. Die Masse des Bukainan löscht den Sonnenuntergang aus. Die Feldscher kommen mit ihren Tragen, wie Wölfe, die auf der Suche nach Aas mit dem Hochbleichen des Monds durch Gärten streichen. Von überall dringt Wimmern.

    Er sieht, wie die Reste seiner Entourage von allen Seiten her auftauchen, sich sammeln, sich um ihn zusammenscharen.  
    Es ist vorbei. Die Hörner der Kinphauren und der darauf folgende Rückzug ihrer Feinde haben den Tag beendet. Wie ein gelichteter Wald nach dem Vorbeiziehen eines Unwetters sieht das Feld um ihn aus. Kahle, verstreute, zersplitterte Stämme vor dem letzten Grau der Dämmerung.
    Vorbei für heute.
    Aber was kommt morgen?

Brunnentief, aschenschwarz

    Jemand spricht mit ihm, während sie in Richtung ihres Lagers gehen. Er hört die Worte nicht.
    Sie

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