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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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und die rote Woge aus den Tiefen seines Inneren heranrollen. Keine Menschen, nur Feinde; keine Skrupel, nur Instinkte, Reflexe und Hass.
    Sie brachen in den Tumult der vorderen Kampfzone herein, wo die Angreifer die Dominanz gewannen. Auric schwang sein Langschwert und warf sich auf einen Pulk von Suevaren, die ihre föderierten Gegner schwer bedrängten. Der erste fiel unter einem Hieb, der ihm den Schädel spaltete. Die Klinge des zweiten fing Auric im Hieb mit der Parierstange ab, löste die Klingen in geübtem scharrenden Schwung und hackte im Abwärtsbogen das Bein des Angreifers gleich unterhalb des Knies weg. Er riss seinen Stahl sofort wieder hoch, stach zu, spürte Blut in sein Gesicht spritzen und den Hieb einer Klinge über den Schild auf seinem Rücken schrammen.  
    Um ihn herum tobten seine Valgaren. Die drei Überlebenden seiner Leibgarde führten methodische, tödliche Streiche. Der Feind wich zurück. Die Föderierten fassten Mut. Ein Hornsignal durchschnitt die Luft. Die Nichtmenschen schickten Verstärkung ihrer Angriffstruppen.

    Schulterpanzer, rot, wie von Blut bedeckt, blitzende Dornen starren daraus hervor. Hochgewachsene Gestalten, gehüllt in überlappende Lagen roten Stoffes. Arme gepanzert und klingenbewehrt. Die Glieder dadurch wie die von Gottesanbeterinnen – lauernd, gespannt. Schlank, bizarr, tödlich, starr. Die Gesichter tätowierte Fratzen.
    Ankchoraik.
    Aufrecht wie Säulen schritten sie vor den Abteilungen der Kinphauren her.
    Sie erreichten die Linien der Sechzehnten – wie von Federn geschnellt fuhren sie mit einem Klingensausen hinein, tödlich rote Wirbelstürme stummer Raserei.
    Ankchoraik. Auric durchfuhr ein Schrecken.
    Er sah sie in einem kurzen Moment der Ruhe durch das Getümmel auftauchen. Ein gellender Hornstoß. Die gelichteten, erschöpften Horden der Valgaren und Surnyaken lösten sich aus dem Gefecht und setzten sich in Richtung des Kinphaurenheeres ab.  
    Frische neue Kämpfer stürmten auf die idirischen Truppen ein, schwarzgepanzert, knochenbleich. Die Schwünge ihrer Klingen fremdartig, ihr Kampfstil gefährlich unbekannt.
    Geführt von roten, hünenhaften, rasenden, klingenstarrenden Teufeln.

    Ihre Toten und Verwundeten ließen die Vasallentruppen zurück. Dumpfes Stöhnen und Schreien verstreut zwischen den noch auf den Beinen Verbliebenen. Über die Weite des Schlachtfelds hinweg versucht fortzukriechen, was noch kriechen kann. Ellbogen und Stümpfe gleichermaßen bohren sich in blutig verfilzte, zerdrückte Pflanzennester und rotgeweichten Schlamm, Köpfe, blutüberströmt auf zerschundenen Körpern versuchen sich ein letztes Mal gurgelnd zu recken. Innereien schleifen aus rot klaffenden Schnitten über den Boden. Feinde gemeinsam mit Opfern aus den idirischen Reihen, ununterscheidbar. Freund und Feind, alles ist eins, verstreut, vermahlen, unkenntlich miteinander zu einer einzigen Masse des Leidens und Sterbens zermalmt.
    Die Überlebenden, sie gehen durch dieses Gestrüpp der Qual, wie durch ein zertrampeltes Feld, weichen den stöhnenden Hindernissen am Boden aus. Sie wollen überleben. Sie wollen nicht fallen und zerhackt und zermalmt in diesen Sumpf des großen knochenmahlenden Verschlingers, des Vernichters von Würde und Menschlichkeit gesaugt werden.
    Die Überlebenden, sie müssen so sein. So kalt und herzlos und roh. Noch ist es nicht an ihnen. Noch darf es nicht an ihnen sein. Darum eben müssen sie so sein, so taub, so stumpf. So lebend. So bereit ihr Leben mit dem Tod des anderen zu erkaufen. Mit Krallen und Stechen und Hauen und Spritzen von schwarzem Blut. Mit zerhackten Leben und Leibern.

    Durch ein taumelndes Geflacker kämpfender Menschenglieder kam es auf sie zu. Ein rotes Flattern, ein Glitzern auf stählernen Dornen. Eine hochgewachsene Gestalt rot wie Blut. Schwarzgepanzerte Kämpfer um sie herum. Nach allen Seiten mit ihren Klingen ausschlagend bahnten sie sich langsam ihren Weg zu ihnen hin.
    Es hätte Davernians Hand, die sich auf seine Schulter legte und des Zurufs nicht bedurft. Er hatte es sofort bemerkt.
    Der Arm der Gestalt zuckte nach rechts, er zuckte nach links, ein Huschen von Klingen, Soldaten stürzten weg. Durch eine Lücke erhaschte er ein teuflisches Grinsen, ein Kontrast zu hart für das verwaschene Getümmel des Umfelds. Eine Fratze, Schwarz auf Weiß. Sie blitzte durch das Kampfgewühl. Schwarze Tätowierung auf knochenbleicher Haut.
    Ein kurzer Blick umher, zu sehen, wer an eigenen Leuten nahe

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