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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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seinem Inneren regte und die aschene Leere sich in etwas anderes verwandelte. Er griff nach dem Valkaersring an der Kette um seinen Hals. Es war kalt und es glomm zugleich. Ein eisiges Feuer.
    Er griff über die Schulter nach dem Schwertgriff, riss die Waffe aus der Scheide und hoch über seinen Kopf.
    „Die Sechzehnte ist der Alptraum ihrer Feinde!!!“
    Und noch einmal, diesmal untergehend in der abgehackt versetzten, asynchronen – aber wie eine Flutwelle donnernden Antwort aus dem Heer seiner Soldaten.
    „Die Sechzehnte! Ist der Alptraum! Ihrer Feinde!!!“
    Es musste etwas von den Erinnerungen sein, von der Vorstellungen, die an diesem mit hohler Anmaßung aufgeladenem Schmuckstück hingen – und des Valgaren in ihm, der wider besseres Wissen darauf reagierte –, doch ihn erfasste das Gefühl, als ginge ein kalter Strom von dem Valkaersring, den er in seiner Linken hielt, über den Arm in seinen Körper. Und als antwortete etwas in seinem Inneren darauf. Ein roter glühender und doch eiskalter Funke in seinem Inneren, so groß etwa wie eine geballte Faust. Als sähe er plötzlich ganz und gar die Welt aus den Augen seines Vaters.  
    Er wollte Kinphauren erschlagen. Er wollte ihre Hunde in die finsterste Hölle schicken, zu den verdammten ehrlosen Seelen, die nicht in Thyrin Drachenvaters ewigem Feuer wiedergeboren werden. Er wollte sie zum Fraß für Krähen und Wölfe, für alle Aasfresser der Erde und der Luft machen. Er wollte die Welt, in der Czand gestorben war, mit dem Blut ihrer Feinde füllen. Tote Körper, kalte Gliedmaßen als das Feuerholz, Fluten von Blut als die Flammen ihres Scheiterhaufens. Etwas Dunkles, Kaltes, Flammendes raste in ihm, bleckte und loderte die Wände seiner Seele hoch, raste, raste, raste.
    „Vrassja geh, shundra teh!“ Ohne, dass es ihm bewusst geworden war, hatte er die ersten Worte der alten Hymne angestimmt. Die zweite Zeile sang er schon nicht mehr allein. Sie kam donnernd aus den Kehlen seines Heeres, Valgaren oder Nicht-Valgaren gleichermaßen.
    „Vassnack, vassnack, haijgach!“
    Ja, denen dort drüben sollte ihr eigenes Valgarenlied, das sie missachtet und vernachlässigt hatten, jetzt im Hals stecken bleiben.
    „Vrassja geh, shundra teh –
    Vassnack, vassnack, haijgach!
    Sassfar nueh, cusart dweh,
    Duvuat, duvuat, fannacht!“
    Nehmen wir es diesen Drecksäcken weg, die es nicht verdienen, die seiner nicht würdig sind. Reißen wir es ihnen aus den Kehlen und nehmen wir es als unseres. Niemand von unseren Feinden soll sich hiernach mehr trauen, dieses Lied zu singen.
    Er spürte wie das Donnern aus der Heerschar von Kehlen ihn trug und wie etwas in seinem Inneren machtvoll antwortete. Rache für Czand. Ein Tag des Mordens und Sterbens.
    Nur eine kleine Stimme in seinem Inneren meldete sich still. Wie seltsam: Ein General, der von seinen Soldaten angefeuert wird.

    Der Feind ließ sie warten.
    Das Land erhob sich aus hellem Grau. Dünnes Licht fiel aus nachtumflorten, wolkenlosem Himmel.
    Es gab Bewegung im Heer des Feindes dort auf der anderen Seite des Streifens zertrampelten Ackers. Die berittene Gruppe mit der auffälligen, schlank gewachsenen Gestalt an der Spitze kam durch ein sich teilendes Heer nach vorne. Auric sah nicht hin.
    „Vrassja geh, shundra teh –
    Vassnack, vassnack, haijgach!
    Sassfar nueh, cusart dweh,
    Duvuat, duvuat, fannacht!“
    Die berittene Gruppe mit der auffälligen schlank gewachsenen Gestalt an der Spitze zog sich wieder zurück. Abteilungen verschoben sich. Auric konnte nicht bemerken, dass das Heer dort drüben kleiner geworden wäre.
    Gruppierungen innerhalb des Nichtmenschenheeres bewegten sich. Die berittene Gruppe mit der rotbemantelten Gestalt kam nach vorne. Kudai, du mieser kleiner Dreckskerl. Komm her! Zeig dich endlich! Mach dir endlich selber die Hände schmutzig. Ich werde mir meine blutig machen.
    Abteilungen rückten um Kudai und seinen Trupp herum vor. Valgaren und Surnyaken und Krieger eines Volkes, das Auric nicht kannte. Vage Bewegungen im Hintergrund des Heeres, ungeschlachte Gestalten, bizarre, dürre Umrisse.
    Das Umgruppieren dort drüben schien ein Ende zu haben. Schildeschütteln, Schwerterrasseln, schepperndes Hämmern auf die Schilde, eine Welle von Gebrüll aus unzähligen Kehlen.
    Ein Gellen stieg aus dem feindlichen Heer.  
    Die Hörner der Kinphauren fraßen sich in den Himmel.

    Die Truppen der Feinde stürmten vor.  
    Mit einem unartikulierten Chor wilder Schreie näherten sie sich über das

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