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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Er sieht den Punkt, wo der Schwung sich umkehren lässt, wendet seinen eigenen Schlag in die Blöße des Deckungskreises. Trifft Kudai schwer am Oberkörper, der taumelt zurück. Auric drängt nach, sein Schwert wird aufgefangen. Ihre Klingen in Bindung ringen sie miteinander. Ächzend, knurrend. Auric blickt zwischen Nasenschutz und geschwungenen Wangenklappen, die nach oben in die Andeutung von Flügeln übergehen, in das Gesicht von Kudai. Der die Zähne fletscht.  
    Kudais Gesicht. Aber wer ist das? Ich kenn‘ ihn nicht. Sie wuchten sich klingensirrend voneinander weg. W enn er sprechen würde, würde es mit Kudais Stimme sein?  
    Sie stehen sich schnaufend mit drohend erhobenen Klingen gegenüber. Ein bizarres, menschengestaltiges Spinnentier. Was für ein Preis? Für was?
    „Was hast du dir nur gedacht? Dass du ihnen die Sechzehnte als Geschenk lieferst?“ Er hörte seine eigene Stimme rufen. „Hast du geglaubt, die kompletten Barbarenbataillone würden überlaufen? Sie würden Idirium die Gefolgschaft aufkündigen?“ Die fremdartige, klingenstarrende Rüstung, in der Kudai steckte, hielt inne. Die Augen, die Kudais waren, sahen ihn an. „Wenn wir erst hier sind und sehen, gegen was wir hier antreten, würde uns das überzeugen? Und wir würden alle gemeinsam überlaufen?“ Würde es Kudais Stimme sein?
    „Nicht alle, aber ein Teil.“ Ein Grinsen um Kudais Mund, aber nicht das alte Grinsen. Etwas Gebrochenes, Grimmiges. Doch Kudais Stimme.
    „Zu den Kinphauren?“
    „Ach was, Kinphauren.“ Die Zähne waren noch immer gebleckt, aber das Grinsen war verschwunden. „Es geht nicht um die Kinphauren. Es geht um eine neues Idirium im Zeichen des Einen Weges.“  
    Hatten sie ihm das versprochen? Hatte er etwa so einen Unsinn geglaubt? Oder blieb ihm jetzt nichts anderes mehr übrig, als es zu glauben? Auric konnte nur den Kopf schütteln. „Du bist ein Scheiß-Fanatiker“, spuckte er ihm entgegen.
    „Das sagt der Richtige, Herr Heiliges Idirium.“ Kudai hob den Fechtspeer, ließ ihn locker um seinen Schwerpunkt schwingen. Die Klinge blitzte in der Sonne. „Der sein Hirn an diese korrupte Maschine verkauft. Wo ist denn jetzt dein Studium? Schlitzt lieber wie ein guter Valgare Leute auf.“ Mit einem metallenen Schnappen sprangen seine Klingen wieder in ihre Armscheiden zurück. Er schwang seinen Fechtspeer in Angriffshaltung, spuckte aus, stürzte auf ihn zu. „Was ist der Unterschied?“, brüllte er. Und ließ die Klinge auf Auric herabsausen.
    Auric parierte. Erneutes Schlagen und Ausweichen. Kudai drang hart auf ihn ein, wieder traf seine Klinge, krachte gegen Aurics Rüstung. Sie schnauften und schlugen aufeinander ein. Jeder von ihnen brachte Treffer an. Jeden von ihnen schützte seine Rüstung. Kudai hatte das erkannt, als er seine Armklingen einfuhr. Sie brachten ihm, anders als bei ihrem ersten Kampf, als Auric ungeschützt gewesen war, keinen Vorteil. Anders als gegen gemeine Soldaten, nur mit Lederschutz und Kettenhemd gewappnet. Gegen jemanden, der gerüstet war, nahmen sie ihm eher seine Wendigkeit. Genau auf diese Wendigkeit setzte Kudai aber im Kampf gegen einen Gegner, dessen Kräfte dadurch abgestumpft waren, dass er schon zu lange in einer Schlacht hatte kämpfen müssen.
    Erneute Treffer, an Schulter, am Bein. Auric kam in Bedrängnis, hatte Schwierigkeit das Klingenflirren seines Gegners zu parieren. Die Schläge warfen ihn zurück, verblüfften ihn. Nicht jetzt, nicht gegen ihn. Wenn ich schon hier sterben muss, dann nicht durch ihn. Schwert und Arme waren unendlich schwer. Er riss seine Klinge hoch zu einem verzweifelten Gegenangriff. Traf auf die gegnerische Klinge, die glitt weg. Hoch kam das Gegengewicht, am anderen Ende des Speerschafts, traf ihn vor die Brust, ließ ihn zurücktaumeln. Kudai grinste. Das Gewicht kam wieder, diesmal in tiefem Schwung, traf ihn am Bein, riss ihn von den Füßen. Er fiel, hintenüber, stürzte über etwas am Boden, Leichen was sonst, nur Leichen hier. Der Aufprall – sein Schädel dröhnte, sein gerüsteter Körper krachte hin, ein Scheppern, Metall auf Metall.  
    Auf ein Schwert, auf einen weiteren Toten ist er gefallen; sein eigenes Schwert, er hält es noch. Ein Schwert, eine Axt, noch ein Toter, alles voller Blut, darauf ist er gelandet, totes Fleisch, blutbesudelter Stahl, eiserner Dorn. Die bizarr gepanzerte Gestalt springt über ihn, ein dunkel huschender Umriss vor strahlendem Blau des Himmels. Kudai hebt den Speer zum

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