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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Brüllen, erneutes Wummern und Prasseln von Flammen.
    Darum hatte es keine Verfolgung durch ihre Feinde gegeben. Die Nichtmenschen hatten ihre Verbündeten davon abgehalten, um sie nicht in den Todesstreifen ihrer Feuergeschütze geraten zu lassen.
    Feuerbälle schrillten aus dem Himmel, schlugen in die Erde ein, spießten die Welt mit ihrem Donnern auf. Sein Kopf, seine Ohren schmerzten, als liefe er im Innern einer gigantischen Pauke, deren Felle unter unablässigen Schlägen bebten.
    Er hörte sein eigenes Keuchen, sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren. Alles andere kam wie gedämpft, wie durch eine dicke Schicht dichter Wolle von irgendwoher. Ein dumpfer gedrängter, verstopfter Laut, durch den sich ein infernalisches Pfeifen fräste. Er sah sich unter wummerndem Rauschen inmitten eines wild schwärmenden Feldes rennender Menschen, das sich rasch auseinander zog, während Feuerhämmer es gnadenlos durchlöcherten. Eine wimmelnde, strömende Ameisenarmee, die durch das Bombardement zerrissen wurde.
    Die Welt ging in Flammen auf, die Alpträume wurden wieder Realität.
    Ein ersticktes Stakkato in der abgedämpften Wolke aus Lauten. Ein schwerer Schatten, der an seine Seite huschte. Der Körper eines galoppierenden Pferdes. Das abstoppte und mit ihm Schritt hielt.  
    Er wandte im Laufen den Kopf zur Seite. Crussav schaute ihn vom Rücken des Pferdes herab an. Er war ohne Helm und sein Gesicht war blutbefleckt.
    „Steig auf, los! Meine Pferd kann uns tragen beideh!“, rief er ihm vom Sattel herab zu.  
    „Deine Leute, was ist mit ihnen?“
    „Viele gefallen, einigeh entkommen. Niemand uns hat verfolgt.“
    Der Todesstreifen für die Feuergeschütze.
    „Was ist mit Bilgiri?“
    Crussav konnte nicht antworten, sein Pferd wich zur Seite aus, Leichen blockierten seinen Weg.
    „Bilgiri ist –“
    Feuer kam zur Erde.
    Blendend.
    Grellgelbes Lodern zeichnete scharf den Umriss von Pferd und Reiter, fraß dann über sie hinweg. In hochflammendem Prasseln verschlang die Flamme Haut und Fleisch, Haar und Knochen.
    Das Sengen wälzte sich mit Wucht über Auric hinweg. Er spürte Knistern, der Geruch von verbrannter Haut und Haar stach ihm in die Nase, Flammen leckten nach ihm. Seine Beine trugen ihn weiter, vorbei an dem Glutball, dann stoppte sein Lauf.  
    Crussav.
    Die Flammen loderten, er stand wie angewurzelt. Eine dunkle Masse war innerhalb des Feuerkreises brennend in sich zusammengefallen.
    Eine Hand schlug ihm auf die Schulter.
    „Weiter! Weiter!“
    Ni-Konnachts Gesicht. Sein Leibwächter riss ihn mit.
    Er rannte durch einen taumelnden Schacht, um ihn schreiende rennende Menschen. Dunkle Hänge ragten vor ihm auf, zerrissenes Land, Tannenschleier.  
    Die Hölle streute weiter ihre Glutsamen auf die Erde.

    Vorbeifliegende Stämme dunkler Bäume, sie zerhackten ein stumpfes, nebliges Schattenreich von blinder Getriebenheit und taub geprügelter Zeit. Nacht, vom Sommerlicht zerspleißtes Wälderdunkel, Dämmerung – alles eins. Jähe Felsstürze, Klüfte mit schaumdurchrauschter Düsternis. Halb erinnert, weggewischt. Gesichter um ihn. Rennende Menschen. Davernian. Der Kinvarda, den sie Nanrid von den Messern nennen. Czand, die etwas zu ihm sagt, was er nicht versteht. Er will sie danach fragen, doch sie ist schon wieder fort.
    Alles nur ein huschender, dumpfer Nebel.
    Alles ist erblindet und pumpende Muskeln. Er erinnert sich nicht mehr daran, etwas gedacht zu haben.
    Wahrscheinlich hat er auch nichts gedacht. Sein Denken war in einen dunklen Rachen gestürzt und verschlungen worden.
    Dann irgendwann, wusste er nur noch, dass er irgendwo ins Gras gefallen war und die bleierne Dunkelheit vollkommener Erschöpfung über ihn hereinbrach.  
    Dann nichts mehr. Dann eine ganze Zeit lang nichts mehr.

Das Geschenk des Silaé

    „Siehst du es? Es ist wie eine Konstellation wandernder Sonnen, jede wie ein Wesen. Das ist bemerkenswert. In solcher Form habe ich das selten gesehen. Jetzt treten sie miteinander in Kontakt, eine nach der anderen. Es muss eine starke Welle im sanwhe-kranh-dhi‘ajaun geben. Jetzt verstärken sie einander und flammen hoch. Ein wunderbarer Anblick.“
    Auric sah gar nichts, so sehr er es auch versuchte. Er schüttelte den Kopf und sah Nadragírs Miene zu einem Ausdruck der Enttäuschung erschlaffen.
    „Gar nichts?“
    „Ich habe nicht mal eine Ahnung, wovon du redest. Da ist nichts. Mir scheint einfach die Wahrnehmung dafür zu fehlen.“
    Nadragír und Darachel sahen einander

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