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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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genommen hatte, behagte.
    Â»Sie haben wohl doch ein schlechtes Gedächtnis. Darf ich Ihrer Erinnerung auf die Beine helfen? An diesem Abend besuchten Sie zwei Freunde, und Sie erklärten ihnen, Sie hätten eine wichtige Verabredung.«
    Â»Ich wollte sie nur loswerden.«
    Â»Und weshalb?«
    Â»Versetzen Sie sich doch bitte einmal in meine Lage, Monsieur. Zwar hatte ich mich mit meinem Los abgefunden, doch stand mir nicht der Sinn nach belanglosen Vergnügungen. Ich wollte allein sein.«
    Â»Sie mußten allein sein, um Ihren Plan auszuführen. Sie mußten allein nach Jonchère fahren. Zudem hatten Sie im Lauf des Tags einmal so etwas Ähnliches gesagt wie ›Sie kann nicht von mir lassen‹. Wer war damit gemeint?«
    Â»Jemand, der mir auf einem Brief geantwortet hatte. Als ich das sagte, hatte ich den Antwortbrief in der Hand.«
    Â»War der Brief von einer Frau?«
    Â»Ja.«
    Â»Und was haben Sie mit dem Brief gemacht?«
    Â»Ich habe ihn ins Feuer geworfen.«
    Â»Glaubten Sie, der Brief hätte Sie, wenn er einem Dritten in die Hand gefallen wäre, kompromittieren können?«
    Â»Nein. Es ging in ihm nur um ganz Privates.« Der Untersuchungsrichter war sich fast sicher, daß dieser Brief von der Hand der Mademoiselle d’Arlanges geschrieben war. Dennoch schwankte er, ob er nach dem Absender fragen sollte. Denn der Name der Frau, die er einmal geliebt hatte, wollte ihm nicht leicht über die Zunge.
    Nach einer Pause, während der er sein Gesicht hinter einem Aktenstück verbarg, auf daß Albert seine Erregung nicht bemerkte, fragte er: »Wer ist der Absender dieses Briefes?«
    Â»Ich möchte den Namen nicht nennen.«
    Â»Bedenken Sie, Monsieur«, sagte Daburon, »daß Sie sich in einer äußerst prekären Lage befinden. Durch Schweigen verbessern Sie Ihre Situation überhaupt nicht. Außerdem sind Sie verpflichtet, über alles auszusagen.«
    Â»Nicht über das, was Unbeteiligte angeht«, antwortete Albert angriffslustig.
    Die Art, wie das Verhör geführt wurde, ließ ihm keine Zeit zum Atemholen. Und das verdroß ihn und machte ihn gereizt.
    Erstaunt ob so viel Widersetzlichkeit, blickte Daburon zu dem Angeklagten hinüber. Was war in diesen jungen Mann gefahren? Tabaret hatte doch prophezeit, daß Albert mit einem hieb- und stichfesten Alibi aufwarten würde. Warum tat er nun nichts dergleichen? Wartete er etwa auf eine noch bessere Gelegenheit? Oder hatte er noch einen anderen Trumpf im Ärmel?
    Vorsicht, dachte Daburon, noch habe ich ihn nicht in die Ecke getrieben.
    Â»Was taten Sie nach dem Essen?« setzte Daburon das Verhör fort.
    Â»Ich bin spazierengegangen.«
    Â»Genauer, bitte. Sie haben das Haus nicht gleich verlassen. Nachdem Sie die Flasche geleert hatten, rauchten Sie. Ich weiß, daß es nicht zu Ihren Gewohnheiten gehört, im Speisezimmer zu rauchen. Was rauchen Sie übrigens?«
    Â»Zigarillos von der Marke ›Trabuco‹.«
    Â»Rauchen Sie aus einer Spitze?«
    Â»Ja.«
    Â»Wie spät war es, als Sie das Haus verließen?«
    Â»Ungefähr acht Uhr.«
    Â»Nahmen Sie einen Schirm mit?«
    Â»Es sah nach Regen aus.«
    Â»Und wohin sind Sie gegangen?«
    Â»Ich hatte kein Ziel, spazierte durch die Straßen.«
    Â»Kein Ziel? Den ganzen Abend kein Ziel?«
    Â»So ist es.«
    Â»Wenn ich Ihnen glauben soll, müssen Sie mir aber Ihren Spaziergang etwas genauer beschreiben.«
    Â»Das ist sehr schwer. Ich bin eben nur spazierengegangen, wollte mich von meiner Niedergeschlagenheit befreien. Verstehen Sie das? Ich streifte nur aufs ungefähre durch die Straßen.«
    Â»Und das soll ich Ihnen glauben?« Natürlich wußte Daburon, daß ein solcher Spaziergang ohne Ziel möglich war. Er erinnerte sich einer Situation, in der er selbst die ganze Nacht durch Paris gegangen war, ohne Ziel. Hätte man ihn am nächsten Morgen gefragt, wo er gewesen sei, er hätte nichts anderes antworten können als: Ich weiß es nicht.
    Aber er verdrängte dieses Erlebnis, gab sich ganz dem kriminalistischen Eifer hin, einem Verbrechen auf die Spur zu kommen. So setzte er also die Vernehmung im bisherigen Stil fort.
    Â»Sie haben niemanden getroffen«, fragte er, »der bezeugen könnte, Sie gesehen zu haben? Sie haben mit keinem gesprochen? Sie sind nirgends eingekehrt, in kein Café, in keinen Club?«
    Â»So

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