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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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dessen Stirn Schweißtropfen standen, die sich zu kleinen Rinnsalen vereinigten und in die Brauen liefen. Mit zitternden Händen versuchte er, sie wegzuwischen.
    Â»Das alles ist schrecklich, ganz schrecklich!« stammelte er.
    Â»Nun noch zu Ihrer Hose.« Daburon gönnte seinem Opfer keine Atempause. »Hier ist sie. Und Sie haben sie doch am fraglichen Abend getragen? Schauen Sie: Hier finden sich Spuren von Straßendreck, hier Moosflecke. Am Knie ist sie zerrissen ... Nachdem Sie sich nicht mehr erinnern können, wo Sie an diesem Abend gegangen sind, wollen Sie mir doch nicht auch noch weismachen, Sie wüßten nicht, wo Sie sich Ihre Hose zerrissen und Ihre Handschuhe zerkratzt haben?«
    Albert war dem Umfallen nahe. Vor seinen Augen drehte sich das Zimmer. Bleich ließ er sich auf seinen Stuhl sinken.
    Â»Ich werde wahnsinnig!« sagte er erschöpft.
    Daburon ließ nun erst recht nicht locker. Er fixierte Albert und sagte mit scharfer Stimme: »Niemand anders als Sie kommt als Mörder von Madame Lerouge in Frage. Das müssen Sie einsehen.«
    Â»Ich sehe mich nur als ein Opfer einer unglücklichen Verkettung von Umständen und kann nur sagen: Ich bin unschuldig am Tod dieser Frau.«
    Â»Wenn dem so ist, dann können Sie mir ja auch verraten, wo Sie am Dienstagabend waren.«
    Â»Ich war ...« Albert mühte sich vergebens, Worte über die Lippen zu bringen. »Alles, was ich zu sagen habe, habe ich gesagt«, setzte er schließlich hinzu.
    Â»Dann will ich Ihnen einmal erzählen, was Sie am Dienstagabend taten, nachdem Sie, vom Wein mutig geworden, gegen acht Uhr Ihre Wohnung verlassen hatten. Um fünf nach halb neun nahmen Sie den Zug am Bahnhof St-Lazare, um neun Uhr stiegen Sie in Rueil aus ...«
    Daburon war aufgestanden, und während er im Zimmer auf und ab ging, wiederholte er fast mit denselben Worten, was Tabaret an Vermutungen über die Ereignisse der fraglichen Nacht geäußert hatte. Noch nie, so glaubte er, hatte er eine ähnlich wirkungsvolle Rede gehalten.
    Dann setzte er mit einigem Wohlwollen hinzu: »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf: Hören Sie mit dem Leugnen auf. Es ist besser für Sie, wenn Sie die Richter durch ein volles Schuldgeständnis milde zu stimmen suchen.«
    Daburon sah sich in seiner Annahme getäuscht, daß Albert nun zusammenbrechen und ein Geständnis ablegen würde. Der überwand vielmehr seine Erschöpfung, nahm alle seine Kräfte zusammen und sagte mit klarer Stimme: »Ihre Beweiskette scheint lückenlos zu sein, und ich an Ihrer Stelle hätte genauso gesprochen wie Sie. Aber ich bin und bleibe unschuldig an diesem Mord.«
    Â»Also, Monsieur ...«, begehrte Daburon auf.
    Â»Ja, unschuldig.« Albert ließ den Untersuchungsrichter nicht dazu kommen, seiner Empörung Ausdruck zu verleihen. »Ich wiederhole es, auch wenn ich Ihre Überzeugung damit nicht erschüttern kann. Ich weiß, alles spricht gegen mich, und ich weiß auch, daß mein Mut den Belastungen durch die Tatsachen vielleicht nicht widersteht. Ich kann mir und Ihnen die Übereinstimmung von Tatsachen und Indizien nicht erklären, fühle die Unmöglichkeit, meine Unschuld zu beweisen. Dennoch: Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß ich am Ende gerechtfertigt aus dieser Affäre hervorgehe.
    Â»Sonst haben Sie nichts zu sagen?«
    Â»Nichts.«
    Â»Sie streiten also alle Schuld ab?«
    Â»Ja.«
    Â»Das ist unsinnig!«
    Â»Ich bin unschuldig.«
    Â»Das genügt für heute.« Daburon machte sich demonstrativ an Papieren auf dem Tisch zu schaffen. »Sie müssen nur noch das Protokoll unterschreiben. Dann werden Sie in Ihre Zelle zurückgeführt. Ich bitte, nutzen Sie die Nacht, um alles noch einmal zu überdenken. Ich bin zu jeder Stunde für Sie zu sprechen.«
    Daburon fühlte, nachdem Albert abgeführt worden war, nicht die Genugtuung wie sonst nach einer erfolgreichen Vernehmung, obwohl er nicht den geringsten Zweifel an Alberts Schuld hegte. Auch war er davon überzeugt, daß jedes Schwurgericht die zusammengetragenen Indizien zur Grundlage eines Schuldspruchs machen würde. Dennoch beunruhigte ihn etwas, und erst allmählich wurde er sich klar darüber, was ihm den Triumph vergällte. Hätte ich den Fall nicht übernommen, sagte er sich nach einer Weile des Nachdenkens, dann könnte ich als Freund zu Claire gehen und

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