Der Fall Lerouge
ist es.«
»Das kann sich unangenehm für Sie auswirken, sehr unangenehm. Bedenken Sie: Madame Lerouge ist ausgerechnet an diesem Karnevalsdienstag zwischen acht Uhr abends und Mitternacht ermordet worden. Wir haben den genauen Zeitpunkt ihres Todes ermitteln können. Ich bitte Sie, Monsieur, strengen Sie in Ihrem eigenen Interesse Ihr Gedächtnis an!«
Daà die Polizei sogar die Stunde des Verbrechens wuÃte, registrierte Albert mit Bestürzung. Aber auch diese konnte seinen Sinn nicht ändern. Fahrig strich er sich durchs Haar, sagte dann aber gefaÃt: »Ich kann nichts anderes zu Protokoll geben.«
Daburon beunruhigte die Tatsache aufs neue, daà Albert sich auf kein Alibi berief. Unsicher fragte er sich, was wohl hinter dieser seltsamen Art der Verteidigung stecken mochte. War denn dieser Albert so gerissen, wie er angenommen hatte? Er war keine Minute der Illusion aufgesessen, Albert zu einem schnellen Geständnis bringen zu können. Aber eine solche Haltung hatte er doch nicht erwartet. Es blieb ihm nur noch, zu seinem letzten und, wie er glaubte, wirksamsten Schlag auszuholen.
Er stand auf und nahm das Tuch, das er über die Gegenstände gebreitet hatte, die in Alberts Wohnung beschlagnahmt worden waren, ab.
»Treten Sie näher«, sagte er nicht ohne den gebührenden Ernst in der Stimme. »Erkennen Sie diese Gegenstände?«
»Ja, sie stammen alle aus meinem Besitz.«
»Sehen Sie sich dieses Florett einmal an. Wer hat es abgebrochen?«
»Das war ich, als ich mit Monsieur de Courtevois focht. Er kann das bezeugen.«
»Das läÃt sich leicht überprüfen. Gut. Wo die Spitze geblieben ist, wissen Sie wohl nicht?«
»Nein, Monsieur. Fragen Sie meinen Kammerdiener Lubin.»
»Lubin hat ausgesagt, er habe vergebens nach der Spitze gesucht. Das Opfer von Jonchére ist mit der Spitze dieses Floretts ermordet worden. Das ist an diesem Stück Stoff, an dem die Waffe abgewischt wurde, deutlich zu erkennen.«
»Aber die andere Hälfte der Klinge muà doch gefunden werden.«
»Ich habe angeordnet, daà nach ihr gesucht wird. Aber fahren wir fort. Auf diesem Papier sehen Sie den Abdruck vom Fuà des Mörders. Ich habe ihn mit Ihren Schuhen verglichen. Der Abdruck und Ihr Fuà stimmen überein.«
Albert wurde, während Daburon dieses mitteilte, immer unruhiger. Angst stieg ihm in die Kehle, und die Panik, die auch die abgebrühtesten Verbrecher ankommt, wenn sich die Beweise häufen, lieà ihn zittern. Mehrere Male setzte er zu einer Antwort an, aber Daburon hielt ihn immer wieder durch eine Geste vom Sprechen ab.
»Sagen Sie noch nichts«, beschied ihn Daburon, »ich bin noch nicht am Ende. Der Täter hatte einen Schirm bei sich. Seine Spitze drang bis zu dem Ring, der den Stoff abschlieÃt, in den Schlamm ein. Hier ist das Loch in dem Lehmklumpen, den wir sorgfältig ausgestochen haben, und dort liegt Ihr Schirm. Wenn Sie die beiden Objekte vergleichen wollen ...«
»Das sind alles nur merkwürdige, aber zufällige Ãbereinstimmungen«, wandte Albert erregt ein.
»Und dann dieses Zigarilloende«, fuhr Daburon unbeirrt fort. »Wir haben es am Ort des Verbrechens gefunden. Es stammt von einem Zigarillo der Marke, die Sie auch rauchen.«
»Das sehe ich«, sagte Albert niedergeschlagen, »und das Zigarillo wurde aus einer Spitze geraucht.«
»Aus einer wie dieser hier.« Daburon zeigte triumphierend auf die Zigarillos und die Spitzen. »Die haben wir auf dem Kaminsims Ihrer Bibliothek gefunden.« Er setzte mit Absicht eine Pause, ehe er fortfuhr: »Aber das alles ist Kleinkram gegen das, was ich Ihnen noch zu präsentieren habe. Der Mörder trug Handschuhe. Im Todeskampf verkrallte sich die alte Frau in seine Hände, so daà Fasern von Handschuhleder unter ihren Fingernägeln zurückblieben. Hier auf dem Papier sind sie zu besichtigen. Finden Sie nicht auch, daà sie perlgrau sind? Und nun betrachten Sie Ihre Handschuhe, die Sie am Dienstag getragen haben. Auch sie sind zerkratzt. Vergleichen Sie einmal die Farbe und Beschaffenheit der Fasern mit Ihren Handschuhen. Finden Sie nicht, daà es sich um dasselbe Material handelt?«
Betroffen schwieg Albert. Gegen solch einwandfreie Indizien half nichts.
Daburon, der so tat, als gelte seine Aufmerksamkeit ganz den Gegenständen auf dem Tisch, lieà keinen Blick von Albert, auf
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