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Der Fall Lerouge

Der Fall Lerouge

Titel: Der Fall Lerouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Èmile Gabroriau
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ihr.«
    Â»Na und? Ich kenne Mittel ... Lassen wir das. Natürlich könnte ich warten. Aber worauf? Sie hat Ihr ganzes Geld verschleudert. Ich gebe Ihnen keinen Aufschub. In drei Monaten haben Sie den kärglichen Rest Ihres Vermögens auch noch verschleudert. Wie Sie gebaut sind, verkaufen Sie Ihrer Mutter das Sterbebett unterm Hintern weg, um dieser Kröte zu gefallen. Wissen Sie, was sie mit den zehntausend Francs von gestern abend gemacht hat? Sie sehen, ich weiß alles. So kann es nicht weitergehen. Wer weiß, was Sie noch tun würden, um ihr Geld in den Rachen schmeißen zu können. Machen Sie endlich Schluß, ehe Sie am Bettelstab gehen. Den Rat gebe ich Ihnen ohne Zinsen. Machen Sie heute noch Schluß.«
    Clergeots Gerede war Noël unerträglich geworden. Er preßte die Hände gegen die Ohren und schrie: »Genug! Machen Sie, was Sie für richtig halten, Monsieur, aber ersparen Sie mir Ihre Ratschläge. Gehen Sie doch vor Gericht. Ich werde einstehen für das, was ich getan habe. Und ich werde besser dafür einstehen können, als Sie ahnen. Die zweiundzwanzigtausend Francs sind für mich eine Kleinigkeit. Hunderttausend kann ich Ihnen morgen hinblättern, wenn ich will. Das würde mich eine einzige Frage kosten. Aber es paßt mir jetzt nicht, diese Frage zu stellen. Verstehen Sie? Wenn es Ihnen auch nicht schmeckt. Sie müssen auf Ihr Geld noch eine Weile warten. Von Ihnen lasse ich mich nicht von dem Ziel, das ich anstrebe, abbringen, jetzt, da ich es fast schon erreicht habe.«
    Der Wucherer hörte seinen Schuldner mit Staunen so zuversichtlich sprechen. Konnte er ihm trauen? Oder wurde hier versucht, ihn mit Hirngespinsten abzuspeisen.
    Â»Ja, laufen Sie mit Ihren Wechseln zum Gericht!« Noëls Stimme war jetzt voller Hohn. »Bis zur Vorladung dauert es mindestens eine Woche, und dann bewilligt man mir sicherlich noch Aufschub, sagen wir, einen Aufschub von drei Wochen. Den gewährt man allen Schuldnern. Das macht alles in allem vier Wochen. Und das ist genau die Frist, die ich brauche. Sie haben die Wahl: Entweder Sie nehmen von mir einen in vier Wochen fälligen Wechsel über vierundzwanzigtausend Francs an, oder Sie gehen vor Gericht.«
    Â»Das ist doch Unsinn«, fuhr Clergeot auf. »In vier Wochen hat sich Ihre Situation nicht um ein bißchen geändert.«
    Â»Täuschen Sie sich nicht«, sagte Noël ruhig. »Meine Lage wird sich lange vorher geändert haben. Aber Sie müssen mich jetzt entschuldigen. Meine Zeit ist knapp bemessen.«
    Â»Noch eine Sekunde!« rief der Wucherer. »Sagten Sie vierundzwanzigtausend Francs nach vier Wochen?«
    Â»Das macht etwa hundert Prozent Zinsen per annum.«
    Â»Sie wissen, ich handle nie um die Zinsen«, sagte Clergeot. »Doch möchte ich ...« Er sah Noël mißtrauisch an. »Wenn ich nur wüßte, was Sie so sicher macht.«
    Â»Das geht Sie noch nichts an. Aber Sie erfahren es, wenn es soweit ist. Und es ist bald soweit.«
    Â»Sie wollen doch nicht etwa eine reiche Erbin heiraten?« rief Clergeot. »Juliette hat mir heute morgen so etwas angedeutet. Also heiraten! Sie bekommt wohl eine außerordentliche Mitgift? Aber was sage ich da! Ohne die hätten Sie sie bestimmt nicht genommen.«
    Â»Ich möchte nichts dazu sagen.«
    Â»Diskretion ist immer eine gute Sache. Doch hören Sie auf mich: Ihre Mätresse hat Wind davon bekommen. Sie könnte Ihrem Schwiegerpapa einiges über Ihre finanzielle Situation erzählen. Und dann ist die Braut perdu. Hören Sie auf mich! Und stellen Sie mir den neuen Wechsel aus. Ich akzeptiere ihn und gebe Ihnen am Montag die anderen Wechsel zurück.«
    Â»Sie haben die Wechsel nicht bei sich?«
    Â»Wozu? Ich wußte doch, daß bei Ihnen nichts zu holen ist, und da habe ich die Wechsel vorsichtshalber dem Gericht übergeben. Natürlich ziehe ich die Klage jetzt zurück.«
    An der Tür wandte sich Clergeot noch einmal um.
    Â»Ach, Noël, ehe ich es vergesse: Stellen Sie den Wechsel doch gleich auf sechsundzwanzigtausend Francs aus. Ihre Dame hat noch einiges bestellt, was ich morgen liefern soll.«
    Noël schätzte es nicht, wenn Juliette über seinen Kopf hinweg über sein Geld verfügte. Doch wagte er auch nicht zu widersprechen.
    Â»Machen Sie sich nicht unglücklich«, mahnte Clergeot. »Sie müssen sie bei guter Laune halten. Sonst ist

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