Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
Vom Netzwerk:
Knall auf Tenemos geben. Das sollte allen gewiss sein. Deswegen haltet euch gut fest, Zardosch und Erek! Keiner weiß nämlich, wo diese Golfbälle wirklich einschlagen werden. Jaja. Es wird aber schon klappen. Nicht umsonst haben wir die Koordinaten dreimal nachrechnen lassen; und die Ergebnisse waren zum Glück jeweils dieselben. Deswegen glaube ich fest daran, dass Retropolis bald dem Erdboden gleichgemacht wird. Wahrscheinlich wird nach dem ersten Schuss aus dem Zyklotron dort kein Stein mehr auf dem anderen stehen bleiben. Und falls der zweite Schuss genau in die Mitte des ersten Schusses träfe, hätten wir den Jackpot, weil nur das direkt darunterliegende Gebiet durch den - eher unnötigen - zweiten Schuss zerstört werden würde. Aber nichtsdestotrotz könnte unser zweites Geschoss vielleicht auch ein Loch mit bis zu fünf Kilometer Tiefe in die Erde reißen. Auf jeden Fall werden Wolken aus heißem Quarzgestein aufsteigen, und es wird Felstrümmer vom Himmel regnen, je nach Beschaffenheit des Materials. Vielleicht trifft das Geschoss aber auch nur auf Matsch. Das wäre nicht ganz so schlimm. Viel wichtiger ist, dass die Zyklotronisten nicht die Kommastellen verwechselt haben, sonst flöge uns halb Tenemos um die Ohren. Ah, ich sehe, dass die erste Hälfte der ersten Sekunde bald vorbei sein wird“, erklärte MAX-389-Polyplex.
    Das Zielgebiet lag weit von Nigidu entfernt. Hätten sich die Mayoren aber nur um ein paar Bogenmillisekunden verrechnet, würde dieser kleine Fehler hunderte von Kilometern ausmachen. Bei ungenügender Kalkulation könnten diese zwei Geschosse auch Nigidu selbst treffen. Erek dachte zuerst, dass alles sehr schnell gehen würde, hatte jedoch unterschätzt, wie lange sich die Sekunden auf Luminis-Epsilon hinzogen. So hatten alle Menschen noch ein bisschen Zeit, Sicherheitsvorkehrungen diesbezüglich zu treffen. Man konnte in diesen mayorischen zwei Sekunden noch jede Menge anstellen. Die Zeit reichte sogar dafür aus, um in Platanonien die anstehende Bananenernte einzufahren, damit es durch den zu erwartenden Steinregen keine Ertragseinbußen gab. Die Platanonier machten grundsätzlich alles auf den letzten Drücker; und dabei musste es immer schnell-schnell gehen. Doch kaum war das grüne Gold abgeerntet, gab es schließlich einen fürchterlichen Knall. Tenemos erzitterte.
    Das Zyklotron der Mayoren hatte glücklicherweise seine zwei Metallkugeln kurz hintereinander in dieselbe Stelle hineingeschossen. Der Knall war unisono bis an die Grenzen des riesigen Kontinents von Poligäa zu vernehmen. Ein Einschussloch entstand, das bis zum Erdmittelpunkt zu reichen schien. Danach bäumte sich eine monströse Gesteinsstaubwolke auf. Der Himmel über Retropolis färbte sich schwarz. Ganze Bergwände brachen links und rechts von der Stelle ab, wo einst Retropolis stand. Mächtige Felsen wurden in alle Richtungen geschleudert, und Bergspitzen wurden wie reifer Schorf abgerissen. Entfernt liegende Täler füllten sich lärmend mit Geröll auf und verschwanden danach für immer. Für viele Kriegsberichterstatter, die das Inferno überlebt hatten, war es eine Katastrophe biblischen Ausmaßes gewesen.
    Ab diesem Moment war allen Einwohnern Poligäas bewusst, dass derjenige, der diese schreckliche Waffe besaß und kontrollierte, in Wirklichkeit das Sagen auf diesem Planeten hatte. Bald hatte sich auch herumgesprochen, wer der stolze Besitzer dieser einschüchternden Waffe war. Es waren die ehrfurchtgebietenden Mayoren. Als alle Menschen davon erfuhren, wollten sie den unfairen Krieg sofort beenden.
    Vielmehr Überzeugungsarbeit als diese beiden Schüsse mussten die Mayoren nicht leisten. Daraufhin hatten die Regierungsoberhäupter der Bündnisstaaten, die auf der Sichel des Bösen lagen, Katara abgeschworen und wollten nun aus diesen Knebelverträgen austreten. Also sprachen sich die Staaten einer nach dem anderen gegen den Krieg aus und gaben sich geschlagen. Die Ex-Regierungen lösten sich auf und machten Platz für Übergangsregierungen, die die Friedensverträge mit den Mayoren aushandeln sollten. Als letzte Amtshandlung wurden die Kapitulationsformulare hervorgeholt und die Zaubertinte nachgefüllt. Abschließend wurden alle Staatsdiener entlassen.
    Die Wahlmänner der freien Kleinbauerngewerkschaft, die Vertreter der ausgesaugten Mittelschicht, die Repräsentanten der darunterliegenden Zwischenschichten und die Mandatsträger der Unterschicht sollten sich nun um alles Weitere kümmern. Als sogar

Weitere Kostenlose Bücher