Der Fall von Katara
die katarischen Zivilisten von der Anwesenheit der mayorischen Inquisitionsschiffsflotte erfuhren, wandten sie sich von diesem Krieg ab, der ihnen sowieso etwas überstürzt vorkam, und richteten weiße Bettlaken für die feindliche Übernahme heraus.
Dieser relativ kurze Erste Tenemische Weltkrieg wäre sogar schon vorbei gewesen, wenn es nicht eine kleine verschworene katarische Minderheit gegeben hätte, die verbissen ihre Ego-Ziele verfolgte. Die Mitglieder der obersten Führungsetage von Katara wollten noch nicht aufgeben, weil sie das harte Strafgericht der Mayoren fürchteten. Sie wollten, solange es noch ging, die Mayoren hinhalten. Sie glaubten in ihrer Überheblichkeit, dass sie den Krieg vielleicht noch gewinnen konnten und befahlen, die unterirdischen Geheimwaffen scharf zu machen, um die Raumschiffe der Mayoren zu attackieren. Ohmann und seine Schergen hofften zusätzlich, dass sich etliche Freischärler und Guerillagruppen bilden würden, die unabhängig von der katarischen Befehlskette agierten. Die Militärführung Kataras wusste nicht, dass sie einer interstellaren Verschwörerin auf den Leim gegangen war und nur dazu benutzt wurde, um in den letzten Kriegsstunden Verwirrung zu stiften. Das Ganze diente lediglich dem Zweck, dass die Schwarze Dame Zeit gewinnen konnte, um das Bio-Piratenshuttle zu erreichen und den Planeten zu verlassen.
Zardosch und Erek nahmen jetzt die Ohrenschützer ab. Die nächtlichen Stunden standen ihnen ins Gesicht geschrieben, obwohl mit der klobigen Kopfausrüstung nicht viel Spielraum für ein Gesicht übrig blieb.
„Ich glaube, dass Katara die Nachricht verstanden hat. Bald werden sie kapitulieren müssen“, vermutete MSG-176-Simplex.
Es dauerte auch nicht lange, bis das Fax zu rattern anfing und die ersten Kapitulationserklärungen der Ex-Bündnisstaaten Kataras auswarf. Die Hedoner, die Servalen, die Annandasi, die Voltaner, die Marikonnesen, die Origamisten, die Palabrier und die Eunuchianer hatten ihre Kapitulationserklärungen an die Abteilung für psychologische Kriegsführung, die auch in demselben Raum untergebracht war, abgeschickt. Sogar die psychiatrischen Erholungseinrichtungen für posttraumatisch-kriegsgestörte Veteranen aus Gladschbasien hatten eine Kapitulationserklärung übermittelt, obwohl sie sich überhaupt nicht am Krieg beteiligt hatten. Der souveräne bipolare Staat Forensien wollte seine Neutralität weiterhin beibehalten und schickte einen Neutralitätsverlängerungsantrag. Fast alle Länder reagierten auf den mayorischen Beschuss, nur Katara ließ auf sich warten. Die Urheber des Krieges wollten keine Farbe bekennen. Alle Augen im Raum waren auf das schnatternde Faxgerät gerichtet, das aber nach einer Weile verstummte. Nachdem der Papierberg aus Anträgen sortiert und gesichtet worden war, zog man den logischen Schluss, dass das Faxgerät in Katara kaputt war.
„Katara hat den Krieg offiziell noch nicht beendet“, telepathierte Zardosch aufgeregt an die Mayoren.
„Davon war auszugehen. Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann wird Katara von uns eines Besseren belehrt werden. Unsere Soldaten werden wahrscheinlich in den frühen Morgenstunden Usiris und die restlichen Großstädte vollständig eingenommen haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Verantwortlichen dieser Verschwörung bekommen. Was ist schon Papier? Ihr braucht diese blöde Kapitulationserklärung von Katara nicht, äh, ja? Warte, Zardosch! Ja, bitte? Ja? Oh nein! Heiliger Real! Ja, danke! Pass auf, Zardosch: Unsere Mini-Späherdrohnen, die über die Filteranlagen in die unterirdischen Städte von Katara eingedrungen sind, sollen gesehen haben, wie in den geheimen Militäranlagen im Nordwesten vermutlich Vorbereitungen für einen multiplen Gegenschlag auf unser Alpha-Mutterschiff getroffen werden. Sie haben dort atomare Sprenganlagen installiert, die unsere Raumschiffe mit mehrfach gehärteten Metallplatten und Frachtcontainer beschießen sollen. Ich muss den Befehl zum Abdrehen geben. Wir müssen die Schiffe aus dem Gefahrenbereich herausbringen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich alle übrigen mayorischen Einsatzkräfte in das militärische Sperrgebiet schicken muss, damit sie eine Luftblockade bilden, die unser Alpha-Mutterschiff schützt. Wenn ich diese elendigen Verschwörer zu fassen bekomme, werde ich sie an den Fingernägeln aufhängen lassen“, dachte MSG-176-Simplex wütend, obwohl er laut eigener Angaben ein guter Kerl war.
„Dann ist der
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