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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Rückmeldung, dass es sich nicht um die Gesuchten handelte. Als Frau Alonis die Stufen des Busses nach oben ging, schielte sie blinzelnd auf die hinteren Sitzbänke, wo sie Erek und Zardosch erspähen konnte.
    „Nach Negidu!“, sagte sie und öffnete ihre Geldbörse.
    „Das macht einen Euro und fünfzig Cent“, errechnete der Busfahrer. Er hatte eine grüne Dienstuniform an und war braungebrannt. „Sie haben Glück. Heute ist wenig los, also im Vergleich zu gestern“, erklärte er ihr, während er auf das Geld wartete. Er nahm seine Sonnenbrille ab und wischte sich mit einem kleinen Handtuch den Schweiß von der Stirn. Seine Backentaschen waren mit Sauerstoffkaramellbonbons gefüllt, auf denen er mit Hochgenuss kaute.
    „Hier, behalten Sie den Rest!“, meinte Frau Alonis und gab ihm zwei Ein-Euro-Scheine.
    „Nein, das darf ich nicht. Die Vorschriften ...“, sagte er und gab ihr einen Fünfzig-Cent-Schein mit der Fahrkarte zurück. Da sie nicht weiter auffallen wollte, steckte sie alles in ihre Börse und begab sich langsam durch den engen Gang nach hinten. Sie musterte die anwesenden Personen, wobei sie den hinteren Bereich besonders wachsam beobachte.
    „Positiv! Wir nähern uns den Zielpersonen“, sprach die Statusanzeige der TSB als Stimme in ihrem Kopf. Endlich fand Frau Alonis einen freien Platz, der nur zwei Sitzreihen von den beiden Verdächtigen entfernt war. Sie setzte sich neben eine ältere Dame, die ruhig aus dem Fenster schaute.
    „Ist hier noch frei?“, fragte Frau Alonis nachträglich.
    „Jetzt nicht mehr“, sagte die Dame lächelnd.
    Frau Alonis lächelte zurück und versuchte, sich etwas zu entspannen. Als der Bus losfuhr, überlegte sie, wie sie es anstellen sollte. Sie könnte Zardosch zwangsneutralisieren und Ereks Stammhirn mit elektromagnetischen Schockwellen lahmlegen. Sie hatte das schon etliche Male gemacht. Danach waren die Patienten meist willenlos, und man hatte alles mit ihnen anstellen können. Es war aber möglich, dass dabei unerwünschte Komplikationen auftraten; deswegen verwarf sie den Gedanken sofort wieder. Dann fiel ihr ein, dass sie auch insoweit ausgestattet war, alle Insassen dieses Busses mit geruchlosem Betäubungsgas in den Vorruhestand zu versetzen. Aber mit dieser Idee konnte sie sich nicht anfreunden, weil der Kollateralschaden viel zu hoch gewesen wäre. Vielleicht musste sie Erek nur davon überzeugen, dass er besser freiwillig mit ihr mitginge, bevor noch ein Unglück passierte. Doch zuerst musste sie Zardosch auf irgendeine Weise loswerden. Sie war sich aber noch nicht im Klaren darüber, wie sie das genau anstellen sollte. Sie aktivierte in ihrer TSB die Rundumsicht und betrachtete die zwei Zielpersonen hinter sich. Die beiden machten einen ziemlich ruhigen Eindruck.
    Zardosch erklärte Erek irgendetwas Wichtiges. Beide hatten auch TSBs auf, deren Form Frau Alonis noch nie gesehen hatte. Es waren vielleicht Sonderanfertigungen. Schließlich waren Sonnenbrillen das Statussymbol Nummer Eins auf Poligäa. Der Busfahrer hatte zum Beispiel drei Stück davon auf seinem Kopf. Er hatte eine Brille auf der Stirn, eine andere auf der Nase und eine weitere im Nacken. Zum einen war die starke Strahlung von Sirius extrem hoch, und zum anderen war die Ozonschicht relativ dünn, weil die Atmosphäre des jungen Planeten Tenemos noch nicht richtig ausgebildet war. Es gab zwar etliche Geo-Engineering-Fabriken und Terraforming-Stationen, die die Atmosphäre nachbesserten, trotzdem kam immer noch eine große Menge an Reststrahlung hindurch, vor der man sich schützen musste.
    Frau Alonis betrachtete die beiden von oben bis unten: Zardosch war athletisch gebaut und hatte blondes, lockiges Haar. Seine Stirn war hoch, und sein Blick war weit. Er hatte einen orangen Seidenschal um den Hals, was seine Eleganz unterstrich. Er war mit einem silbrig schimmernden Kaftan bedeckt und hatte um die Hüften einen Gürtel gebunden, der aus einem extrem belastbaren Spinnenseil geflochten war. Die Gürtelschnalle war Zardoschs Geheimwaffe. Sie war mit einer seltenen Metalllegierung aus Asium, Indium und Australium ummantelt und enthielt eine so große Menge Antimaterie, dass damit ein ganzer Stadtteil von Usiris in die Luft gesprengt werden könnte. Schuhe suchte man bei einem Yakki-Mann vergeblich. Stattdessen besaßen sie eine dicke Hornhaut an den Fußsohlen, die es ihnen ermöglichte, problemlos weite Strecken zurückzulegen.
    Erek wiederum hatte langes, glattes, brünettes Haar,

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