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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Einsatz kommen. Ab Mittag würde es zu heiß werden. Der Asphalt würde bald glühen und den Gummi der Reifen zum Schmelzen bringen. Der Busfahrer machte den Motor aus und zog den Schlüssel ab. Dann streckte er seine Glieder und gähnte ausgelassen dabei. Er ging anschließend zur Flanke des Busses, öffnete die Klappe des Seitenkofferraumes und arretierte sie. Er bückte sich in den Kofferraum, um seine Tasche herauszuholen. Dabei ließ er sich besonders viel Zeit. Diese Zeit nutzten Erek und Zardosch aus, um sich aus dem Kofferraum, in dem sie sich versteckt hielten, herauszuschleichen. Obwohl sie unsichtbar waren, spürte der Busfahrer ein sachtes Rumpeln und hörte ein leises Atmen. Er wunderte sich ein wenig, machte die Ladeklappe wieder zu und hängte seine Tasche über die Schulter. Er nahm sich aus einem Lederetui eine Gesundheitszigarre heraus, die er sich anzündete. „Na dann“, sagte er sich und ging paffend seines Weges.
    Zardosch und Erek huschten durch den Hinterausgang des Betriebsbahnhofes und kamen an einen verwilderten Weg, an dem ein Bach entlangführte. Sie wussten, dass sogar in Negidu an vielen Stellen in der Stadt Überwachungskameras installiert waren. Aber mit der entsprechenden Hardware und Ortskenntnissen konnten sie sich wiederum dem Ganzen entziehen. Zardosch hatte beides. Er kannte sich hier aus wie in seiner Westentasche und in selbiger hatte er auch die nötige Hardware für solch ein gewagtes Unternehmen einstecken. Zardosch hatte die SAAT des Widerstandes in der Hand. Die SAAT war eine Kurzform für Spionageabwehranimationstechnik, die es in jedem Laden für Revolutionsbedarf zu kaufen gab.
    Wohingegen man früher einen ganzen Raum für die entsprechenden Anlagen gebraucht hatte, konnten die Apparaturen der SAAT heutzutage problemlos im Handgepäck verstaut werden. Gehirnstromkondensatoren, Biofeld-Detektor-Störgeräte und Anti-Stresswellen-Modulatoren waren für jedermann noch leicht erhältlich, wobei die beliebten Geheim-Teles mit Holo-Schleifen-Funktion ständig vergriffen waren. Doch um nur von der Bildfläche zu verschwinden, also unsichtbar zu werden, reichten Transparenz-Generatoren aus. Die Optiker-Innung aus Katara bekämpfte die zwei letztgenannten Produkte mit aller Vehemenz; was auch verständlich war, da sie sich ihrer Geschäftsgrundlage beraubt sah.
    Zardosch und Erek liefen, ohne zu sprechen, durch die grüne Welt von Negidu, wo Flora und Fauna eine total andere waren wie im restlichen Teil Poligäas. Die Himmelswand sammelte die Feuchtigkeit der Luft auf ihrer glatten Oberfläche ein, sodass am Fuße dieses Berges etliche Bäche wie aus dem Nichts entsprangen. Die Kondenswasserbäche schlängelten sich durch die Stadt, bis sie in speziellen Aquädukten eingefangen und in die üppigen Felder weitergeleitet wurden. Überdies gab es im Malakka-Gebirge unzählige kleine Gletscherflüsse und artesische Quellen, weil der hohe Druck der Kontinente jeden noch so kleinen Wassertropfen aus dem Gestein herausquetschte. Sowohl Wasser im Überfluss, als auch ein angenehmes, feuchtfröhliches Klima ließen eine Vielzahl von Lebensformen gedeihen, die in anderen Gegenden Poligäas definitiv fehlten. Zardosch deaktivierte den Transparenz-Generator.
    „Hier sind wir sicher“, sagte er. Danach deaktivierte Erek seinen Transparenz-Generator, woraufhin beide wieder zu sehen waren. Sie liefen einen Bach entlang, der durch eine riesige Parkanlage führte. Eine Gruppe Maulbären hockte in einem Maulbärbaum und machte einen Mittagsschlaf. Erek glaubte nicht in einer Stadt, sondern eher in einem Dschungel zu sein. Er kannte nur die karge Umgebung Kataras. Alles was über diesen Landesteil hinausging, war Terra incognita für ihn. Er war erst eine Viertelstunde in Negidu und hatte in dieser Zeit schon mindestens hundert neue Tierarten entdeckt. Er blieb stehen und schaute seine Fußsohlen an.
    „Warte! Wie lange hast du noch vor, zu laufen?“, fragte Erek.
    „Eine halbe Stunde ungefähr“, antwortete Zardosch.
    „Ich bin das nicht gewohnt. Hast du keine Schuhe in deiner Ausrüstung?“
    „Schuhe sind tabu für einen Yakki. Komm, wir müssen weiter! Wenn wir hier im Freien stehen bleiben, können wir geortet werden. Übrigens solltest du noch an deiner Schrittfolge und an deinem Bewegungsmuster arbeiten, wenn du unerkannt bleiben willst. Und zieh die Kapuze über, damit man deine Kopfform nicht erkennen kann! Aber ansonsten machst du dich ganz gut“, lobte Zardosch. Sie liefen

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