Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
Vom Netzwerk:
auf einmal alle Zitadellen-Zikaden in näherer Umgebung eine Oktave höher als sonst, was um diese Uhrzeit sehr bedenklich war. Es hörte sich so an, als würden sie den Urwald zersägen wollen. Rabulio schaute auf seine analoge Armbanduhr und stellte fest, dass ihm nur noch ein paar Minuten bis zum Eintreffen von Primärteilchen blieben.
    Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass die Insekten vielleicht Sensoren für Höhenstrahlung hätten und sich deswegen nicht normal verhielten. Doch er sollte sich getäuscht haben. Nachdem alle Zitadellen-Zikaden gleichzeitig wieder verstummten, hörte er anschließend ein Geräusch, das er nur zu gut kannte. Es war der typische Klang von Kopf auf Holz. Das notorische Trommeln kam von seinen gezähmten Hausaffen, die Alarm schlugen. Das passierte immer dann, wenn Fremde ins Basislager eindringen wollten. Rabulio stürmte zur Brücke, um zu kontrollieren, wer jetzt noch kam.
    Am Eingang des Fuchsbaumloches war zwar niemand zu sehen, aber Rabulio bemerkte, dass der Holzsteg vibrierte. Unverzüglich holte er den Secondhand-Biofeld-Detektor und die recycelte Knallgaskanone aus seiner Tasche. Beide Läufe richtete er auf den Eingang und ging langsam darauf zu. Der Biofeld-Detektor fing zu leuchten an und zeigte die Umrisse von Gestalten. Plötzlich bekam Rabulio einen Schlag von der Seite auf den Arm und musste vor Schmerz die Knallgaskanone fallen lassen. Blitzschnell wurden seine Arme angegriffen und hinter den Rücken gedreht.
    „Was zum Teufel ist hier los?“, brüllte er und versuchte, sich gegen die starken Phantome zu wehren, die ihn festhielten. Die Angreifer waren unsichtbar und hatten ihre Transparenz-Generatoren aktiviert. Das änderte sich aber schnell, als die gefürchteten Sekundärteilchen des Sonnensturmes in der unteren Atmosphäre eintrafen. In dem Moment versagten alle elektronischen Geräte, sodass Frau Alonis vor Rabulios Augen auftauchte und ihn mit finsterer Miene anstarrte. Die sechs Drohnenkrieger waren nun auch zu erkennen.
    „Der katarische Heimatschutz also? Ihr habt hiermit unbefugt yakkisches Hoheitsgebiet betreten. Das wäre Grund genug, die Freundschaftsverträge, die wir mit euch abgeschlossen haben, zu zerreißen“, schrie Rabulio.
    „Und wer soll das zur Kenntnis nehmen? Es ist keiner mehr außer uns hier. Außerdem sind wir nur an zwei Personen interessiert, die uns heute ein bisschen an der Nase herumgeführt haben, Zardosch Maseldov und Erek Misrati. Ich spüre, dass sie hier waren. Hast du sie gesehen?“, fragte Frau Alonis. Rabulio schüttelte lachend den Kopf.
    „Nein, ich habe heute niemand gesehen“, sagte er.
    „Mich lässt aber der Verdacht nicht los, dass sie hier waren. Ich bin enttäuscht von dir. Ich dachte, Yakkis lügen nicht“, schrie sie und kramte in ihrer Saumagentasche herum. All die elektronischen Feingeräte waren unbrauchbar geworden, weil große Massen an Sekundärteilchen den Magnetfeldgürtel von Tenemos durchbrechen konnten und fast überall auf Poligäa Kurzschlüsse verursacht hatten. Im Großen und Ganzen war die Hälfte des Inhalts ihrer Tasche zwischenzeitlich unnötiger Ballast geworden. Sie suchte in ihrem geheimen Innenfutter nach dem traditionellen Handwerkszeug einer professionellen Agentin. Dann hatte sie es endlich gefunden.
    „Haltet seinen Kopf fest, damit er mich nicht in die Hand beißt!“, befahl Frau Alonis den Drohnenkämpfern. Nun wurde Rabulio Mojito, der schnellste Saftmixer der Welt, von drei starken Männern festgehalten, die ihre wahre Mühe damit hatten. Frau Alonis holte das Skopolamin-Pflaster heraus, entfernte die Schutzfolie und klebte es auf die Halsschlagader von Rabulio, der sich nicht dagegen wehren konnte.
    „Und jetzt?“, sagte er verkrampft.
    „Jetzt warten wir“, erklärte sie ihm.
    Die drei anderen Drohnenkämpfer suchten die Gaststätte nach Indizien ab. Sie drehten jeden Stein um und stellten alles auf den Kopf. Sogar die Revolutionsflagge mit dem strahlenden Konterfei von Bauer Simbel untersuchten sie und warfen sie anschließend in den Dreck. Mit all ihrem kriminalistischen Spürsinn konnten sie keine Anhaltspunkte für den Aufenthalt der gesuchten Personen finden, weil in der Gaststätte alles voller unnützer Dreckfische war.
    Rabulio Mojitos Körper wurde plötzlich weich und schlaff. Auch seine Gedanken wurden sehr träge. Hinter halb geöffneten, zitternden Lidern glänzte das Weiß seiner verdrehten Augäpfel. Seine Lippen lockerten sich etwas, während ein

Weitere Kostenlose Bücher