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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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Kategorie Drei auf Tenemos eintreffen würde. In ruhiger Sorgfalt wurden augenblicklich alle Tele-Brillen in Strahlenschutzfolie verstaut. Ein Kontakt mit Prä-Primärteilchen, also Anti-Neutrinos, die senkrecht auf Poligäa einprasselten und mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs waren, war jetzt schon denkbar. Die Gaststätte war zwar durch ein Wasserdach und ein dichtes Fuchsbaumblätterwerk geschützt, aber man wollte kein Risiko eingehen.
    Rabulio machte die Musik aus und deckte die empfindlichen Anlagen ab. Dann entkoppelte er die anderen Geräte, demontierte die Satellitenschüsseln und kramte seine elektronischen Gerätschaften zusammen. Die Dockstation, die ans Erdkabelnetzwerk angeschlossen war, würde er erst entkoppeln, wenn ein Sonnensturm höherer Kategorie drohen sollte. Er musste die Dockstationen noch in Empfangsbereitschaft lassen, damit er von der Außenwelt nicht abgeschnitten war und die neuesten Nachrichten empfangen konnte. Nachdem er fertig war, zog er sich einen dicken Kaftan über und eilte zur Himmelswand. Alle anderen warteten schon dort oder suchten noch ihre letzten Sachen zusammen, wobei sich Erek dem bunten Treiben anschloss.
    Rabulio Mojito, der in seiner zweiten Funktion auch Torwächter war, stand jetzt vor der Himmelswand und klatschte in die Hände, woraufhin ein verborgener Mechanismus eine passgenaue Felsplatte aus der Oberfläche des Berges herausschob. Ein versteckter Eingang zu einer Höhle wurde freigegeben, die im Durchmesser etwa zehn Meter war. Die ersten Leute strömten hinein und stiegen in ihre geparkten Höhlengleiter, die wie silberne Schwalben aussahen, die zu lange auf der Streckbank waren. Sie starteten die Motoren und brausten davon. Der Gang war schwach beleuchtet, sodass man nur noch die Rücklichter der Höhlengleiter erkennen konnte. Ein letztes Gefährt stand vereinsamt auf dem Parkplatz. Es war der Spezial-Höhlengleiter von Zardosch, ein Silberpfeil, der sowohl in engen Höhlen als auch außerhalb sehr gut zurechtkam. Er war um einiges dicker als die simplen Höhlengleiter, die in freier Wildbahn schlecht zu fliegen waren. Damit hätte Zardosch sich auch nicht zufriedengegeben. Er steckte sein ganzes Erspartes in den Silberpfeil, den er speziell für seine Bedürfnisse umbauen ließ. Er machte daraus einen Dreisitzer mit Vollverkleidung aus aufgeschäumten Beryllium und einem Mehrfach-Hybrid-Heck-und-Boden-Antrieb.
    Das Flugzeug glich einem in der Länge halbiertem Füller, der ab dem vorderen Drittel zwei nach hinten abgewinkelte Tragflächen aufwies. Oben war ab der Mitte ein Seitenruder angebracht, das waghalsige Flugmanöver zuließ, wenn man es zu bedienen wusste. Der Silberpfeil war hinten etwas dicker, um die zwei Hauptantriebsdüsen unterzubringen, und verjüngte sich nach vorne. Er hatte an seiner Nase eine Knautschzone integriert, damit es zu keinen gefährlichen Zusammenstößen in den Tunneln kommen konnte. Der yakkische Silberpfeil hatte auch die Fähigkeit, auf einem Magnetpolster zu schweben, wodurch er phantastische Geschwindigkeiten erreichen konnte, ohne viel Treibstoff zu verbrauchen. Darum musste auf gute Bremsen genauso viel Wert gelegt werden wie auf ein Differentialgetriebe oder ein Airbag mit Lachgas-Einspritzung für harte Unfälle. Auf Befehl von Zardosch öffnete sich die Cockpithaube und offenbarte das Innenleben der Flugmaschine. Die Bordelektronik war auf dem neuesten Stand der Technik. Je nach Bedarf wählte ein Computer die passende Antriebsart aus. Es standen Wasserstoff, Ökostrom, Wasserstoffperoxyd, Kernenergie oder gepresste Luft zur Auswahl.
    Zardosch stieg vorne ins Cockpit ein, während sich Erek mit einem der hinteren Plätze begnügte. Ungefragt rauschte der Silberpfeil mit einer atemberaubenden, brustkorbverengenden und besorgniserregenden Geschwindigkeit in die Granithöhle hinein, während Rabulio Mojito zum Abschied mit seinem Spültuch winkte. Dann schloss er die Felsenluke, indem er zweimal kurz in die Hände klatschte. Er hatte noch ein bisschen Zeit, um auf Nachzügler zu warten. Außerdem wollte er auch die Unordnung aufräumen, die die Gäste hinterlassen hatten.
    Als er die Teller von den Tischen räumte, hörte er ein lautes Krachen von berstenden Ästen vor der Gaststätte. Danach ertönten die üblichen Urwaldgeräusche von Barschgeiern, Singmorcheln und Hammerspechten, bis sie abrupt damit aufhörten. Eine beängstigende Stille setzte ein, als wäre das Orchester eingeschlafen. Sekunden später zirpten

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