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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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es noch einmal und wartete verzweifelt ab. Erek wurde auch nervös und starrte wie gebannt auf die Anzeige seiner Spezialkontaktlinsen. Endlich erschien ein Statusbericht mit allen möglichen Daten und der Zusatznotiz, dass sich MUTTER eben erst eingeschaltet hatte und der Boot-Vorgang noch einige Minuten in Anspruch nehmen konnte. „Wir müssen wieder warten“, sagte Zardosch ungeduldig und suchte im Handschuhfach nach seiner Lieblingswaffe.
    Streng betrachtet, war heute ein yakkischer Feiertag, der ganz der Muse gewidmet werden sollte, um Gott Kseno zu ehren. Doch als vielbeschäftigter Spion gab es immer etwas zu tun. Hoffentlich würde er nach seinem Ableben ins Paradies der Spione einziehen dürfen, dachte sich Zardosch. Er kam mit den orthodoxen Lehren seiner Vorväter schlecht zurande, die jeden zweiten Tag zum Feiertag erklärt hatten. Das ließ sich in der Praxis nur sehr schwer durchführen, weil die Tankstellen und Blumenläden dauerhaft geöffnet haben mussten. Woher sollte man sonst die Spionageabwehrsysteme bekommen, die man immer bei sich tragen musste? Endlich hatte Zardosch seine Lieblingswaffe gefunden. Es war eine halbautomatische LSD-Clusterbombe, die auf der SLAVE zwar als Massenvernichtungswaffe eingetragen war, aber ziemlich harmlos war, da heutzutage jeder LSD-Gegengift einstecken hatte. Er gab die Daten zu Zielperson, Windgeschwindigkeit, Tarnfunktion, sowie Höhlentemperatur ein, machte die Bombe scharf und warf sie aus dem Fenster. Nach ein paar Sekunden erschien im Statusbericht, dass der Kontakt zu MUTTER hergestellt war.
    „Mach endlich das Tor auf, MUTTER!“, dachte Zardosch. Kaum hatte er den Gedanken ausgedacht, öffnete sich knatternd Tor. Nachdem der Silberpfeil durch die Öffnung hindurchgeflogen war, schwebten sie drei Kilometer hoch über dem Meeresspiegel. Erek sah Berggipfel, soweit das Auge reichte. Zardosch sank jetzt immer tiefer, um seinen Silberpfeil dicht an den Abhängen zu halten. Die Partikel des zweiten Sonnensturmes, die schräg auf Tenemos einprasselten, wurden zum großen Teil auf der anderen Seite der Himmelswand abgehalten. Doch es gab naturgemäß viele Querschlägerteilchen, die aus allen Richtungen angeschossen kamen und sich unbedingt entladen wollten.
    Zardosch musste im Windschatten des Sonnensturmes knapp über den Felsen fliegen, wenn er wollte, dass der yakkische Silberpfeil wenig Plasma abbekam. Das war zwar ein gefährliches Manöver, ging aber leider nicht anders. Es war nicht mehr genug Treibstoff vorhanden, um ein sicheres Magnetfeld aufzubauen. Alle Tankanzeigen leuchteten auf und verlangten durstig nach Sprit. Zardosch hoffte, dass er wenigstens Frau Alonis abgehängt hatte. Sie war zäh wie Leder, wie man so schön in der yakkischen Mundart zu sagen pflegte; und wenn Erek auch aus demselben Holz wie sie geschnitzt war, dann war noch einiges von ihm zu erwarten, dachte sich Zardosch und starrte hochkonzentriert auf die nahen Felswände.
    „Wohin fliegen wir jetzt?“, fragte Erek vorsichtig.
    „Wir fliegen bis zur nächstgelegen Siedlung nach Negedu, damit wir uns mit allem Nötigen versorgen können, und danach geht es weiter.“
    „Aber wir waren doch schon in Negidu, oder täusche ich mich etwa?“, wunderte sich Erek.
    „Wir haben mehrere Negidus. Man spricht die Namen nur etwas anders aus. Du musst besser auf die Betonung und die Vokale achten“, klärte Zardosch ihn auf.
    „Wie viele Negidus gibt es bei euch?“
    „Ich kenne mindestens neunundneunzig.“
    „Ist das nicht ein bisschen verwirrend?“
    „Das soll auch so sein. Der Feind hört immer mit“, meinte Zardosch.
    „Dann geht es jetzt also nach Negedu zum Hohen Rat?“
    „Nein. Zuerst fliegen wir in ein Bergdorf mit dem Namen Negedu. Und erst danach fliegen wir in die geheime Hauptstadt Nigidu, wo der Hohe Rat von Nigidu seinen Sitz hat. Das ist aber noch ein gutes Stück weg. Wir brauchen einige Stunden, um dorthin zu gelangen, und die Reise wird bestimmt kein Zuckerschlecken. Wir haben kaum Proviant, weil ich keine Zeit mehr hatte, etwas einzuladen. Und ich weiß nicht, was sie uns in Negedu mitgeben können. Die Gemeinden des Malakka-Gebirges sind sehr arm. Ich habe auch keine Kleidung zum Wechseln mehr, alles ist mir ausgegangen. Aber vor allem brauchen wir Treibstoff: Hanföl, Wasserstoff, Uran, nur irgendetwas. Alles klar soweit?“
    „Ah! Ich habe Negidu und Nigidu also immer verwechselt?“, fragte Erek etwas verwirrt.
    „Ja, das hast du. Aber, pst! Du musst

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