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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo L. Wuldt
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den Effekt wie beim Gleitschirmfliegen hatte. Es waren vier kleine Kernreaktorantriebsdüsen unter die Flügel montiert, die mit den Fingern bedient werden konnten. Die Konstruktion bot einen guten Halt in der Luft, der auch ohne Aufwind gewährleistet wurde. Frau Alonis legte den komplizierten Fliegeranzug an, der etliche Gurte und Schnallen hatte. Als sie damit fertig war, kramte sie aus dem Erste-Hilfe-Kasten eine Not-Ersatzaugenbrille heraus und warf sie in das Cockpit auf Rotberts Schoß.
    „Hier bitte! Damit kannst du wenigstens ein paar Umrisse erkennen. Schlag dich alleine durch! Du wirst wohl verstehen, dass der Auftrag sehr wichtig für Katara ist und ich mich leider nicht um dich kümmern kann?“
    „Sicher. Das kann ich schon verstehen. Und danke für die Brille nochmal“, meinte Rotbert, der sie sogleich aufsetzte und ein paar Grautöne mehr erkennen konnte. Er fand sich zu guter Letzt mit seinem Schicksal ab und spekulierte auf ein hübsches Sümmchen Krankengeld, das er vom katarischen Staat abkassieren wollte. Mit anständiger Arbeit konnte man heutzutage sowieso kein Geld mehr verdienen, dachte er sich. Die Löhne wurden permanent gesenkt und die Steuern im Gegenzug angehoben. Sogar die Kaufkraft des Euro nahm schon seit vielen Millionen Jahren kontinuierlich ab. Am besten wäre es für Rotbert gewesen, wenn er endlich seinen Psychiater davon überzeugen könnte, dass ihn dieses Ereignis total traumatisiert hatte und ihn depressiv werden ließ. Vielleicht müsste er nie wieder arbeiten, könnte eine lebenslange Frührente einstreichen und würde durchsichtiges Aschischisch auf Rezept bekommen. Wenn sein Psychiater ihm aber nicht glauben würde, könnte er entweder den Psychiater wechseln oder mit einer Zündkerze in der Hand Amok laufen, damit sie ihm endlich Glauben schenkten, überlegte sich Rotbert. Er drehte sich um und sah verschwommen einen großen Schatten in der Dunkelheit schweben, wobei es sich um Frau Alonis handelte, die zäh und verbissen die Verfolgung wieder aufnahm.
    In der Zwischenzeit düste Zardosch durch die leeren Straßen von Gnomopolis, als wäre der Teufel hinter ihm her. Er erreichte endlich den philosophischen Höhenparcours, von dem ein Gewirr an Gassen und Röhren seitlich wegging. Das GPS der Augenanzeige verwies auf die dritte Röhre von links. Danach ging es einen Kilometer gerade aus, und dann musste er rechts abbiegen, um in das berühmte Wohnviertel zensierter Autoren zu gelangen. Es war ein abgelegener Bezirk, in dem früher die kühnsten Denker des Landes zurückgezogen lebten, damit sie ungestört waren. Zardosch flog in die vorgeschriebene Richtung durch die Sturm-und-Drang-Straße ungefähr einen Kilometer weit, bis er an den Gutzwerg-Platz ankam, wo in der Nähe die alte Abschreiberei gelegen war.
    Nachdem er über den mit fremden Federn geschmückten Platz hinweggeflogen war, drosselte er die Geschwindigkeit etwas herunter, um die Christian-Hohlkopf-Straße nicht zu verpassen. Als er sie gefunden hatte und im großen Bogen hineinflog, beschleunigte er danach wieder rasant. Zardosch schoss mit dem Silberpfeil in die Petra-Kneisel-Allee hinein, um auf der Geraden einen kleinen Zeitvorsprung zu gewinnen. Er beschleunigte dabei auf hundert Sachen. Erek wurde ganz schwindlig beim Anblick der nah vorbeifliegenden, meist unbekannten Objekte. Dann rauschten sie mit einem Vielfachen der erlaubten Höchstgeschwindigkeit in die Günther-Krank-Unterführung hinein. Es wurde auf einmal sehr dunkel. Erek presste die Lippen aufeinander. Zardosch machte keine Anstalten, die Geschwindigkeit zu reduzieren, weil er das Grauen im Nacken spürte, und flog eilig über die menschenleere Karl-Mäuser-Piazza, um danach gleich wieder rechts in der Friedrich-Gänsefuß-Gasse zu verschwinden.
    Zu guter Letzt musste Zardosch nur noch den schlecht ausgeschilderten, ziemlich unbekannten Viva-Wutze-Weg finden. Mit seinen yakkischen Spezialkontaktlinsen war das jedoch kein Problem. Etliche Seitengassen später hatte er den geheimen Weg endlich entdeckt. Aufgeregt und neugierig glitten sie hinein. Nach einer kurzen Strecke befanden sich Erek und Zardosch am Ende einer Sackgasse und mussten vor einer Felswand stehen bleiben. Zardosch gab eine Nummer in die Tastatur ein, aber es passierte nichts.
    „Wenn sich das Steintor nicht öffnen lässt, sitzen wir in der Falle“, erklärte Zardosch und versuchte herauszufinden, ob MUTTER wieder aktiviert war. Doch er bekam keine Antwort. Er probierte

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