Der Fall von Katara
so zu reden!“
„Hör auf, Federike zu sagen!“
Sie schauten sich an und mussten lachen. Sie wussten, dass sie das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen konnten, um ihre Fehler wiedergutzumachen.
„Trotzdem finde ich, dass du damals meine Naivität als junges Mädchen ausgenutzt hast. Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte dich niemals kennengelernt und mich mehr um meine Hühner gekümmert“, sagte sie, wieder etwas gefasst.
„Wieso? Du wolltest es doch auch? Und was hätten dir deine Hühner geben können, was ich dir nicht geben konnte?“
„Wie bitte? Du hast mich zu einer Spielfigur in deinem kosmischen Spiel gemacht.“
„Es beschämt mich, dich erinnern zu müssen, dass du mit mir zusammen dieses Spiel entworfen hast und dass es deine freie Entscheidung war, eine wichtige Rolle in diesem Spiel zu übernehmen. Du willst das Spiel doch auch gewinnen, oder nicht?“
„Und wann ist es gewonnen?“, fragte sie in geistiger Absence.
„Muss ich dir das nochmal sagen? Das weißt du doch? Das Spiel ist dann gewonnen, wenn sämtliches hominides Erbgut bestimmte Sequenzen deiner DNA trägt.“
„Gut. Und du willst nichts von dem Kuchen abhaben? Was hast du davon? Ich verstehe das nicht ganz…“, fragte sie. Er lachte laut und herzhaft.
„Du brauchst mich und meine DNA für eine etwaige Rückkreuzung, Schwarze Dame.“
„Warum Rückkreuzung? Es läuft doch alles über meine mitochondriale DNA (mtDNA) ab? Es wird nicht gekreuzt, und schon gar nicht rückgekreuzt!“, sagte sie entsetzt.
„Wenn aber etwas schiefläuft, müssen deine Gendesigner eines Tages rückkreuzen, sonst verliert deine DNA an Schwung und Kraft. Bei der Gelegenheit könnt ihr mich auch gleich rückkreuzen. Die Sache ist die, dass unser beider DNA im Laufe der Zeit adaptiert und sich verändert, sodass die erwünschten Eigenschaften, die bisher vorhanden waren, verschwinden werden. Das willst du doch nicht, oder?“
„Jaja, aber ich verstehe immer noch nicht, was das mit dem Rückkreuzen soll. Das gefällt mir nicht. Gendesign ist die Zukunft. Das hast du doch immer gesagt?“
„Falls deine DNA mutieren sollte, müssten wir nochmal ganz von vorne anfangen, weil wir das Spiel dann verloren hätten. Wir haben aber noch einen Trumpf auf der Hand, Erek Misrati, unseren Sohn. Er hat die Kombination beider DNA. Deiner und meiner. Vor allem hat er meine mitochondriale DNA vererbt bekommen, was sehr selten ist und nur jedes zehntausendste Mal vorkommt.“
„Was? Erek Misrati ist unser Sohn?“, sagte sie und fiel aus allen Wolken.
„Ja, das ist die Ironie der Geschichte. Du weißt zwar mehr als jeder andere, aber das hast du nicht gewusst, stimmt es?“
„Jetzt verstehe ich noch weniger“, sagte sie verwirrt.
„Doktor Pomase hat dir diese Information vorenthalten. Er hat sie aus den Akten verschwinden lassen, damit du deinen Auftrag gewissenhaft erfüllen kannst. Wie sieht das denn aus, wenn eine Mutter ihren Sohn aus der, äh, Disko holt? Verstehst du jetzt? Das macht bestimmt keinen guten Eindruck. Sogar daran hat Doktor Pomase gedacht. Das ist auch seine Aufgabe. Er will dir wahrscheinlich jede Peinlichkeiten ersparen.“
„Er hat mir diese Information also vorenthalten, nur um seinen Kopf durchzusetzen, dieser Wicht, weil er gewusst hat, dass ich die Beste dafür bin? Was soll das? Er weiß wohl nicht, mit wem er es zu tun hat? Welches Spiel spielt dieser Pomase?“, fragte sie.
„Er spielt das gleiche Spiel, das wir alle spielen: Wir wollen Ereks DNA. Und jetzt kommt der Clou, pass auf! Mit deiner und meiner DNA können wir unter perfekten Laborbedingungen jederzeit ein Wesen wie Erek erschaffen, für den Fall das Erek doch noch sterben sollte.“
„Erek wird sicher sterben. Er ist nur in der Theorie unsterblich. Sein Körper ist verwundbar. Nein. Er mag mein Sohn sein, aber ich brauche ihn nicht mehr. Er war nur ein erster Test, der fehlgeschlagen ist. Mit meiner reinen DNA wird es so etwas nicht mehr geben. Wir werden nur noch weibliche Nachkommen erzeugen, die unverwundbarer und deswegen auch viel unsterblicher sind als Erek“, erklärte sie kämpferisch.
„Ich würde das erreichte Ziel nicht so leichtfertig aufs Spiel setzen. Erek ist durchaus eine Option, falls unsere Gendesigner versagen sollten. Er ist der Prototyp. Er ist von unschätzbarem Wert. Erek darf nicht sterben. Du bist nur verärgert, dass er meine mitochondriale DNA vererbt bekam? Ich würde das als interessanten Nebeneffekt unseres
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