Der Fall von Katara
Diese Frage würde mich brennend interessieren.“
„Was wir hier rauchen?“, wiederholte er geheimnisvoll.
„Ja, was wir hier rauchen …“
„Wir rauchen das, was wir sonst auch immer rauchen: Anti-viralen Tabak aus Neomanien, marikonnesischen Salbei und vorwiegend durchsichtiges Aschischisch aus dem Malakka-Gebirge. Ach ja, und Schildläuse sind auch darin enthalten wegen der roten Farbe, aber ich habe wenig davon hineingemischt, weil sie mir ausgegangen sind. War es das schon? Ja, ich glaube, das war es“, sagte er.
„Aber ich schmecke noch etwas anderes heraus. Du verheimlichst mir nichts, oder? Das kann nie und nimmer alles gewesen sein. Du hast bestimmt noch irgendwelche Spezialkräuter hineingemischt? Vielleicht auch exogene Kräuter, wer weiß? Na, hast du nichts dazu zu sagen?“, hakte sie nach. Aber er blockte vehement ab.
„Seit wann interessierst dich so sehr für die Botanik? Du bist doch eher an toten Gegenständen interessiert, oder nicht?“, fragte er.
„Was soll das jetzt heißen?“, entgegnete sie empört.
„Gesetzesbücher und andere universelle Unwahrheiten waren doch schon immer dein Spezialgebiet, oder nicht?“, antwortete er.
„Alles ist mein Spezialgebiet. Jede noch so kleine Information, die ich nicht kenne, auch wenn sie unwichtig oder nebensächlich erscheinen sollte, interessiert mich. Das Universum ist nicht groß genug, dass es Platz für meine Neugier hätte“, meinte sie.
„Das war schön dahingesagt. Ist es ein eigenes Zitat oder färbt die Umgebung schon auf dich ab?“, frotzelte er.
„Schwachsinn. Das war ein eigenes Zitat. Es war eine Stelle aus meinem Buch. Wenn du willst, kann ich dir sogar die Seite sagen, und dann kannst du es nachlesen“, erwiderte sie ihm schnippisch.
„Nein! Ich glaube dir. Wie heißt dein Buch?“
„Wie soll es schon heißen? Das Fünfte Buch Alonis heißt es.“
„Und wie viele Bücher hast du bisher geschrieben?“, fragte er sie interessiert.
„Willst du Smalltalk mit mir veranstalten?“
„Ja, komm, warum nicht? Rutsch doch ein bisschen näher zu mir herüber!“, bot er ihr an, ohne dabei anzüglich zu wirken. Seine charmante Art war sehr verführerisch.
„Ich habe aber die Bank dreckig gemacht“, sagte sie und wischte mit einer lässigen Handbewegung über die steinerne Oberfläche.
„Das macht doch nichts. Wirf es hinunter und lass es liegen! Ich mache es danach weg. Ich habe diese Woche sowieso Putzdienst“, meinte er lapidar. Frau Alonis wischte die Bank sauber und rutschte einen Millimeter zu ihm hinüber, woraufhin sie seine Körperwärme spürte. Seine Augen leuchteten wie Feuerbälle. Sie fühlte sich verliebt wie damals. Schmetterlinge kitzelten in ihrem Bauch.
„Warum hast du nie wieder Kontakt zu mir aufgenommen? Du hättest mir doch einen anonymen Brief schreiben können? Nur damit ich weiß, dass du noch lebst, und ich mir keine Sorgen um dich machen muss“, fragte sie ihn.
„Aber du wolltest es nicht. Du hast dein eigenes Leben geführt. Das habe ich verstanden. Du wolltest Karriere machen, und das habe ich auch verstanden. Wieso auch nicht? Und dann musste ich auch meinem Ruf als Abenteurer gerecht werden und alle Welt in dem Glauben lassen, dass ich mit Überlichtgeschwindigkeit in ein Schwarzes Loch geflogen bin. Weißt du wie blamabel es für mich wäre, wenn die ganze Sache aufflöge? Du willst mir doch diese Peinlichkeit ersparen?“
„Warum konnten wir uns damals nur so gehen lassen? Wir haben uns der körperlichen Liebe wie besessen hingegeben und nicht an das Morgen gedacht. Wir haben unser Kind fremden Menschen gegeben und es vergessen. Wir haben nur an uns gedacht. Das Streben nach Macht und Anerkennung hat uns blind gemacht. Ich höre noch seine Schreie, als wir ihn zum letzten Mal gesehen haben. Warum hast du mich umgarnt, Don Kobayaschy? Warum musste ich dich jemals treffen? Ich wollte dich nie lieben…“, sagte sie mit zitternder Stimme.
„Der Mensch lebt nicht von Brot allein. Er braucht auch ein bisschen Luft und Liebe“, antwortete er sachlich.
„Hör auf, so zu reden!“, sagte sie und wandte ihren Kopf ab.
„Bitte, versteh doch! Meine Arbeit war sehr wichtig. Ich hätte dir gerne einmal einen netten Brief geschrieben, aber ich wollte kein altes Eisen zum Glühen bringen“, meinte er. „Hör auf, so zu reden! Es bringt nichts mehr. Ich hatte dich schon längst vergessen, und es gab auch viele andere nach dir“, log sie ihn an.
„Oh, Federike, hör auf,
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