Der Fall von Katara
Damit konnte sie leben.
„Willst du eine?“, fragte er.
„Eine was?“
„Eine Gesundheitszigarette? Du rauchst doch noch, oder nicht mehr?“
„Doch, doch. Irgendwas muss man ja für seine Gesundheit tun, oder?“, sagte sie kess.
„Ja. Das stimmt“, bestätigte er lachend und hielt ihr die Packung hin. Sie nahm sie, holte sich eine Gesundheitszigarette heraus und gab ihm die Packung zurück. Er bot ihr sein Feuerzeug an, damit sie nicht umständlich in ihrer Saumagentasche danach suchen musste.
„Ich kenne das Chaos in deiner Tasche. Hier, nimm es! Ich schenke es dir.“
„Oh, danke!“, sagte sie und nahm ihm das Feuerzeug ab. Sie zündete sich die Zigarette an, rauchte vorsichtig und betrachtete das Feuerzeug, auf dem Don Kobayaschys Name in dicken Lettern aufgedruckt war.
„Ich dachte, du bist inkognito hier?“, meinte sie lächelnd.
„Das bin ich auch. Hier ist doch niemand außer mir. Manchmal wenn ich ein bisschen Abwechslung brauche, gehe ich in die alte Druckerei hinter der Abschreiberei und drucke Don-Kobayaschy-Aufkleber für alles Mögliche. Meistens verkleide ich mich als Marketender, mische mich unter die Ramsch-Märkte von Gnomopolis und verschachere die Sachen für viel Geld, so wie sie mich damals verschachert haben. Und gleichzeitig mache ich Werbung in eigener Sache. Ganz praktisch, oder? Irgendwie muss man sich ja über Wasser halten“, rechtfertigte er sich.
„Hat diese Packung auch eine poligäische Steuermarke, oder werde ich nach einer gerauchten Zigarette krank, weil das Reinheitsgebot nicht eingehalten wurde? Woher hast du sie? Stopfst du sie selbst?“, fragte sie schmauchend.
„Ja. Du hast mich ertappt. Ich stopfe sie selbst und nehme die alte Packung immer als Behälter her“, antwortete er.
„Und was stopfst du hinein? Also, Gebirgspassnelken schmecke ich keine heraus und Bananenaroma scheinst du dir auch gespart zu haben.“
„Ach ja? Schmeckt sie dir nicht? Findest du sie zu fad?“
„Nein, nein! Sie schmeckt mir sehr gut. Darum frage ich ja. Ansonsten würde es mich nicht interessieren. Also?“, löcherte sie ihn.
„Jaja. Diese Gesundheitszigaretten bergen ein riesiges Geheimnis, und das soll ich dir jetzt anvertrauen?“
„Warum nicht? Es handelt sich doch nur um eine blöde Gesundheitszigarette. Entschuldige, dass ich ausfallend werde, aber du beanspruchst meine Geduld. Welche Spezialmischung hast du jetzt verwendet? Klärst du mich darüber auf, oder lässt du mich für immer im Dunkeln?“
„Also, Federike, ach, das willst du ja nicht, ähm, mit welchem deiner vielen Namen darf ich dich anreden?“
„Nenn mich Schwarze Dame!“
„Ach komm! Bist du jetzt im Domina-Geschäft tätig oder was soll der ganze Fetisch?“
„Ich wollte nur wissen, was in dieser ... ach, lassen wir das! Dann nenn mich, wie du willst!“, erklärte sie genervt.
„Ich kann dich nennen, wie ich will? Also bist du doch in diesem Domina-Geschäft tätig? Das dachte ich mir schon. Aber egal. Ich bin ein toleranter Mensch geworden, obwohl ich nicht auf Sadhu-Maso, äh, ich meine, auf diese Karma-Mitra-Spielchen stehe. Das habe ich auch überhaupt nicht nötig, weil ich täglichen Sex mit den Göttern habe. Du weißt ja: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Was wolltest du noch wissen?“
„Ich wollte nur wissen, welche Mischung du in deinen Gesundheitszigaretten hast. Ob sie Kräuter aus der Randprovinz enthalten oder ob du die Narrenschwämme hier von den Höhlenwänden gekratzt hast? Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Auf jeder legalen Packung stehen die Inhaltsstoffe auf Mikrotext, auch wenn es achthundert davon sein sollten. Also. Gibst du nun dein gehütetes Staatsgeheimnis preis, oder muss ich es aus dir herauskitzeln?“, bedrängte sie ihn.
„Du bist neugierig geworden? Dann pass auf, schöne Schwarze Dame! Das große Geheimnis ist das Papier, worin die ungesündesten Stoffe enthalten sind. Mein Papier ist so dünn wie die Neujahrsansprache des Poligäischen Bundespräsidenten. Bei den Filtern geht es weiter. Ich habe hochintelligente Filter eingebaut, die alle schädlichen Stoffe filtern und nur die gesunden durchlassen. Das lange Ende des Mundstücks enthält einen integrierten Strömungsgeschwindigkeits- und Temperaturregler, damit der Rauch immer konstant bleibt. Ich habe sogar Ionisatoren angebracht, die den Rauch homogenisieren…“
„Du hast dir also ganz schön Mühe gegeben. Und was ist jetzt darin enthalten? Was rauchen wir hier?
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