Der Fall von Katara
kleinen Experiments betrachten, das in meinen Augen geglückt ist. Erek ist ein Teufelskerl, der noch große Taten vollbringen wird. Er hat deine und meine wertvollen Eigenschaften geschenkt bekommen. Die eines Yakkis und die einer Threberin. Erek ist perfekt. Warum wohl ist sein Wert die letzten Stunden auf der interstellaren DNA-Börse um den Faktor Hundert gestiegen? Hm? Und die DNA-Spekulanten haben sich bisher noch nie geirrt…“
„Ja, du hast recht. Er ist von unschätzbarem Wert, bis jetzt. Wir konnten unsere Ergebnisse aber leider nicht verifizieren, weil er eine weitere Probe verweigert hat. Ich könnte mich schwarzärgern, dass ich nicht früher auf die Idee gekommen bin, ein komplettes DNA-Screening der Bevölkerung Poligäas vorzunehmen. Wie konnte mir Erek nur entgehen? Was sagst du? Er wird noch große Taten vollbringen? Also bis jetzt ist er nicht großartig aufgefallen. Wenn ich ein Resümee aus seiner Vita ziehen darf, dann wage ich zu behaupten, dass er ein Versager ist, obwohl ich zugeben muss, dass er in einem echt gut ist: im Untertauchen“, meinte sie.
„Er ist kein Versager. Er geht nur nicht mit seinen Talenten hausieren wie manch andere. Er ist schwer traumatisiert, weil seine Frau sich umgebracht hat.“
„Na und? Ich habe schon Hunderte umgebracht. Wo ist das Problem? Nein. Er ist zu schwach für diese Welt. Ich stelle mir meinen Sohn anders vor. Er hat viel zu viel von dir geerbt. Er beschäftigt sich zu sehr mit sich selbst und hat keine Ziele, außer auf der Welle des Chaos zu surfen. Unser beider Plan war es, dass wir mithilfe der Bio-Piraten ein Monopol auf alle erdenklichen Gene und die alleinigen Rechte zur kommerziellen Vertreibung unserer patentierten DNA bekommen. Dabei stört Erek doch nur. Er stellt eine Konkurrenz dar. Sobald ich ihn habe, werde ich ihn in kleine Scheiben schneiden und - solange er noch so hoch im Kurs steht - auf der interstellaren DNA-Börse verkaufen. Wirst du jetzt sentimental, Kobayaschy?“, fragte sie ihn.
„Du willst es also nicht verstehen? Wenn du Erek aufs Börsenparkett wirfst, dann werden die Spekulanten sich wie Hunde auf sein Genom stürzen. Dabei wird aber eine riesengroße Erek-DNA-Blase generiert, wodurch das gesamte System kollabieren könnte. Und wenn die anderen seinen DNA-Code erst entschlüsselt haben, wird sich dieser Code schneller verbreiten, als das Licht. Danach sind seine Gene nichts mehr wert. Nein. Mit Ereks DNA müssen wir genauso vorgehen wie mit meiner DNA. Am besten wäre es, wenn niemand seine DNA bekommt, außer uns. Er gehört uns, und wir haben die alleinigen Rechte auf ihn. Verstehst du jetzt?“, erklärte er ihr.
„Jetzt wird mir einiges klar. Ja, ich habe dich verstanden, Kobayaschy!“, sagte sie.
„Ich wusste, dass du es verstehen wirst. Du bist eine kluge Schwarze Dame. Also. Du musst versuchen, so schnell es geht, Erek zu erwischen und auf einen von uns kontrollierten Exil-Planeten zu verfrachten. Wie auch immer. Ihm darf dabei kein Haar gekrümmt werden. Ganz im Gegenteil. Zieh ihm ein Haarnetz über, damit er keine einzige Kopfschuppe mehr verliert!“
„Gute Idee, Kobayaschy! Das werde ich machen. Aber lass uns nicht immer über meine Arbeit reden! Erzähl lieber etwas von dir, Kobayaschy! Woran arbeitest du, wenn du nicht die ungelösten Kernfragen der Physik beantwortest?“, wollte sie von ihm wissen.
„Moment! Das, was du jetzt wissen willst, ist Industriespionage, oder nicht?“, sagte er scherzhaft.
„Komm, übertreib bitte nicht! Du bist doch keine Industrie.“
„Das nicht. Ich bin aber ein gewaltiges Einmann-Unternehmen. Mit einer einzigen Idee sind schon Milliardäre geboren worden. Man sollte seinen geistigen Inhalt nicht sinnlos verschleudern, findest du nicht auch?“
„Aber was bringt es dir, wenn du keine Mitdenker oder konstruktiven Kritiker hast, die dich auch intellektuell weiterbringen könnten? Ideen müssen wie eine reichhaltige Frucht heranreifen (1. Buch Alonis, Seite 34). Dazu brauchen sie auch eine gewisse Art geistiger Düngung“, zitierte sie sich selbst.
„Hört, hört! Und inwieweit würdest die Streuung anlegen? Also würdest du diesen geistigen Dung hochkonzentriert ausbringen oder eher dünn auftragen?“
„Könnte es sein, dass dieses Gespräch in die Geschmacklosigkeit abdriftet?“
„Aber du hast doch damit angefangen?“, erwiderte er.
„Ich habe nicht damit angefangen. Du verdrehst meine Worte und verstehst den Sinn meiner Aussagen nicht.
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