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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Wachtposten atemlos. »Von See aus nähern sich große Flöße, die von Ungeheuern gezogen werden. Ganz Thormain ist in Aufruhr!«
    Argur wandte sich ab. »Keiner rührt die Gefangenen an!« befahl er. »Wir brauchen sie lebend!«
    Dann winkte er Welleynn, und gemeinsam verließen sie den Kerker.
    *
    Argur von Solth stand mit Welleynn am höchsten Turm des Nestes und überblickte von dort die Situation. Weit draußen auf dem Meer der Spinnen näherte sich Thormain eine seltsame Flotte.
    Die vorderste Front wurde von gewaltigen schlangenähnlichen Wesen gebildet, deren geschuppte Schädel gezackte Kämme aufwiesen. Vorne wuchsen ihnen Beine aus dem Hals, die sie wie im Laufen nach vorne stießen. Aus den Seiten der Schlangenkörper wuchsen große Flossen, mit denen sie das Wasser peitschten und die sie wie Galeerenruder im Takt schlugen. In ihrem Schlepptau hatten sie insgesamt sieben große Flöße, die von Kriegern dicht besetzt waren. In der Mitte eines jeden Floßes brannte ein helles Feuer, dessen Schein sich in den Waffen der Krieger spiegelte.
    Aus dem Hafen erklang das Tuten der Alarmhörner.
    »Schiffe klar zum Auslaufen!« befahl Argur dem Herold hinter ihnen. Dieser blies dreimal hintereinander in sein Horn. Das Folgetonzeichen wurde von anderen Herolden aufgenommen und immer wiederholt.
    »Das ist eine lächerlich kleine Streitmacht, die die Caer gegen uns aufzubieten haben«, sagte Argur von Solth spöttisch. »Es können nicht mehr als fünfhundert Mann sein. Ha, wir werden die Flöße auf See abfangen und diese ganze Bande ertränken.«
    »Vergiss die Seeungeheuer nicht!« mahnte Welleynn mit besorgter Stimme. »Das ist nicht der Angriff eines herkömmlichen Kriegerheers. Hier ist Magie mit im Spiel.«
    Argur wurde für einen Moment unsicher, dann winkte er herrisch ab. »Wir haben einhundertzwanzig Kriegsschiffe gegen sieben Flöße aufzubieten«, sagte er. »Nicht einmal Drudins Magie wäre imstande, dies wettzumachen. Sieh, die ersten Schiffe laufen aus. Nein, mir ist nicht bange vor dieser Schlacht.«
    »Es ist nur die Frage, ob alle Schiffe rechtzeitig aus dem Hafen kommen«, meinte Welleynn. »Es herrscht fast völlige Windstille.«
    Argur musste dem Scharfrichter recht geben. Die Segel der Schiffe hingen schlaff von den Masten. Die Mannschaften mussten zu den Rudern greifen, um sie überhaupt von der Stelle zu bringen. Hinzu kam noch, dass die Schiffe einander im Wege waren.
    Solche Schwierigkeiten hatten die Caer nicht. Die Windstille konnte ihnen überhaupt nichts anhaben, denn ihre Flöße wurden von den Seedrachen gezogen, die eine schier unglaubliche Geschwindigkeit entwickelten.
    Noch ehe ein Dutzend Schiffe den Hafen verlassen hatten, waren die Seedrachen heran. Sie schwärmten fächerförmig aus und suchten sich Lücken zwischen den Schiffsbäuchen. Plötzlich aber peitschten sie ihre Schlangenkörper nach links und rechts und schleuderten sie wuchtig gegen die Breitseiten der Schiffe.
    Argur konnte es bis zum höchsten Turm des Nestes herauf krachen hören, als die starken Planken zersplitterten.
    Die Seedrachen aber schwammen weiter und zogen die Flöße ungehindert hinter sich her.
    »Die Seeschlacht findet nicht statt«, stellte Welleynn fest. »Im Hafen sind sich unsere Schiffe nur gegenseitig im Wege und laufen zudem noch Gefahr, von diesen Seeungeheuern zertrümmert zu werden. Du musst den Befehl zum Rückzug geben, Argur!«
    Aber der »König der Meere« war nicht in der Lage, irgendeinen Befehl zu geben. Fassungslos musste er mit ansehen, wie die Seedrachen das Hafenbecken in gerader Linie durchpflügten und die im Wege stehenden Schiffe zerschmetterten.
    Die Flöße mit den caerischen Kriegern wurden längst nicht mehr von den Ungeheuern gezogen. Sie trieben in den Hafen hinein und auf die inneren Kaimauern zu. Kaum legten sie an, als die Caer auch schon ihre Gefährte verließen und an Land stürmten. Die wenigen Piraten, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden einfach niedergerannt.
    »Ein Glück, dass die Warnung zu spät kam und wir nicht alle Schiffe ausreichend besetzen konnten«, sagte Welleynn. »Denn sonst hätten wir nicht mehr genügend Leute, um die Stadt zu verteidigen.«
    »Herold, blas zum Rückzug!« befahl Argur, als sei er aus einem Traum erwacht und erkenne die bedrohliche Lage erst jetzt. »Wir schließen die Tore. Sollen sich die Caer an den Stadtmauern die Schädel einrennen.«
    Wieder erschollen die Hörner. Aber es war gar nicht mehr nötig, die

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