Der Fall von Thormain
brannte. Außer den Waffen und dem Rüstzeug war keine Ladung mitgenommen worden. Kein Proviant, kein Tropfen Wasser.
Der Hunger begann in den Eingeweiden der Krieger zu nagen, der Durst trocknete ihre Mundhöhlen aus. Der Zorn darüber, dass sie ohne Vorräte fernab vom Land in der Meeresströmung treiben mussten, ohne zu wissen, warum, stand ihnen in die verwegenen Gesichter geschrieben.
Der Zorn wandelte sich zur Wut, Hunger und Durst ließen ihre Augen schließlich vor Hass sprühen. Ihre grollenden Blicke galten dem Mann in der Priesterkleidung, der hoch aufgerichtet auf dem mittleren Floß stand und durch die Schlitze seiner Gesichtsmaske auf das ruhige Meer hinausblickte.
»Wir sind hungrig«, sagte der Anführer der Kriegerschar.
Aber der Priester schien ihn nicht zu hören. Obwohl er aufrecht und steif dastand, war er in sich versunken.
»Wir sind durstig, Turwell«, sagte Clingol im Namen seiner Krieger.
Turwell, der Caer-Priester, hörte es, aber er fand es noch nicht an der Zeit, zu antworten. Der Dämon, der in seinem Körper wohnte und seinen Geist beherrschte, hatte ihm zum Warten geraten.
»Meine Krieger sind ungehalten, Turwell«, sagte Clingol barsch. »Wir wollen zu essen und zu trinken. Und sie wollen wissen, warum sie untätig auf dem Meer der Spinnen treiben müssen.«
Jetzt, sag es ihnen!
Turwell drehte sich zu Clingol um und zeigte ihm seine Maske. »Wenn ihr durstig und hungrig seid, dann richtet eure Blicke in die magischen Feuer«, sagte Turwell »Das wird euch stärken, das wird euch unüberwindlich machen. Und die Flammen werden euch alle Fragen beantworten. Ich befehle es dir, Clingol!«
Der Befehl eilte von Floß zu Floß, und alsbald starrten die Krieger in die magischen Flammen. Und sobald sie hineinsahen, konnten sie ihre Augen nicht mehr von dem unwirklichen Flammenspiel lassen.
Sie vergaßen ihren Hunger, ihren Durst. Sie fühlten sich stark, unüberwindlich. Jeder Krieger wurde so stark, dass er drei Mann ersetzen konnte. Die Flammen wühlten sie auf, brachten sie fast zur Raserei, stachelten ihre Wut ins Unermessliche an. Aber ihr Hass richtete sich nicht mehr gegen die hoch aufragende Gestalt im Priestergewand, sondern gegen den Feind.
Kampf!
Turwell nahm die Wandlung des Kriegerhaufens zufrieden zur Kenntnis, und sein Dämon war es auch. Jetzt war er an der Reihe. Es galt, eine magische Brücke zu schlagen und über diese die Beherrscher des nassen Elements zu erreichen.
Turwell begann seine Beschwörung. Wie ein Fischer seine Angel oder sein Netz warf Turwell seinen aus Zaubersprüchen gesponnenen Köder aus. Er ließ sein schwarzmagisches Gewebe auf eine weite Fläche der Wasseroberfläche sinken und ins nasse Element eintauchen. Tiefer, immer tiefer, in eine Tiefe, wohin nie ein Strahl Sonnenlicht fiel. Hinunter in die Abgründe des Meeresbodens, wo namenlose Bestien und abscheuliche Ungeheuer ihre Jagdgründe hatten.
Das magische Netz erreichte eine Herde dieser Wesen, die die ewige Nacht ihres Reiches nur verließen und zur Meeresoberfläche kamen, wenn sie in ihrem eigenen Revier keine Nahrung mehr fanden.
Turwells Magie schlug sie augenblicklich in ihren Bann, versprach ihnen reiche Beute und Befriedigung ihrer mörderischen Triebe. Und er holte den Köder ein und zog einen Schwarm blutgieriger und heißhungriger Meeresbewohner mit.
Auf einmal begann das eben noch ruhige Meer zu schäumen und zu brodeln. Schuppige Schädel auf langen Hälsen stießen aus dem Wasser hervor, schlangengleiche Körper peitschten zuckend durch die Luft.
Aber Turwell hatte das magische Netz sicher im Griff. Er bändigte die wilde, ungestüme Meute und lenkte sie schließlich wie ein Kutscher sein Pferdegespann.
Auf den schaukelnden Flößen regten sich die Krieger nicht. Sie starrten in die magischen Flammen, die sie sättigten und ihren Durst löschten, die sie stärkten und ihnen übermenschliche Kräfte gaben.
Und die magischen Flammen bewirkten, dass aus jedem Mann drei Krieger wurden.
So strebten die sieben Flöße, im Schlepptau des magischen Netzes und von riesigen Seedrachen gezogen, dem Land zu.
Es war eine rasende Fahrt. Eine unheimliche Fahrt ohne Wind und Segel, die nur kraft der Schwarzen Magie von Turwells Dämon zustande kam und an deren Ende die Krieger der ersehnte Kampf erwartete.
*
Als Argur von Solth berichtet wurde, dass der caerische Ritter durch nichts zum Sprechen zu bringen sei, machte er sich auf in den Kerker.
Es gefiel dem »König der
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