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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Piraten dazu aufzufordern, sich innerhalb der Stadtmauern zurückzuziehen. Sie hatten erkannt, dass sie außerhalb der Stadt auf aussichtslosem Posten standen, und flohen vor den heranrückenden Ungeheuern, die den wie besessen kämpfenden Caer vorauseilten.
    Viele der Piraten fielen, bevor sie die sicheren Stadttore erreichten. Sie wurden entweder von den Ungeheuern niedergewalzt, von ihren Klauen erschlagen oder durch die Luft geschleudert, oder sie sahen sich rasenden Caer gegenüber, die ihnen keine Gelegenheit zur Gegenwehr gaben.
    »Was kann diese Macht aufhalten?« sagte Welleynn wie zu sich selbst. »Es gibt nichts in der Welt, was man der Magie der Caer-Priester entgegenhalten könnte.«
    Argur wirbelte herum und schlug dem Scharfrichter den flachen Handrücken ins Gesicht.
    »Kluge Reden führen, das kannst du!« schrie er ihn an.
    »Aber noch ist Thormain nicht gefallen. Die Caer haben uns überrascht, das ist alles. Wenn sich unsere Leute erst gesammelt haben, dann werden sie es ihnen schon zeigen. Wir Thormainer verstehen immer noch zu kämpfen.«
    Argur drehte sich wieder um und blickte zum Hafen hinunter. Der Rückzug war abgeschlossen, die Piraten hatte sich hinter die Mauern zurückgezogen. Argur ballte die Hände und lächelte grimmig. »Jetzt werden wir uns verteidigen!« sagte er.
    Aber das Lächeln gefror ihm auf den Lippen, die gerade noch empfundene Zuversicht wandelte sich in blankes Entsetzen, als er sah, was sich dort im Hafen anbahnte.
    Dort stand auf einem der Wehrtürme eine schwarzverhüllte Gestalt, deren Umhang silbrig schimmerte und deren Gesicht im Rot einer Maske leuchtete. Ein Caer-Priester!
    Argur schleuderte ihm einen wütenden Fluch entgegen, als er sah, wie der Caer-Priester beschwörend die Arme durch die Luft schlenkerte. Und dann geschah das Unglaubliche.
    Die Seeungeheuer sammelten sich zu einer Linie und setzten sich in Richtung der Stadtmauer in Bewegung.
    Sie verfielen in immer schnelleren Lauf, als ziehe sie dieses auch für sie unüberwindliche Hindernis magisch an.
    Argur widerstand der Versuchung, die Augen zu schließen, als die schweren Körper wuchtig gegen die Mauer prallten. Es gab ein dumpf dröhnendes Geräusch, die Ungeheuer zuckten unter unnatürlichen Verrenkungen und brüllten markerschütternd auf.
    Für Argur und für alle, die das Gebrüll dieser Kreaturen hörten, war klar, dass der Caer-Priester sie in den Tod getrieben hatte. Aber sie hatten durch die Wucht des Aufpralls nicht nur ihr Leben gegeben, sondern auch die Mauer eingerannt.
    Argur konnte sehen, wie die Mauer Risse bekam und sich dann nach innen senkte und krachend einstürzte, die Piraten mit sich reißend, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Die Ungeheuer hatten eine Bresche von gut sieben Mannslängen geschlagen.
    Dort tauchten nun die Caer-Krieger auf, kletterten über die Trümmer der Mauer und über die zuckenden Leiber der Ungeheuer hinweg und drangen durch die Bresche in Thormain ein.
    »Welleynn!«
    Als der Scharfrichter keine Antwort gab, drehte sich Argur um. Aber er war mit dem Herold allein. »Welleynn, du Schuft!« schrie Argur und stürzte zur Wendeltreppe und diese hinunter. Er war sicher, dass der Scharfrichter alles für eine Flucht vorbereitet hatte. Und was sollte aus ihm werden?
    Das Nest ließ sich gut verteidigen, so dass er sich mit seinen Leuten einige Zeit würde halten können. Aber was war danach?
    In seiner Verzweiflung fielen ihm die Gefangenen ein, und in seinem Kopf nahm die Idee Form an, sie den Caer im Austausch für freies Geleit anzubieten.
    Aber noch war Thormain nicht gefallen. Dreitausend Piraten, die weder Tod noch Dämonen fürchteten, sollten es doch mit einem kümmerlichen Haufen Caer-Kriegern aufnehmen können.
    Argur von Solth ließ noch nicht alle Hoffnung fahren, aber er baute für den Fall vor, dass seine schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiteten.
    *
    Mythor hielt den Lichtstein mit einer Hand ins Wasser, so dass er gegen sein Gesicht abgedeckt war, ihn nicht blenden konnte und nur nach unten schien.
    Das Wasser war gar nicht so dunkel, wie es ihm beim erstenmal vorgekommen war. Aber Unreinheiten trübten es. Von irgendwelchen gefräßigen Ungeheuern war nichts zu sehen. Doch vielleicht warteten sie weiter unten auf ihn?
    Die Glocke sank ziemlich rasch tiefer. Mythor schätzte, dass er sich nun schon vier Mannslängen unter dem Wasserspiegel befand. Die Mauer des Brunnenschachts war mit einer grünlichen, schleimigen

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