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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Meere« nicht, dass er dabei gestört wurde, als er gerade durch List und Tücke versuchte, die schöne Kalathee herumzubekommen. Sie beharrte noch immer darauf, zusammen mit ihrem Milchbruder Mythor ein magisches Gelübde geleistet zu haben. Argur hätte die Wahrheit herausfinden können, indem er ihr einfach Gewalt antat. Doch im Fall, dass sie nicht log, hätte magisches Feuer ihn verzehrt, und daran lag ihm wenig. So versuchte er ihre Aussage im Verhör zu erschüttern. Aber sie blieb bei ihrer Behauptung.
    O'Marn kann eigentlich auch nicht hartnäckiger sein, dachte Argur, wozu noch kam, dass man es mit dem Ritter einfacher hatte, weil man ihn foltern konnte. Kalathee dagegen wollte er nicht verstümmeln.
    Argur fand O'Marn in der Folterkammer vor. Der Ritter baumelte an Ketten mit dem Kopf nach unten. Gaymon heizte gerade ein Kohlenbecken an. Ein anderer Folterknecht richtete Reißwerkzeuge und Brandeisen her.
    Nyala von Elvinon lag auf dem Streckbett, aber am Rad war noch nicht gedreht worden.
    Nottr, der Wilde aus dem fernen Osten, steckte mit beiden Beinen in Zwingen, aber man war noch nicht dazu gekommen, sie ihm zu quetschen.
    Sadagar hatte ein Würgeeisen um den Hals. Seine Schultern waren entblößt. Welleynn, der neben dem Steinmann stand, gab einem Folterknecht ein Zeichen, damit er ihm die Schultern durchbohre. Als Sadagar das merkte, verlor er die Besinnung, und Welleynn gebot dem Gehilfen enttäuscht Einhalt.
    Argur war froh, dass die Folterung noch nicht begonnen hatte. Er konnte schon lange kein Blut mehr sehen, und die Schreie der Gepeinigten setzten ihm arg zu.
    Er ging zu O'Marn, legte den Kopf schräg und sagte: »Eigentlich würde ich dir lieber gerade ins Gesicht sehen, Ritter, wenn ich mich mit dir unterhalte.«
    »Ich habe dir nichts zu sagen«, erwiderte Coerl O'Marn. »Das war mein letztes Wort.«
    »Du wirst noch um ein Gespräch mit mir betteln«, sagte Argur von Solth und gab Gaymon ein Zeichen.
    Der Knochenbrecher ließ von dem Becken mit der Glut ab, rückte sich Gesichtsmaske und Schürze zurecht und kam zu O'Marn. Mit ein paar schnellen Griffen entledigte er ihn seines Kettenhemdes und seines leinenen Untergewandes und warf alles achtlos in eine Ecke.
    »Wie gehst du vor?« fragte Argur mit belegter Stimme und blickte dabei zur Seite. Dabei fiel sein Blick auf Nyala, und er dachte, dass dieses üppige Mädchen eigentlich zu schade für die Folterkammer sei.
    Gaymon zupfte O'Marn an den grauen Brusthaaren und riss ihn dann am Haupthaar, doch der Ritter verzog keine Miene.
    »Zuerst werden wir ihm die Körperhaare versengen«, erklärte Gaymon. »Dann werde ich ihn mit glühenden Zangen reißen. Wenn das nichts hilft, dann werde ich.«
    »Genug!« befahl Argur. Er hatte Nyala beobachtet, und es war ihm aufgefallen, wie sie bei Gaymons Worten zusammengezuckt war, als hätte er diese Torturen bereits vorgenommen.
    »Hast du gehört, O'Marn?« sagte Argur zu dem Ritter. »Du könntest dir das alles ersparen, wenn du uns verrätst, was dein Volk vorhat. Ein Mann deines Standes muss wissen, ob und wann und wo die Caer einen Überfall auf Thormain planen. Wenn du uns das verrätst und uns Vorschläge unterbreitest, wie wir uns am besten verteidigen können, bist du ein freier Mann.«
    Coerl O'Marn schwieg.
    »Genauso gut könnte man einen Granitblock beschwatzen«, sagte Gaymon. »Aber ob er auch schweigt, wenn ich ihn behandle?«
    »Doch, denn ein Ritter wie er fürchtet weder Schmerz noch den Tod«, sagte Argur. »Aber ob er auch stumm bleiben wird, wenn er mit ansehen muss, wie dasselbe mit seinem Liebchen geschieht?«
    O'Marns Gesicht blieb auch bei diesen Worten ausdruckslos, und er zeigte durch nichts an, ob Argur seinen wunden Punkt getroffen hatte.
    Argur ging zum Streckbett und beugte sich über Nyala. »Eigentlich schade, dass so viel Schönheit in einer Folterkammer zerstört werden soll«, sagte er in scheinheiligem Bedauern.
    Nyala sagte kein Wort. Sie kräuselte die Lippen - und dann spuckte sie ihm ins Gesicht. Argur fuhr mit einem zornigen Aufschrei zurück. Er blickte wie rasend um sich, sah, wie Gaymon gerade eine Zange ins Kohlenbecken hielt, um sie zum Glühen zu bringen. Er stürzte hinzu, um sie ihm aus der Hand zu reißen.
    Doch dazu kam er nicht mehr. Die Kerkertür flog auf, und eine Wache erschien darin. »Caer!«
    Argurs Wut verrauchte. »Schon wieder eine Vorhut?« fragte er.
    »Nein, diesmal handelt es sich um eine größere Streitmacht«, berichtete der

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