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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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hoch war. Der große Torbogen passte zu den hier herrschenden Größenverhältnissen; hier war alles riesenhaft.
    Während Mythor die Stufen zum Portal hochkletterte, musste er unwillkürlich an die Gruft der Gwasamee denken. Auch diese war als Ganzes aus einem riesigen Fels gehauen worden, wenngleich es sich um einen edleren Stein gehandelt hatte.
    Bedeutete dies, dass es sich hier ebenfalls um einen Fixpunkt des Lichtboten handelte? Aber warum war hier alles ins Riesenhafte vergrößert?
    Mythor musste daran denken, was ihm Wamdon über die Ureinwohner dieses Gebiets gesagt hatte. Der Aurogaer war überzeugt, dass es sich bei ihnen um Diener der dunklen Mächte gehandelt hatte, die das Werk des Lichtboten zunichte machen wollten.
    Demzufolge hätte dies ein Stützpunkt des Lichtboten sein können, den die Riesen auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und entfremdet hatten.
    Mythor spürte Enttäuschung in sich aufkommen. Wenn er nun zu spät kam und das Vermächtnis des Lichtboten nicht mehr vorfand? Wenn statt dessen die Dämonen ihre böse Saat hinterlassen hatten?
    Er kämpfte gegen die wachsende Verzweiflung an und sagte sich, dass er sich erst mal umsehen musste, um die Lage zu erkunden, bevor er voreilige Schlüsse zog.
    Da war der Torbogen. Mythor überwand die letzte Stufe. Er blickte zu dem Portal hoch und kam sich darunter wie ein Zwerg vor. Langsam senkte er den Blick und richtete das Licht des Steines nach vorne.
    Hinter dem Portal lag ein kurzer Gang, der zu einer Nische führte. Dort stand auf einem steinernen Sockel ein annähernd eiförmiges Gebilde, das ebenfalls aus Stein zu bestehen schien.
    Aber einen solchen Stein hatte Mythor noch nie gesehen. Er wirkte brüchig und besaß eine zerfurchte und löchrige Oberfläche. Er erinnerte Mythor an erkaltete Lava, an Schlacke - und doch war er irgendwie anders. Die vielen großen und kleinen Löcher wirkten wie zerplatzte Blasen, die erstarrt waren.
    Das musste der Himmelsstein sein, von dem Wamdon erzählt hatte.
    Beim Näherkommen stellte Mythor im Schein des Lichtsteins fest, dass in den Himmelsstein ein derbes Gesicht gehauen worden war. Im Spiel von Licht und Schatten erkannte er den drohend nach unten gezogenen Mund, eine breite, flache Nase und die Augen.
    Diese Augen. es waren im Grunde genommen nur zwei Löcher, wie sie der Himmelsstein in großer Zahl aufwies, deren Umrisse mit dem Meißel verfeinert worden waren. Das Besondere dieser Augen war jedoch das zunehmende Leuchten, das aus ihrer Tiefe drang, je näher ihnen Mythor kam. Zuerst waren sie ihm als zwei leere, dunkle Höhlen erschienen, die das Abstoßende dieser steinernen Fratze nur unterstrichen. Doch mit jedem Schritt, den er darauf zumachte, milderte sich dieser Eindruck durch das sich verstärkende Leuchten.
    Und jetzt, als er keine zwei Schritte mehr entfernt war, erstrahlten die beiden Augen in hellem Glanz. Es glitzerte und funkelte darin das Feuer von zwei großen Edelsteinen, und dieses Lichterspiel hatte eine beruhigende Wirkung auf Mythor .
    Er wusste auf einmal, dass nicht der Himmelsstein selbst maßgebend war, sondern dass es nur auf diese beiden Leuchtfeuer ankam. Ihre sanfte Ausstrahlung vermittelte ihm den Eindruck, als habe der Lichtbote selbst sie hinterlassen, und er wusste, dass er am Ziel war.
    Die Diener der dunklen Mächte hatten den Himmelsstein selbst in eine Dämonenfratze verwandeln können, aber sie vermochten nicht, das Licht des Guten abzutöten. Alles Widerwärtige und Böse verblasste neben diesen Lichtern.
    Mythor war ehrfürchtig stehengeblieben; die Hand mit dem Leuchtstein hing an seiner Seite herab. Er brauchte ihn jetzt nicht mehr, da das Licht des Lichtboten ihn traf.
    Und während er im Schein der feurigen Steine badete, da war ihm, als sehe er in dem rechten Auge eine Bewegung. Er blickte genauer hin und erkannte auf einmal ganz deutlich, dass er sich nicht geirrt hatte.
    Die farbensprühenden Lichter des Edelsteins formten sich zu einem Bild von erhabener Schönheit und majestätischer Bewegung. Es schlug Mythor augenblicklich in seinen Bann.
    *
    »Diese verdammten Caer haben uns um unser Vergnügen gebracht«, sagte einer der Folterknechte, nachdem Argur von Solth und Welleynn den Kerker verlassen hatten. »Die Schlacht kann Tage dauern, und wir müssen dieses Pack so lange durchfüttern.«
    Er meinte damit Coerl O'Marn, Nyala von Elvinon, Nottr und Steinmann Sadagar.
    Gaymon, der Kerkermeister mit dem Metzgerschurz und der ledernen Gesichtsmaske,

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