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Der Fall von Thormain

Der Fall von Thormain

Titel: Der Fall von Thormain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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mich geschlagen«, sagte Yargh ergeben. »Ich führe euch zum thormainischen Brunnen.«
    »Das ist ein Wort«, sagte Nottr anerkennend und fügte drohend hinzu: »Aber wenn du uns wieder hintergehst, werde ich dir auch das andere Ohr abbeißen!«
    Yargh wurde daraufhin noch blasser, als er schon war. Schnell versicherte er: »Ihr könnt euch auf mich verlassen. Diesmal werde ich genau das tun, was ihr von mir verlangt. Wann wäre es euch denn recht? Morgen? Oder vielleicht übermorgen?«
    »Noch in dieser Nacht«, bestimmte Mythor. »Aber zuerst kehren wir beim Nöffenwurm ein.«
    »Warum denn das?« fragte Yargh verständnislos. »Wenn Dhalin, der Wirt, erfährt, dass ihr es wart, die seinen Weinkeller geplündert haben, reißt er uns alle in Stücke.«
    »Vor allem dich, denn du hast uns dazu angestiftet«, erinnerte Sadagar. »Im Fall eines Falles werden wir ihm das gewiss nicht verhehlen. Und jetzt marsch, marsch, sonst macht dir Nottr Beine.«
    Yargh setzte sich in Bewegung. Dhalins Schenke lag nur drei Straßen weiter in einer belebteren Gegend. Dennoch fand Yargh keine Gelegenheit zur Flucht, denn Nottr hatte ihm den Arm um die Hüfte gelegt, als sei er seine Geliebte.
    Dhalins Schenke war durch einen Drachen aus Stein gekennzeichnet, der wohl einen Nöffenwurm darstellen sollte. Aber Mythor sah keine Ähnlichkeit mit dem Ungeheuer, mit dem er es in Xanadas Lichtburg zu tun gehabt hatte.
    »Wollen wir nicht eine andere Wirtschaft aufsuchen?« schlug Yargh vor. »Der Nöffenwurm ist eine gar üble Spelunke.«
    »Aber es gibt nur von hier einen Verbindungsgang zum thormainischen Brunnen«, sagte Mythor. »Außerdem hat Nottr hier eine Verabredung mit dem Knochenbrecher. Es wäre etwas anderes, wenn Nottr davon Abstand nähme.«
    »Nie! Oder willst du mich einen Feigling schimpfen?« rief Nottr aus. Er drängte mit Yargh im Arm durch die Tür.
    Sie mussten eine steile, schlecht beleuchtete Treppe hinuntersteigen, über die sie in ein verrauchtes Gewölbe kamen, in dem ein unbeschreiblicher Lärm herrschte. Da sie keinen freien Tisch fanden, stiegen sie über eine weitere Treppe in ein tiefer liegendes Gewölbe hinab. Dieses war größer und nicht so voll. Ein Buckliger mit nur einem Auge, dem die speckige Lederschürze bis ans Kinn reichte, kam dienstbeflissen heran und führte sie zu einem Tisch, an dem zwei Piraten ihren Rausch ausschliefen. Der Bucklige kippte die Betrunkenen von den Stühlen, um für sie Platz zu machen.
    Mythor überließ es Nottr, die Bestellung aufzugeben. Der Lorvaner verlangte für jeden einen Krug Wein vom besten und dazu Schinken und Brot. Der Bucklige, zweifellos Dhalin persönlich, wand sich und druckste herum, bevor er es wagte, sich nach der Zahlungsfähigkeit seiner Gäste zu erkundigen.
    »Das geht alles auf Kosten des großmäuligen Gaymon«, erklärte Nottr. »Wenn es sein muss, werde ich die Goldstücke aus ihm herausprügeln. Und jetzt spute dich, Wirt!«
    Dhalin hatte es auf einmal eilig, sich von ihrem Tisch zu entfernen. Gewiss hatte er auch nichts Eiligeres zu tun, als die Nachricht zu verbreiten, dass da ein Lebensmüder sei, der sich mit dem gefürchteten Kerkermeister anlegen wollte. Denn über das Gewölbe senkte sich bald ein betretenes Schweigen, und man warf ihnen von allen Seiten scheue Blicke zu.
    Der Wirt kam mit der Bestellung, stellte das große Tablett ächzend ab und entlud es dann umständlich. Offenbar lag ihm irgend etwas auf der Zunge, was er loswerden wollte.
    Schließlich nahm er sich ein Herz und sagte zu Mythor: »Es ist mir eine große Ehre, dass so hochwohllöbliche Herren wie ihr zu Gast in meinem Hause sind. Aber wollt ihr nicht ein andermal wiederkommen? Morgen vielleicht? Ihr könnt dann trinken und essen, was ihr wollt, und es wird euch keinen Kupferling kosten.«
    Nottr schlug die Faust auf den Tisch, dass der Bucklige zusammenzuckte. »Wir sind Gaymons Gäste«, sagte der Lorvaner. »Und wenn du es nicht glaubst, dann warte nur, bis er kommt. Ich werde ihn dazu bringen, vor mir zu knien und es zu bestätigen.«
    »Ich glaube es auch so, edler Herr«, sagte Dhalin unbehaglich. »Die Sache ist nur die, dass Gaymon heute gar nicht kommen wird.«
    »Doch, er wird kommen«, versicherte Nottr. »Er hat es mir selbst gesagt. Und jetzt verschwinde!«
    Bevor sich Dhalin zurückziehen konnte, ergriff ihn Mythor in einer plötzlichen Eingebung am Oberarm und zog ihn zu sich. »Hast du überhaupt noch genügend Wein in deinem Keller?« fragte Mythor.

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