Der Fall Zamar (German Edition)
einer von der ‚Valina‘. Walter schaute unauffällig in Richtung Matrose.
„Warum hast du nicht gleich einen Matrosen befragt, als der vom Schiff ging?“
„Die waren alle fünf zusammen losgegangen. Die Situation war ungünstig“, erklärte Walter. „So, wie es jetzt eingetreten ist, habe ich gehofft, dass sie einzeln wieder zurück kommen.“
Daniel nickte nur. Der etwa 45-jährige Mann war nur noch zwanzig Meter entfernt.
Walter drehte sich jetzt um und lächelte dem Matrosen entgegen. „Hallo, mein Freund“, sprach er ihn auf Englisch an. „Du arbeitest doch auf der ‚Valina‘, oder? Wir müssen dich mal etwas fragen.“
Der Mann blieb stehen und zog seine Stirn kraus. Wohl hat er den Namen seines Schiffes herausgehört, dennoch den Rest des Gesprochenen nicht verstanden. „Ich nix Englisch“, brachte er gerade so hervor. Dann sprach er in russischer Sprache weiter: „Ich verstehe kein Englisch, ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich spreche nur Russisch.“
„Mist!“, gab Walter von sich. Er sprach zwar auch einige Sprachen, aber kein Russisch.
Monroe sah kurz zu Walter, dann zu dem Matrosen. „Gut, dann eben in Russisch. Mein Freund und ich wollten wissen, ob du auf dem Schiff ‚Valina‘ arbeitest?“ Er strahlte ihn freundlich an.
Walter blickte zu Dan und zeigte Anerkennung. „Ich habe für den Burschen noch einen Hundertdollarschein. Frag ihn, was dort auf See abgelaufen ist.“
„Warum wollt ihr wissen, ob ich auf der ‚Valina‘ bin?“
Daniel nahm die Dollarnote aus Walters Hand und zeigte sie dem Matrosen hin. „Du kannst dir ein kleines Taschengeld dazuverdienen.“
Der Mund des Matrosen wurde zu einem Lächeln breiter. „Ja, mein Schiff ist die ‚Valina‘.“
„Gestern am späten Abend stoppte euer Schiff auf hoher See. Was ging da vor sich?“ Daniel hielt ihm die hundert Dollar hin.
Schnell wurde seine Miene wieder ernst. Er nahm den Schein. „Das gestern Abend war sehr eigenartig. Wir stoppten auf See, ich dachte erst, eine der Maschinen sei defekt. Aber das klärte sich schnell auf, der Kapitän gab den Befehl. Eine Dreiviertelstunde später hielt ein kleiner Frachter längsseits. Meine Kumpels und ich fragten uns, was das werden sollte, aber unser Kapitän sagte kein Wort dazu. Dann drangen etwa 15 bewaffnete Männer an Bord und wir wurden in unseren Aufenthaltsraum eingesperrt. Unser Kapitän meinte nur, wir sollten keine Gegenwehr leisten, sonst wird alles nur schlimmer. Drei Stunden haben wir in der Bude gehockt. Diese Piraten hatten doch nur deshalb die Möglichkeit, an Bord zu kommen, weil wir die Maschinen stoppten.“ Der Mann machte eine Pause.
„Wo waren die beiden Offiziere?“, wollte Daniel noch wissen.
„Einer war oben auf der Brücke geblieben.“ Der Matrose sprach bedächtig, so, als müsse er genau überlegen, was er sagt. „Den anderen hatte man aus der Koje geholt und zu uns in den Aufenthaltsraum gesteckt.“ Wieder entstand eine Pause.
„Was sagt er?“, fragte Walter ungeduldig.
Daniel gab ihm das Gesprochene wieder. „Der weiß bestimmt noch mehr.“
Der Russe zögerte, ahnte er doch, dass die Männer noch ein paar Geldscheine mehr in der Tasche hatten. Zumindest wollte er versuchen, die Situation zu nutzen, um nicht auf das zusätzliche Geld zu verzichten.
„Was haben die Piraten auf dem Schiff gemacht?“, fragte Daniel eindringlicher.
Der Mann kratzte sich verlegen an seinem Kopf, sodass Daniel gleich erkannte, dies geschieht nicht wegen seiner ungepflegten Haare. „Ich müsste da scharf überlegen.“
Daniel zog aus seiner Jacke eine Fünfzigdollarnote und zeigte sie ihm.
„Na ja, gesehen haben wir nichts, aber gehört.“ Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. „Einige der Container wurden geöffnet. Sicher nur die, an die man auch rankommt. Es war nur minimal zu hören, aber ich habe es wahrgenommen. Aber nur deshalb, weil die Schiffsmotoren nicht liefen. Dieses Geräusch, wenn diese Containertüren geöffnet werden, kenne ich gut. Ich nehme an, dass dort etwas ausgeladen wurde. Ich weiß es nicht genau.“
Monroe drückte ihm die Banknote in die Hand. Bevor Daniel die nächste Frage stellte, gab er die Worte kurz in Englisch an Walter weiter. „Was war mit dem Siegel vom Zoll?“
Der Matrose kratzte sich an seinem Dreitagebart. „Als wir wieder Fahrt aufgenommen hatten und an Deck unsere Arbeit verrichteten, schaute ich unauffällig nach einigen Containern, die
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