Der Fall Zamar (German Edition)
die Regierungssprecher bekannt, dass es diese Gefangenenflüge nicht mehr geben wird. Aber die Arbeitsmethoden der Ermittler konnte man nicht ganz einschränken. Mit Blick auf die Menschenrechte könne man mit zögerlichem Handeln und liberalen Bedenken keinen Krieg gegen den Terror gewinnen, meinten die Direktoren der Dienste.
Also setzte man die Überstellungen von Gefangenen nach Jordanien, Usbekistan und Ägypten still und heimlich fort. Es wurde noch schweigsamer zusammengearbeitet als zuvor, die Geheimhaltung in den Ländern wurde noch besser bezahlt als zuvor. Und bis jetzt hatte sich daran nichts geändert.
Jeder Präsident will sein Land beschützen, so auch vor Terroristen. Jeder Präsident will auch alles besser machen als sein Vorgänger. Aber letztendlich greifen alle Regierungsobersten auf den Rat von erfahrenen CIA-Mitarbeitern zurück, sie müssen sich auf Dinge einlassen, die in der Öffentlichkeit nicht von jedem gebilligt werden, besonders von Politikern der Opposition. Also werden die Untersuchungsausschüsse im Kongress zufriedengestellt, einigen Leuten wird auf die Finger geklopft und dann beginnt das Katz-und-Maus-Spiel wieder von vorn. Nur noch leiser, zurückhaltender und ausgeklügelter.
Daniel riss sich aus seinen abschweifenden Gedanken los. Er nahm seine Waffe auseinander und fing an, sie akribisch zu reinigen. Bis zur Landung in der Türkei sollte alles perfekt sein.
Das Taxi hielt im südlichen Hafengelände an einer Lagerhalle, von denen es dort reichlich gab. Die Buchstaben MBTT prangten über dem Tor, Walter hatte ihn hierherdirigiert. Monroe gab dem Fahrer Geld und stieg aus, hinein in den geschäftigen Hafenlärm. Sein großer Rucksack hing über der linken Schulter. Mit dem einfachen schwarzen Pullover und der leicht abgewetzten Jeanshose hätte man auch denken können, er sei ein anheuernder Matrose. Die Sonne blendete, so legte er seine Hand als Schutz über die Augen. Er schaute sich um, aber Walter war nirgendwo zu sehen. Also wartete Daniel und beobachtete das Treiben. Zehn Meter weiter begann der Zaun, der das Gelände umgab, wo vier große Containerschiffe am Kai lagen. Ein Verladekran hievte einen Container auf ein Schiff, Hafenarbeiter fuhren mit Gabelstaplern über das Areal.
Zehn Minuten später tauchte plötzlich Walter an seiner Seite auf. „Du musst Dan sein.“
Daniel musterte seinen Kontaktmann, der etwa 1,80 Meter groß und braun gebrannt war. Walters osmanische, wettergegerbten Gesichtszüge verrieten, dass er wohl um die 50 Jahre sein musste. Eine zerschlissene Cargohose, eine dunkelgrüne Jacke über einem schwarzen T-Shirt und schwarze Arbeitsschuhe ließen ihn wie ein Hafenarbeiter aussehen.
„Ja, der bin ich.“ Sie gaben sich die Hand zur Begrüßung.
„Die Zeit drängt, ich will mich nicht lange mit Erklärungen aufhalten, da jeder von uns die Detailinformationen zu dem Fall schon hat. Das Containerschiff, welches für uns interessant ist, liegt noch immer hier.“
„Was ist mit dem Frachter, auf dem die Ware umgeladen wurde?“, fragte Dan.
„Der ist nicht mehr hier. Ich war nicht rechtzeitig im Hafen.“ Walter schaute immer wieder zur Hauptstraße hinüber. „Schneller konnte ich nicht hier sein, ich war in Syrien eingebunden. Dort ist verdammt viel los. Da ausländische Journalisten nicht berichten dürfen oder nur bestimmte Sachen zu sehen und zu hören bekommen, müssen wir anders an Informationen kommen.“
„Also gut, was hast du vor?“
„Im Moment sind noch fünf Matrosen des Frachters in der Stadt unterwegs, sie haben Landgang. Wenn die zurückkommen, müssen wir einen von den Seeleuten abfangen, bevor der in dem abgesperrten Gelände verschwindet. Mal sehen, was der uns so erzählen kann.“
„Das ist gut.“
„Komm, lass uns dort zum Haus rübergehen. Die Matrosen müssen dort lang, wenn sie wieder auf ihr Schiff wollen.“ Schon trabte Walter los. Sein Schritt schien eine gelassene Gemütlichkeit vorzutäuschen. Sie durften einfach nicht auffallen. „Jetzt heißt es Geduld haben.“
Sie überquerten den Platz und die Straße. Während der Wartezeit suchten ihre Augen das nähere Umfeld nach Auffälligkeiten ab. Alles schien wie immer abzulaufen, Lkws, die beladen wurden, Arbeiter, die von der Arbeit nach Hause schlenderten, oder kleine Transporter, die frische Meeresfrüchte zum Markt fuhren. Walter und Daniel warteten 30 Minuten, ehe ihnen ein Matrose mit drei Plastetüten in der Hand entgegenkam.
„Das ist
Weitere Kostenlose Bücher